B43: Hofmannsthal, Hugo von_1 an HvH, Abschrift, Seite 65

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A.S. an H.v.H.
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21.10.1902.
Lieber, Die Sandrock möchte den Tod des Tizian,
wohl um ihn vorzulesen;-bitte sehr lassen Sie ihr
ein Exemplar senden.-Ich bin heut Früh aus Agneten-
dorf gekommen, wo ich nach 6tägigem Berliner Aufent-
halt, einen Tag mit Brahm bei Hauptmann sehr ange-
nehm verbrachte.- Beatrice dürfte im Feber am
Dtsch.Th.gespielt werden.-Monna Vanna ist ein aus-
derordentliche Kassenerfolg. Die Aufführung lässt
zu wünschen übrig. Haben Sie meinen Brief erhalten?
-Schreiben Sie ein Wort, wies Ihnen geht.
Herzlichst
Ihr A.
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(91)
A.S. an H.v.H.
Wien, 17.1.1903.
Mein lieber Hugo, zum zweiten Akt wäre vielleicht
wie
noch folgendes zu bemerken: xxx wenn die Angst der
Verschworenen nicht ganz ohne konkrete Ursache ge-
wesen wäre? Unter den harmlosen Spaziergängern könn-
te irgend ein nicht ganz harmloser sein;-einer
von den Verschworenen auf die Strasse, greift ihn der
auf, tut ihn ab.(wie, ist Ihre Sache). Ich glaube,
mit 5-6 Zeilen ist das zu machen und Sie gewinnen
für den Zuschauer den Eindruck der wirklichen Ge-
fahr, befreien ihn von dem unbewussten, aber dem
ferneren Interesse nicht ganzbunschädlichen Aerger,
mit den Verschworenen aufgesessen zu sein.
„Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“, gehört in
gewissem Sinne zu den dramatischen Warnungen.
-Ferner: Sie steigern und vereinfachen den 3.Akt-
wenn Sie das Motiv der leidenschaftlichen Liebe
Jaffiers für seine Frau mindestens für einige
Augenblicke mit meinethalben übertriebener Hef-
tigkeit durchblitzen lassen. Es ist ja da, ich weiss-