55!
wohlIhre schönsten Arbeiten. Kaum zu glauben, dass das von einer Hand ist, mit
einem so dürren quälenden Buch wie“ Sterben“, einem Buch, wie es davon eigentlich
keine geben dürfte. So viel Kraft und Wärme, Uebersicht, Tact, Weltgefühl und
Herzenskenntnis steckt in dieser "Bertha Garlan", so schön zusammengehalten
ist es und so gut und gescheidt dabei. Wenn Sie einmal ein überflüssiges Exemplar
der "Frau des Weisen" haben, meines ist gestohlen. Haben Sie nun schon die
Elektra oder nicht? bekommen übrigens nächstens auch noch etwas anderes.
Von Herzen Hugo
Lueg 4/VII (2 06)
27>7 224
Mein lieber Arthur, ich habe rechtes Verlangen, von Ihnen ein bisschen ausführ-
licher zu hören. Von mir (und Gerty) kann ich, was Stimmung, Laune, Geniessen
des Sommers betrifft, nur Gutes berichten, von einer grösseren Arbeit ist frei-
lich noch nichts zu sagen, manchmal scheint dergleichen recht nahe, dann ist es
wieder als ob es untertauchte und sich verbärge aber nicht im Wasser, sondern
in einer viel härteren undurchsichtigen Substanz. Doch halte ich wieder gar
nicht für unmöglich, dass der Herbst, der mir oft günstig war, auch diesmal
plötzlich und springquellhaft wieder etwas hervortreibt - das Gefühl der Ar-
mut hatte ich jedenfalls nicht, vieles grössere und kleinere mehr gedankenhafte
hat sich geordnet, aufgeschrieben hab ich auch gar nicht weniges und eine ge-
wisse Möglichkeit episches (kürzeres zunächst) in mir auszubilden fühle ich auch
mehr als ein Vorgefühl allerdings. Unseres letzten Zusammenseins, des Spaziergangs
bei drohenden Wolken und des schönen leichten und inhaltsvollen Reden denke ich
auch - auf ein paar Tage Semmering (vielleicht mit Brahm) möchte ich jedenfalls
rechnen Ich weiss nicht (da es so wunderschön ist ) ob ich nicht noch 10 - 14
Tage hier bleiben, die Kinder sind schon in Rodaun. Schreiben Sie Von Herzen
Hugo
(undatiert) Freitag 19 Juni (53)
227
Cortina Faloria
Lieber Arthur, bei dem völligen Mangel an Nachricht muss ich denken, dass Sie
fast den gleichen Tag wo wir abgereist sind angekommen sein dürften.
wohlIhre schönsten Arbeiten. Kaum zu glauben, dass das von einer Hand ist, mit
einem so dürren quälenden Buch wie“ Sterben“, einem Buch, wie es davon eigentlich
keine geben dürfte. So viel Kraft und Wärme, Uebersicht, Tact, Weltgefühl und
Herzenskenntnis steckt in dieser "Bertha Garlan", so schön zusammengehalten
ist es und so gut und gescheidt dabei. Wenn Sie einmal ein überflüssiges Exemplar
der "Frau des Weisen" haben, meines ist gestohlen. Haben Sie nun schon die
Elektra oder nicht? bekommen übrigens nächstens auch noch etwas anderes.
Von Herzen Hugo
Lueg 4/VII (2 06)
27>7 224
Mein lieber Arthur, ich habe rechtes Verlangen, von Ihnen ein bisschen ausführ-
licher zu hören. Von mir (und Gerty) kann ich, was Stimmung, Laune, Geniessen
des Sommers betrifft, nur Gutes berichten, von einer grösseren Arbeit ist frei-
lich noch nichts zu sagen, manchmal scheint dergleichen recht nahe, dann ist es
wieder als ob es untertauchte und sich verbärge aber nicht im Wasser, sondern
in einer viel härteren undurchsichtigen Substanz. Doch halte ich wieder gar
nicht für unmöglich, dass der Herbst, der mir oft günstig war, auch diesmal
plötzlich und springquellhaft wieder etwas hervortreibt - das Gefühl der Ar-
mut hatte ich jedenfalls nicht, vieles grössere und kleinere mehr gedankenhafte
hat sich geordnet, aufgeschrieben hab ich auch gar nicht weniges und eine ge-
wisse Möglichkeit episches (kürzeres zunächst) in mir auszubilden fühle ich auch
mehr als ein Vorgefühl allerdings. Unseres letzten Zusammenseins, des Spaziergangs
bei drohenden Wolken und des schönen leichten und inhaltsvollen Reden denke ich
auch - auf ein paar Tage Semmering (vielleicht mit Brahm) möchte ich jedenfalls
rechnen Ich weiss nicht (da es so wunderschön ist ) ob ich nicht noch 10 - 14
Tage hier bleiben, die Kinder sind schon in Rodaun. Schreiben Sie Von Herzen
Hugo
(undatiert) Freitag 19 Juni (53)
227
Cortina Faloria
Lieber Arthur, bei dem völligen Mangel an Nachricht muss ich denken, dass Sie
fast den gleichen Tag wo wir abgereist sind angekommen sein dürften.