B43: Hofmannsthal, Hugo von_3 an Arthur Schnitzler, Abschrift, Seite 106

municriert
Venedig Britania 2/X undatiert
in lieber Arthur, was Sie mir schreiben, ist so wahr: für die Momente dankbar
sein, in denen man eine gevisse innere Fülle empfindet. Dass aber das alles unter
so furchtbar dunklen Gesetzen steht und dass die Starrheit manchmal alles
ergreifen kann, segar die Empfindung für die Existenz aller andern Menschn
Mit meinem Stück geht es sonderbar. Ich hab in Vahrn nochmals einen ganz
unbrauchbaren 3 ten Act gemacht, recht verschieden von dem, den Sie in Ischl
gesehen haben und doch falsch. Eine schlechte Art die Menschen und ihr Schick-
sal anzusehen. Der Grundfehler war, wie ich jetzt weiss schon im zweiten Act
gelegen. Wollte ganz aufhören mich absolut von dem Stoff losmachen. Das war
ich aber auch nicht imstande. Habe wieder den zweiten Act vorgenommen. In
dieser weicheren helleren Luft hier nimmt alles weichere Formen an; ich
arbeite wieder mit Freude, die Bekanntschaft mit den umgeschmolzenen Figuren
kommt mir zu Hilfe und ich hoffe hier sehr rasch weiter zu kommen. Brahm will
ich in diesen Tagen schreiben. Es liegt mir aus weitläufigen Gründen sehr viel
daran, dass das Stück wenigstens in einem der Theater noch in diesem Spieljahr
Richards Stück ist in der Anlage wunderschön und er arbeitet
drankommt.
gar nicht langsam, etwa 30 - 40 Verse im Tag. Wie froh bin ich solche Menschen
zu haben wie Sie und Richard, dass man trotzdem so oft so traurig, oed und
Ich bin vielleicht noch 14 Tage hier. Kommen Sie nicht
starr sein kann.
Von Herzen Ihr Hugo
vorbei und lesen mir zur Ermutigung was vor?
unersakt.
G.C.H.F.P
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