B8: Beer-Hofmann, Richard 8.1 Abschrift Arthur Schnitzler an BH, Seite 144

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Wien, 12.7.1910.
Mein lieber Richard, wir waren ein paar Tage auf dem
Semmering - Mama's Geburtstag,englische Verwandte,
Brahm, Kainz - und Ihr Brief erwartete mich, als ich un-
sere schon in Zerstörung begriffene Wohnung wieder
betrat. Ich freu mich sehr, dass Sie das Stück gut fin-
den und glaube auch gern Ihrer Voraussage, dass ich
noch Freude an meiner Tragikomödie haben werde - nur
bin ich nicht sicher, ob das schon bei Gelegenheit der
ersten Aufführung sein wird, was ebensowohl mit Publi-
kumspyschologie als mit Schauspielerconstellation zu-
sammenhängt. Ueber all dies,- auch über die Liebe der
Genia's zu den Hofreiters (die vorkommt! öfters als
die zu edlern Exemplaren!) näheres, hoffentlich, noch in
diesem Sommer. Vorläufig bin ich etwas gerührt und fast
etwas beschämt, dass Sie mir einen so langen und schönen
Brief geschrieben haben. (Wenn es aber als Ausrede be-
nützt werden soll, dass Sie im „Traum“ nicht weiter
gekommen sind, so wasch ich meine Händenin Unschuld.)
Morgen kommen meine Bücher in die Sternwartestrasse;
und wir hoffen Samstag oder Sonntag zum ersten Mal
drüben zu schlafen. Ihr Mirjam-Gedicht (für dessen Sen-
dung ich herzlich danke) kann ich jetzt von der braven
Frieda nicht abschreiben lassen,weil sie in Alt-Aussee
Salzberggasse 46 lebt ohne Schreibmaschine. Aber ich
will nächste Woche,wenn wir so weit sind, ihre Vertre-
Und wie geht es Ihnen? sind Sie mit Wohnung und allem
terin kommen lassen.
übrigen zufrieden? Und Paula? Und die Kinder?
Wir grüssen Euch alle vielmals.
Herzlichst Ihr Arthur.
(nach Ischl)