V. P.
K. J. K. Garnisont-Spital Nr. 1 in Wien - 6. Kranken-Abteilung - Nov. 1916
Z P Nr. 60'75
E.N.
Spk.
von seiner Einrückung, nichts von der Untersuchung seines
Geistes-Zustandes
Ueber eine Art schwachsinnig-verlogenes Verhalten des
AERZTILICHER BEFUND
Jungen in der Schule schon zur Process-Zeit und vor der Process-
Zeit war sofort nach der Fällung des Urteils gegen mich eine
Ausserung eines Lehrers des Oskar Freund bei Gericht eingelaufen;
über den Einj. Freiwill. des L.-I.-R. 1/1 - Oskar Freund
dennoch wurde meiner wolfundirten Nichtigkeits-Beschwerde nicht
Folge gegeben ; man hätte eben nicht die Verteidigung und auch
1889-1914, welcher am 6. XI. 1916 behuis Beobachtung - Konstatirung
nicht die Richter und auch nicht den Fall - denn es war gar kein
Fall, keine Tatsache da! - sondern den Angeklagten ändern müss-
seines Geisteszustandes obigem spitale übergeben wurde
en - dann wäre alles gleich ganz anders verlaufen...
Die ärztliche Untersuchung ergab nachfolgenden Befand
Weitere Nachforschung ergab noch, dass der Vater des
Denuncianten - Dr. Arthur Freund - im Jahre 1915 Selbstmord ver
" Gegenstandloses leeres Herumreden, unmolivirt lüppisches
übt hat, nach Aussagen eines mit ihm gut Bekannten selbst geistig
minderwertig gewirkt hat und überdies schon vor der Process-Zeit
Lächeln und Grimassiren. Vorliebe Ihr geschraubt ianierirte Aus-
sich über die Intelligenz seines Sohnes als eine minderwertige ge-
äussert habe
urackweise
Es ist wol ausserordentlich bei dieser Sachlage der Ver-
„ Laut Anannese schon seit den letzten Jahren allgemeiner
hältnisse, wenn da maasgebende und „Sachverständige Faktoren be-
haupten, ich sei das "degenerative Subjekt" - man möchte
Nachlass der geistigen Fähigkeiten. 1914 als zu Waifen- u. Hilfs-
glauben, dass ein solcher Befund geradezu automatisch meine Reha-
bilitirung heraufführen müsste. Da wäre man aber gross im Irrtum
dienst untauglich klassifieirt, jetzt eingeruckt 28. VIII. 1916.
Nicht einmal mit der Amnestie ist in meinem Falle nach Ansicht ver-
sirtester Sachverständiger irgend ein Resultat. für mich, zu hoffen
„ Diagnoses : Neurasthenische Form
Ich sende Ihnen sehr geehrter Herr Doktor, diesen Brief
aer
und diese Abschrift nur zu Ihrer persönlichen Information und muss
Sie einstweilen bitten, davon bestimmt keinen wie immer gearteten
Dementia praecox
Gebrauch zu machen
Dienst-Untauslich
Mit dem Ausdruck besonderer Hochschätzung
nach Db. N. - 1 Nr. 51
Ihr sehr ergebener
Gebrechen vor Einruckung bestanden
Sehr geehrter Herr Doctor!
Auf Wunsch des Herrn Beer
zur Ausscheidung zu beantragen und als durchaus hermlos mit
Theresr Deer
finge ich einige Worte,
Interins-Urlaubs-Schein sofort nach Hause zu entlassen.
bei; die leider nichts zur
Der man wird am 7. November 1916 aus dem Spitale entlassen.
Wesserung der Situation
sehr Sach-Verständige, die bei der Gerichtsverhandlung
beitragen können. Zwei
damals anwesend wäre, sagten mir, Weer Es ge¬
Wien am 9. November 1916.
Unrecht verurtheilt worden, der Richter sei voren
Prof. Pilz
Obzt.
genommen gewesen.
Kommandant
Mit besten Grüßen,
Gesenen!
Obsts.
K. K. Landwehr-Infanterie-Regiment Wien Nr. 1 Wien 9. Kl. 1916
Hr Köpper
Pro Sup. Dr. M. Brill Ot. m. p.
K. J. K. Garnisont-Spital Nr. 1 in Wien - 6. Kranken-Abteilung - Nov. 1916
Z P Nr. 60'75
E.N.
Spk.
von seiner Einrückung, nichts von der Untersuchung seines
Geistes-Zustandes
Ueber eine Art schwachsinnig-verlogenes Verhalten des
AERZTILICHER BEFUND
Jungen in der Schule schon zur Process-Zeit und vor der Process-
Zeit war sofort nach der Fällung des Urteils gegen mich eine
Ausserung eines Lehrers des Oskar Freund bei Gericht eingelaufen;
über den Einj. Freiwill. des L.-I.-R. 1/1 - Oskar Freund
dennoch wurde meiner wolfundirten Nichtigkeits-Beschwerde nicht
Folge gegeben ; man hätte eben nicht die Verteidigung und auch
1889-1914, welcher am 6. XI. 1916 behuis Beobachtung - Konstatirung
nicht die Richter und auch nicht den Fall - denn es war gar kein
Fall, keine Tatsache da! - sondern den Angeklagten ändern müss-
seines Geisteszustandes obigem spitale übergeben wurde
en - dann wäre alles gleich ganz anders verlaufen...
Die ärztliche Untersuchung ergab nachfolgenden Befand
Weitere Nachforschung ergab noch, dass der Vater des
Denuncianten - Dr. Arthur Freund - im Jahre 1915 Selbstmord ver
" Gegenstandloses leeres Herumreden, unmolivirt lüppisches
übt hat, nach Aussagen eines mit ihm gut Bekannten selbst geistig
minderwertig gewirkt hat und überdies schon vor der Process-Zeit
Lächeln und Grimassiren. Vorliebe Ihr geschraubt ianierirte Aus-
sich über die Intelligenz seines Sohnes als eine minderwertige ge-
äussert habe
urackweise
Es ist wol ausserordentlich bei dieser Sachlage der Ver-
„ Laut Anannese schon seit den letzten Jahren allgemeiner
hältnisse, wenn da maasgebende und „Sachverständige Faktoren be-
haupten, ich sei das "degenerative Subjekt" - man möchte
Nachlass der geistigen Fähigkeiten. 1914 als zu Waifen- u. Hilfs-
glauben, dass ein solcher Befund geradezu automatisch meine Reha-
bilitirung heraufführen müsste. Da wäre man aber gross im Irrtum
dienst untauglich klassifieirt, jetzt eingeruckt 28. VIII. 1916.
Nicht einmal mit der Amnestie ist in meinem Falle nach Ansicht ver-
sirtester Sachverständiger irgend ein Resultat. für mich, zu hoffen
„ Diagnoses : Neurasthenische Form
Ich sende Ihnen sehr geehrter Herr Doktor, diesen Brief
aer
und diese Abschrift nur zu Ihrer persönlichen Information und muss
Sie einstweilen bitten, davon bestimmt keinen wie immer gearteten
Dementia praecox
Gebrauch zu machen
Dienst-Untauslich
Mit dem Ausdruck besonderer Hochschätzung
nach Db. N. - 1 Nr. 51
Ihr sehr ergebener
Gebrechen vor Einruckung bestanden
Sehr geehrter Herr Doctor!
Auf Wunsch des Herrn Beer
zur Ausscheidung zu beantragen und als durchaus hermlos mit
Theresr Deer
finge ich einige Worte,
Interins-Urlaubs-Schein sofort nach Hause zu entlassen.
bei; die leider nichts zur
Der man wird am 7. November 1916 aus dem Spitale entlassen.
Wesserung der Situation
sehr Sach-Verständige, die bei der Gerichtsverhandlung
beitragen können. Zwei
damals anwesend wäre, sagten mir, Weer Es ge¬
Wien am 9. November 1916.
Unrecht verurtheilt worden, der Richter sei voren
Prof. Pilz
Obzt.
genommen gewesen.
Kommandant
Mit besten Grüßen,
Gesenen!
Obsts.
K. K. Landwehr-Infanterie-Regiment Wien Nr. 1 Wien 9. Kl. 1916
Hr Köpper
Pro Sup. Dr. M. Brill Ot. m. p.