B8: Beer-Hofmann, Richard_8.2 Beer-Hofmann an Arthur Schnitzler 1910-, Seite 40

Souffleur: Lassen Sie mich ausreden!
Oberstin: (höhnisch) Wir - Sie? Haha!
Souffleur: Wenn sie ein Fensterkreuz fest ins Auge fassen,und
dann den Plick von ihm abwenden,so werden Sie - wenn
Sie genau beobachten - noch einen Augenblick lang,
vor sich in der Luft, das Bild des Fensterkreuzes
sehen. Ich sage: “Das Bild“! Aber wissen wir,ob es
mehr oder weniger Pild ist, als das Fensterkreuz, das
wir vorhin sahen - nicht? - - Sagen Sie doch: “Jo“! -
Von der Leiblichkeit,die gestern auf der Probe Schau-
spieler den Worten des Dichters liehen,schwehen die
Formen noch durcheinander in diesem Raum,und haben -
eine Weile - eine Art von Leiblichkeit.
Sebastian: Herr Souffleur,melde gehorsamst,dass doch seither
die gestrige Abendvorstellung - ganz ausverkauft -
hier war!
Souffleur: (nach einer Pause) Sie haben recht - aber ich fange
an zu zweifeln, ob Sie wirklich "Sebastian" heissen!
Sebastian: Melde gehorsamst: So soll ich le - - (abbrechend zu
Max) Fürchten sie nichts,Herr Leutnant - auch wir
haben einander zugeschworen, auch wir sind totgeweiht!
Wie kommt es, Unteroffizier, dass ich gar niemanden
Oberst:
vom Regiment erblicke?
denn
Oberstin: (höhnisch) Weil Du mit dem Rücken gegen den Kasern -
tross, das he
berat
hof stehst!
Aber es sollten doch Kürrassiere unseres Regimentes
Oberst:
vorbeigehen und grüssen, und ich sollte "Gute Nacht"
wünschen - - - wo sind dem Alle- - Unteroffizier!
Sebastian: Melde gehorsamst: Das ganze Regiment ist nach Hause
gefahren um Abschied zu nehmen, und wir haben einander
zugeschworen, dass keiner zurückkommt. Wir sind
Oberst
Alle blaue Kürrassiere.
Katharina: (gerührt zu Sebastian) Geben Sie mir Ihre Hand,Sebastian
Sehastian: (gibt die Hand nicht)
Katharina: Abschied nehmen ist süss!
Sebastian: Melde gehorsamst,es kann auch eine Woche dauern!
Katharina: Ich dachte, Du seist ein lustiger Bursche?
Sehastian: Zu Befehl! Auch lustig bin ich, aber dann sag ich
nicht "Abschied nehmen".
(komnt nach vorne,bückt sich zum Souffleurkasten)
Marie:
Ich danke Ihnen,Herr Souffleur - jetzt versteh ich
mein Dasein! (sie wendet sich und tritt der Oberstin
auf ihr Kleid).
Oberstin: (wütend) Jetzt treten Sie mir noch die Schleppe ab!
Das ist zu viel! Sie - Sie - Hyäne des Schlachtfeldes!
(sanft) Was habe ich Ihnen getan, Frau Oberst?
Maria:
Oberstin: Sie fragen noch? Mein Mann erschiesst mich, und an
meiner Leiche hängen sie sich an den Hals meines
weihten.
Geliebten?
Albrecht: (zu Max) Das sind Deine Zusammenhänge, Max!
Und mein Schicksal vergessen Sie? Ich habe mich
Marie:
ihm hingegeben,und aus meinen Armen ist er gegangen,
sich umbringen für eine Andere? Was bin denn
dann ich ihm gewesen?
(hebt den Kopf wie ein altes Schlachtross,das he-
Oberst:
kannte signale hört) Was sind das für Töne!! Herr
Leutnant! ###chiesäenlassen. (bitter höhnend) Es wird
Zu Befehl Herr Oberst!
Max:
Ich komme um eine Kleinigkeit zu holen.
Oberst:
Herr Oberst? ein Alter Mann von neunundsiehig Jahre
Max: