B5: Bahr, Hermann_1 Schnitzler an Bahr, Typoskript, Seite 45

72) (Ansichtskarte)
14.7.906.
Marienlyst. Hier, lieber Hermann, wohnen wir seit 14 Tagen. Es ist runder-
schön, und wenn Du herkämst, könntest Du ein ang
zwar, aber auch ohne Brandwunden führen. Wir bleiben bis auf weiteres
Herzlichst Dein
Herzliche Erwiderung Ihrer lieben Grüsse Olga Schnitzler.
73)
Wien, 18.10.906.
Lieber Hermann,
eine Aehnlichkeit zwischen Deinem Art und dem Abschiedssouper wäre höchstens
irgendwo im äusserlich stofflichen zu finden, in innerlich stöfflichen schon
nicht mehr und gewiss nicht in "seelisch gestaltlichen"-Stupf zu inner grauen-
hafteren Worten auf - oder niederzusteiegen). Dein Problem ist viel ver-
zwickler, der Fortgang der Handlung gedrehter, spiraliger, jüdischer, gegen-
über der naiv gauloisen Fabel des braven Alten Anatoistückls, ausser-
dem wird bei mir soupirt und bei Dir doch eigentlich nur gejausnet. Die At-
mosphäre Deines Stücks ist dünner, schärfer-, Das ganze brutaler (für meinen
Geschmack im Beginn besonders bis zum Abstossenden brutal) angepackt. Venn
Du mir, oder dem guten Anatol, diesen interessanten Einakter widmen willst,
so nahm ich es natürlich mit Dank und Rührung an, nur musst Du mir erlauben,
Deine Erinnerung nicht als Anregungsquittierung und Ausdruck einer Gewissens-
schuld sondern als ein neues und daher xxxx wilkkommenes Zeich
an unserer
mir
guten Zusammengehörigkeit zu enpfinden und zu empfangen.
G.C.F.P.
Hoffentlich fügt es sich, dass wir einander vor der Abreise noch eine
sehen. (Cern möcht ich auch etwas, Reinhardt betreffendes, aber hauptsächlich
in meinem Interesse liegendes, mit Dir besprechen.)
Herzlichst, mit Grüssen von meiner Frau und mir
Dein
Arthur
74)
(Telegramm) 10.1.907.
Kann ich Dich Sonntag vormittag oder anderen Vormittat besuchen? Herzlichst
Arthur