B26: Dehmel, Richard, Seite 10

ach, und hast nicht Kraft genug,
ein Haus auf der festen Erde zu bauen,
für dich und die Deinen ein sichres Gett,
kannst dir nicht einen Galken selber hauen,
nicht ein Tischlein zu zimmern dich getrauen,
nicht ein Grett,
hockst wie ein unbeholfnes Tier
unter den fremden Fichten hier —
so erklangen die Sterne — da flucht'ich dir.
Bis der Morgen graute, bis Menschen kamen,
hilfreich kamen, Mann für Mann,
mich herzlich bei den Händen nahmen,
und holde Frauen lachten mich an:
Sieh doch, da steht das Haus schon errichtet;
während du schweiftest von Traum zu Traum,
ward Stein auf Stein zur Mauer geschichtet,
der dunkle Hain zum Garten gelichtet,
dir zum heimatlichen Raum.
Nach freudiger Menschheit ging dein Trachten;
weik du sie träumtest, hebt sie nun;
du halfest ihr sich göttlich achten,
empfang als Schöpferlohn ihr Tun;
katz dir aus unsern schwachen Händen
den Segen vieler starken spenden!
So sprachen strahtend zwei der Frauen,
mich aber wehte ein Gangen an:
verflogen war das Morgengrauen,
und über dem sonneblanken Tann
fern im Glauen
sah ich starr dich mit zitternden Klauen
schreckbeschwert
— Phönix — sprühend niederschauen
auf meinen Herd.
Wie Sankt Johannes zwischen den sieben Leuchtern
mit gen Goden gebeugtem Gesicht
barg ich unter den hohen Säumen
meinen Glick vor all dem Gnadenlicht;
in meinen Tränen flossen zu taumelnden Flammen
die Menschen rings mit euch zusammen,
ihr alten Fichten um dies neue Dach —
was rauscht ihr mir Erinnerung, ach!
Ich fühl's noch heute beim Schwanken eurer Zweige,
wie ich erschüttert den Nacken neige,
weik mir zum Dank die Kraft gebricht.
Ich kann ja nichts als immer wieder träumen
von seligem Aufflug zu den freien Räumen -
Phönix, Phönix. verlaß mich nicht! —
* * *
G.C.F.P.S.