B5: Bahr, Hermann_3 Bahr an Schnitzler, Typoskript, Seite 65

-63—
V.
19.5.1907
150
Lieber Arthur!
Dank schön für den zweiten Brehm, den ich noch einige Zeit
behalten möchte,er macht mir ein unsinniges Vergnügen.
Du bist hoffentlich nicht bös und misverstehst es nicht,
wenn ich Dir sage, dass ich gerade in den Anfängen einer neuen Arbeit
stecke und daher, bei der lächerlichen nervösen Angst, die ich dann im-
mer habe, ich könnte über Nacht meinen Gegenstand dann wieder verges-
sen oder er könnte mir entweichen, sogar Deinen mir immer so lieben
Besuch etwas hinausverschoben wünschen würde,es wäre denn, dass Du
irgend was Dringendes mit mir zu besprechen hättest,in welchem Falle
ich natürlich zu jeder Stunde und jedem Tage für Dich bereit bin.
Mit den herzlichsten Grüssen, auch an Frau Olga,
Dein alter
Hermann
29.9.1907
151
Lieber Arthur!
Ich habe, seit ich zurück bin, jeden Tag zu Dir wollen,
jeden Tag kam was anderes dazwischen und ich war so gehetzt, dass es
leider wirklich nicht ging. Nun wieder nach Berlin abreisend, kann
ich Dir und Deiner lieben Frau nur noch die herzlichsten Grüsse und
alle guten Wünsche für den Winter schicken. Ich möchte Dir noch sagen
dass uns im Sommer Dein neues Buch "Dämmerseelen" ein sehr lieber Ge-
fährte war, und möchte Dich bitten, Dir von Salten mein neues Stück ge-
ben zu lassen und es dann an Richard weiter zu geben; ich habe jetzt
leider kein anderes Exemplar frei und wüns ehe sehr, dass Du den Scherz
kennen lernen mögest.
Herzlichst Dein alter
Hermann