B43: Hofmannsthal, Hugo von_3 an Arthur Schnitzler, Abschrift, Seite 47

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erfreulichen Menschen, auch andere Leute, Frauen, Cocotten, Sohauspielerinnen,
sehr viele schlechte Menschen, arbeite sehr viel, finde endlich dass der
Tag 24 Stunden hat und bin nie schläfrig. Von Herzen Ihr Hugo
Brigton 6/v 1900
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Mein lieber Arthur, ich war sehr froh darüber, dass Sie in der Zeit von Papas
Krankheit meine Eltern oft besucht und mir gut und beruhigend darüber ge-
Ein Zufall hat mich veranlasst für kurze Zeit hierher zu
schrieben haben.
gehen und so werde ich auch noch mit einer etwas traumhaften Flüchtigkeit
London sehen. Wenn ich auch nicht gar so viel fertiges mitbringe, so dafür um-
somehr angefangenes und entworfenes. Hier ist mir nach einer langen Zeit zu-
erst die Neue Fr. Presse wieder in die Hände gekommen. Das strömt eine kleinliche
ordinäre, herabgekommene Atmosphäre aus, in welcher man niemals wirklich zu
leben trachten muss. Warum schreibt ein anständiger Mensch wie Goldmann 6
Spalten voll mit Nichts, diese Nichts in dem unbeschreiblich witzelnden jüdischen
Ton, der nirgends auf der Welt existiert als im Feuilleton deutscher und oester
Zeitungen? Ungefähr den 18 ten werde ich in Wien sein und freue mich sehr auf
Sie und Richard, auf den Frühling in Niederoesterreich und aufs Radfahren.
Von Herzen Ihr Hugo
7/5 1900
Xßs „ 166
Wollte nur sagen: das wäre abscheulich wenn Ihr vielleicht in der Brühl sitzt
und man wüsste es nicht: sollte ich ein Wort auf Sie prägen - so wäre es:
Nervenkasperle. Die Olga ist eine singende Triesch, zufällig ohne Hände geboren
Ihr Hugo
15/VII 1900
167
Mein guter lieber Arthur, wie die Dinge einmal eigensinnig und unbegreiflich
sind, finde ich hier, in vollkommener Ruhe bei unverstörte, äusseren Umständen
für 14 Tage nicht nur nicht die leiseste Möglichkeit des Arbeitens, sondenn
ich versinke auch in solche Verdrossenheit, solche Gelähmtheit aller inneren
Sinne, dass ich ein Buch nach dem andern aus der Hand lege und wer am Morgen