1891
Correspondenz Schnitzler
Ich danke Ihnen wirklich für Ihren Brief. Sie müssen ihn sehr
schwer geschrieben haben. Ich habe das damals empfunden und empfinde es jetzt
wieder. Damals - um mich, als ich ihn las, standen Robert und Olga Hirschfeld
Schwarzkopf und Boris Fan-junk - berührte es mich wie eine Erinnerung an
Längstvergangenes, Unerreichbar fernes. Sie fragten nach meinen Arbeiten.
Sie gedachten gemeisamer Pläne. Um mich und in mir waren neue Dinge, Gleiten
Plätschern, Rieseln, Auflösung, vages Verschwimmen. Ich kann nicht arbeiten.
Heute so wenig als damals. Noch weniger vielleicht. Ich gleite, ich treibe.
Kein Gedanke crystallisiert sich und es wird kein Vers. Ich kann nicht
weiterdenken als Stunden. Aber mir ist wohl, wechselnd wohl. Ich fühle mich
wachsen. Wollt Ihr mich zwingen, müsst ich verzweifeln, abwartend sehe ich
G.C.F.P
mit fluthen zu und empfinde ein glückliches Mich-bescheiden, das gute Schwester-
gefühl zur Resignation. Wäre nur mehr Sonne. So der bin ich verschnupft und
P.S.
krank möcht ich nicht werden, denn ich kann jetzt das Alleinsein nicht brauchen
Wann Sie vielleicht in der Kunstohronik meinem Salzburgbericht begegnen, so
lassen Sie sich von mir ein paar Vorworten sagen. Ich habe dort in 4 Tagen
und 2 Nächten die concentrierteste Menge von Eindrücken zusammengetrunken
die mein Nervensystem überhaupt vorläufig erträgt. Den Bericht habe ich in
vollständigem Halbschlaf geschrieben in dem seltsamen Zustand wo das Gehirn
lose Bilder, Gesprächsteile der letzten Nacht mit schmerzender Deutlichkeit
bis zum Ekel reproduciret. Wenn der Bericht überhaupt deutsch ist (ich
G.H.F.D.
habe ihn noch nicht bekommen) dann schläft in mir ein unbewusster Reporter
qui parfois se reveille, wie Ste Beuve sagt. Dr Hoffmann hat mir auf einen
4 seitenlangen Brief nach Wien nicht geantwortet; ich habe ihm nach Markt-
Aussee (??) geschrieben, er soll doch zum Teufel hierher
kommt er denn nicht?!!
er nichts und hoffe dass das Comitee in den
Gege
Während der in
gefahrt
Druck
schreibe ich.
Correspondenz Schnitzler
Ich danke Ihnen wirklich für Ihren Brief. Sie müssen ihn sehr
schwer geschrieben haben. Ich habe das damals empfunden und empfinde es jetzt
wieder. Damals - um mich, als ich ihn las, standen Robert und Olga Hirschfeld
Schwarzkopf und Boris Fan-junk - berührte es mich wie eine Erinnerung an
Längstvergangenes, Unerreichbar fernes. Sie fragten nach meinen Arbeiten.
Sie gedachten gemeisamer Pläne. Um mich und in mir waren neue Dinge, Gleiten
Plätschern, Rieseln, Auflösung, vages Verschwimmen. Ich kann nicht arbeiten.
Heute so wenig als damals. Noch weniger vielleicht. Ich gleite, ich treibe.
Kein Gedanke crystallisiert sich und es wird kein Vers. Ich kann nicht
weiterdenken als Stunden. Aber mir ist wohl, wechselnd wohl. Ich fühle mich
wachsen. Wollt Ihr mich zwingen, müsst ich verzweifeln, abwartend sehe ich
G.C.F.P
mit fluthen zu und empfinde ein glückliches Mich-bescheiden, das gute Schwester-
gefühl zur Resignation. Wäre nur mehr Sonne. So der bin ich verschnupft und
P.S.
krank möcht ich nicht werden, denn ich kann jetzt das Alleinsein nicht brauchen
Wann Sie vielleicht in der Kunstohronik meinem Salzburgbericht begegnen, so
lassen Sie sich von mir ein paar Vorworten sagen. Ich habe dort in 4 Tagen
und 2 Nächten die concentrierteste Menge von Eindrücken zusammengetrunken
die mein Nervensystem überhaupt vorläufig erträgt. Den Bericht habe ich in
vollständigem Halbschlaf geschrieben in dem seltsamen Zustand wo das Gehirn
lose Bilder, Gesprächsteile der letzten Nacht mit schmerzender Deutlichkeit
bis zum Ekel reproduciret. Wenn der Bericht überhaupt deutsch ist (ich
G.H.F.D.
habe ihn noch nicht bekommen) dann schläft in mir ein unbewusster Reporter
qui parfois se reveille, wie Ste Beuve sagt. Dr Hoffmann hat mir auf einen
4 seitenlangen Brief nach Wien nicht geantwortet; ich habe ihm nach Markt-
Aussee (??) geschrieben, er soll doch zum Teufel hierher
kommt er denn nicht?!!
er nichts und hoffe dass das Comitee in den
Gege
Während der in
gefahrt
Druck
schreibe ich.