-28—
den, dass es wohl nicht mehr gestört werden kann, mögen unsere Meinungen
immerhin auch künftig noch manchmal auseinandergehen. Hugo ist
sehr stolz, weil er das Gefühl hat, in dieser Sache von jeher gescheiter
gewesen zu sein, als wir es Jahre lang waren.
Für Pötzl kann ich, so unerfreulich er sich gegen mich,
mit anonymen Briefen und auf Hintertreppen operierend, fortgesetzt be-
nimmt, eine stille Bewunderung nicht los werden, weil er doch das vollen-
detste Exemplar des bideren Wieners ist, und mir immer nur leid thut,
dass ihn Flaubert nicht gekannt hat, der ein wahres Freudengeheul über
ihn ausgestossen hätte. "Den Arier" müsste einmal Jemand schildern
und müsste einmal die andere Seite der "armen Spielleute" zeigen, den
gemütlichen Naderer, der eigentlich der Grundtypus des Osterreichers zu
sein scheint, was irgendwie sehr tief, mit dem Katholicismus zusammen-
zuhängen scheint - worüber Poldi und Hugo freilich Zeter und Mordio
schreien würden. Pötzl oder der Herr Davis von der "Reichswehr" oder
der Ton des Kikeriki - das sind lauter Sachen, die an den Hof Philipps
gehören und die ich mir grossartig von Velas-quez gemalt denken könnte.
Einen guten Sommer wünscht Dir herzlichst
Dein
Hermann
...J..J
Berg.
12.9.1901
re
Lieber Arthur!
Ich habe Deine Stücke gestern abends bekommen,nachts ge-
lesen und heute früh dem Bukovies gegeben. Die Idee, die Du in ihnen
mit Deiner wunderbaren,ja ganz einzigen Technik ausführst,geht mir sehr
nahe und berührt mich sehr; in einer der "Existenzen", für Salten, ist
was ähnliches gemeint, nur pantonimisch und schon deshalb wahrer darge-
stellt. In den „Lebendigen Stunden“ möchte ich die Verstorbene deutli-
den, dass es wohl nicht mehr gestört werden kann, mögen unsere Meinungen
immerhin auch künftig noch manchmal auseinandergehen. Hugo ist
sehr stolz, weil er das Gefühl hat, in dieser Sache von jeher gescheiter
gewesen zu sein, als wir es Jahre lang waren.
Für Pötzl kann ich, so unerfreulich er sich gegen mich,
mit anonymen Briefen und auf Hintertreppen operierend, fortgesetzt be-
nimmt, eine stille Bewunderung nicht los werden, weil er doch das vollen-
detste Exemplar des bideren Wieners ist, und mir immer nur leid thut,
dass ihn Flaubert nicht gekannt hat, der ein wahres Freudengeheul über
ihn ausgestossen hätte. "Den Arier" müsste einmal Jemand schildern
und müsste einmal die andere Seite der "armen Spielleute" zeigen, den
gemütlichen Naderer, der eigentlich der Grundtypus des Osterreichers zu
sein scheint, was irgendwie sehr tief, mit dem Katholicismus zusammen-
zuhängen scheint - worüber Poldi und Hugo freilich Zeter und Mordio
schreien würden. Pötzl oder der Herr Davis von der "Reichswehr" oder
der Ton des Kikeriki - das sind lauter Sachen, die an den Hof Philipps
gehören und die ich mir grossartig von Velas-quez gemalt denken könnte.
Einen guten Sommer wünscht Dir herzlichst
Dein
Hermann
...J..J
Berg.
12.9.1901
re
Lieber Arthur!
Ich habe Deine Stücke gestern abends bekommen,nachts ge-
lesen und heute früh dem Bukovies gegeben. Die Idee, die Du in ihnen
mit Deiner wunderbaren,ja ganz einzigen Technik ausführst,geht mir sehr
nahe und berührt mich sehr; in einer der "Existenzen", für Salten, ist
was ähnliches gemeint, nur pantonimisch und schon deshalb wahrer darge-
stellt. In den „Lebendigen Stunden“ möchte ich die Verstorbene deutli-