B43: Hofmannsthal, Hugo von_1 an HvH, Abschrift, Seite 60

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A.S. an H.v.H.
7.6.1901.Wien.
Mein lieber Hugo, Sie erinnern sich vielleicht die-
ser kleinen Kassette oder wie Sies nennen wollen, aus
Salzburg. Ich möchte gern, dass Sie irgendwo in der Ro-
dauner Villa einen Platz fänden sie hinzustellen und
sich dabei manchmal jenes Salzburger Tags beim Swatek
erinnern; und anderer Tage auch. Adieu also und auf
ein schönes Wiedersehen, spätestens zu Anfang des Herb-
stes. Grüssen Sie Gerty, ich brauche Ihnen Beiden nicht
erst zu sagen, wie viel Glück ich Ihnen wünsche.
Immer Ihr Arthur.
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Juni 1901.
Jüdischer Millionärssohn, auf den Geldsäcken seiner
Ahnen herumprotzender Komödiendichter. Freimaurer und
Erniedriger des k.u.k.Hofburgtheaters, das hat Ihnen
noch gefehlt, dass Sie anonyme Schmähkarten an anstän-
dige, sich das Brot mühselig verdienende deutsche
Dichter senden, die zeitlebens gegen die Macht des Ka-
pitals,gegen die Ueberhebung der Grossen, gegen den
am Mark des Volkes zehrenden Adel und Militaris-
mus gekämpft haben! Aber ich werde mich nicht abhal-
ten lassen. Das nächste Jahr geht es nicht mehr ge-
gen die Infanterieleutenants, sondern gegen die Ka-
vallerieleutrants, insbesondere gegen die in der Re-
serve!-
Wie gehts Ihnen? Schade, dass wir in Innsbruck nur so
sneinander vorübergesaust und gesäuselt sind. Ich bin
jetzt in St.Anton, friere, und hoffe bald in den Süden
zu radeln. In Salzburg hab ich gearbeitet, jetzt weni-
ger. Lassen Sie recht bald von sich hören, aber mehr.
(An meine Wiener Adresse.) Die Schwestern grüssen Sie.
Ich grüsse Sie herzlich und bitte Sie auch Ihre Frau
zu grüssen. Ihr Arthur.