B5: Bahr, Hermann_1 Schnitzler an Bahr, Typoskript, Seite 48

Wien XVIII, Spöttelgasse 7, 11. Okt. 07.
81)
Lieber Hermann,
aber xxx
ich danke Dir sehr, dass Duf mir ermöglichet hast Dein
weg als Scherz bezeichnest nehme 1
Dass Du es ko
durchaus Vergnügen und sehr oft Freude daran gehab
leicht Gestalten wie Korz und Fanni, auch Jason und
ernster bewegten Welt wiederzufinden, wie ich überhaupt
und Karikaturistik in dem Stück noch höher werten möchte.
Element. Ich hoffe (aus praktischen Gründen) Du bereitest das
einen glücklichen Untertitel ein wenig vor, wie es seine Augen ei-
hat, um mit ungestörter Lust schauen und geniessen zu xxx dürfen. Nennst
Ganze vielleicht burdenke Komödie oder so ähnlich. Ferner, wenn mir ein
scheidener Rat gestattet ist, würde ich die Schlussscene des zweiten Aktes
(den schwarzen Kuss) streichen, da mir ihr Humor zu Kadlbürgerlich scheint
im Verhältnis zu der grotesken Laune, die sonst durch die Komödie fegt.
Ob es den Leuten möglich sein wird sich ganz nach Deinem Villen in die gemäs-
sigtere Haltung des Schlusses zu finden, vag ich nicht vorher zu sagen.
das, was den "Vitz" in Deinem Stück vorstellt, reicht natürlich auch das aus,
was am Ende die "Pointe" wird,- und das burleske, wiedersetzt sich seiner
ganzen Natur nach jeder endgiltigen Erledigung. Es ist gleichsam aus dem
Chaes selbst geboren, während der Witz doch immer ein Spross des Tages ist,
in einer Art von festem Verhältnis zu unsern Sitten, unserer Ordnung, um erer
Tradition steht, auch wenn er sich über sie lustig zu machen scheint. Der
Witz bold besieht sich die Erde von einem Fesselballon aus, der Burleskant
schwebt frei in den Küften. In ihm steckt so sicher ein Anarchist, wie im
Witz bold ein Pedant. Dies nur nebenbei (wie es das Los der allgemeinen Be-
merkungen nun ist) im übrigen glaub ich, dass sich die Leute bei Deinem
Stück sehr amüsieren werden, selbst wenn sie es verstehen sollten.
G.C.F.P
G.F.P.
Herzlichste Grüsse auch von meiner Frau, lass doch von Zeit zu Zeit ein Vort
von Dir hören.
Dein
Arthur.
Vertraulich
82)
16.12.907.
Lieber Hermann,
ich weiss nicht, ob Du noch in Wien bist- schreibe Dir jedenfalls an Deine
Vr Adresse, aufsuchen könnte ich Dich keineswegs, weil meine Frau sich eben
in Rekonvaleggenen von einem Scharlach befindet - (doch schon gekrüftigt
nug, um Dich herzlichst zu grüs sein und Dir mit mir zu dem nachtigel
Erfolg schönstens zu gratulieren) - also unter uns formeller An-
Hebbeltheaters liegt mir vor: Beatrice nächste Saison, Ritscher
Meine Frage an Dich: Hältst Dus 1) für wahrscheinlt
Jafalle
die Beatrice reflektiert? 2) hältst
schar
zu
tischer als Hebbeltheater? 3) in welcher Zeit wäre
Entscheidung zu veranlassen?
-Du bist nicht böse, wenn ich Dich nochmals um veran-
handlung der Angelegenheit
Herzlichst der Deine