B8: Beer-Hofmann, Richard 8.1 Abschrift Arthur Schnitzler an BH, Seite 61

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Wien, 23.3.97.
Sie morgen (Mittwoch)
Lieber Richard, bitte kommen
Ihr Rath erwünscht.
nach dem Nachtmahl zu mir.
Georg Hirschfeld und
Ihre Gesellschaft noch mehr.
bahr sind da.
Herzlich Ihr Arthur.
(siche 57a)
(w.o.)
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Paris, Ostermontag,
19.4.97
Lieber Richard, ich weiss ja doch nicht, wann ich end-
lich Lust zu einem wirklichen Brief bekommen werde;
so schreib ich Ihnen lieber diese paar Worte, um Ihren
zu sagen, dass ich an Wien mit heftigem Widerwillen,
aber an ein paar Menschen, die ich nicht zu nennen
brauche,mit einer Art von nicht besonders schmerz-
licher Sehnsucht denke. Es geht mir ganz gut; aber
es ist eine verwidkelte Art von Wohlbefinden, so
dass ich durchaus nicht verwundert bin, mich zu Zei-
ten sehr miserabel zu befinden. Ich bin natürlich
nicht allein und doch viel allein; bin im wesentli-
chen frei und doch zuweilen gebunden; freue mich
sehr hier zu sein, weiss aber nicht wieviel auf Rech-
nung der Freude kommt, nicht in Wien zu sein. Viel
hier interessirt mich — und doch hab ich bei den
allgemeinen Eindrücken nicht das Gefühl,neues zu
erfahren; es bestätigt sich nur das meiste. Ich
glaube dass ich gerne hier leben würde; man ver-
schwindet und ist durchaus nicht beleidigt. Dass
Verkehr etwas sehr grosses bedeuten kann,spürt man
hier; nicht durch Multiplicationen kann man da mit
Wien vergleichen; es ist was anderes; brutaler
schöner und gemeiner. - Paul ist auf ein paar Tage
nach Frankfurt. Mir schreiben Sie nur weiter (nur
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