A.S. an H.v.H.
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Skordborg, 7.8.96.
Lieber Hugo, seit Sonntag bin ich mit Klichard
(und Paula) zusammen; seit vorgestern ist auch
Paul Goldmann da, und wir sind in einem angeneh-
men Hotel, am Meer, hinter den Häusern gleich
ein wunderschöner Wald mit Buchen und Tannen,
im Wald kleine halbversteckte Teiche, und wenn
man eine halbe Stunde weiter geht, das freundliche
Thal mit lieben kleinen Häusern und Ortschaften
(wo wir aber noch nie gewesen sind). Heute Vor-
mittag sind wir nach einer kleinen schwedischen
Insel hinübergesegelt, wo nicht viele Menschen
wohnen, sind in dem netten Haus des Leuchtturm-
wächters gewesen, und wie wir von der niedern
Thüre herunterstiegen, fanden wir im Wohnzimmer
ein leises Harmonium, eine freundliche Hausfrau
und im Vorzimmer sass die vierzahnjährige Tochter
des Hauses, regungslos in einer Ecke des Divans
sah uns mit prachtvollen braunen Augen an,strick-
te und hatte nur einen Schuh an, Dafür war der
andere Strumpf an den Zehen zerrissen. Das war
die junge Dame von Hven. Im Zurückfahren gab
es so hohe Wellen, dass man die Ostsee als Meer
erkennen durfte ; bisher war sie immer so still
daes man sich an einem See hätte glauben können.
Paula ist sogar seekrank gewesen.- Wir werden
hier wohl alle bis etwa zum 20. August bleiben.
Nachmittag pflege ich zu arbeiten. Vorher bin
ich wenig dazugekommen; nur ein paar Regentage
oder -stunden auf der Nordkaptour bin ich in
meiner Cajüte gesessen und habe am zweiten Akt
allerlei versucht. Immerhin scheints mir, als wenn
ich theilweise in den Intentionen Ihres Briefe,
den ich in Trondjhem bei meiner Rückkehr gefun-
den habe, verfahren wäre; denn vor allem hatte
ich das Bedürfnis die Scene zwischen Ihm und
Ihr mit mehr Leben anzufüllen. Ich weiss noch
nicht, ob mir das und manches andere, das ich am
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Skordborg, 7.8.96.
Lieber Hugo, seit Sonntag bin ich mit Klichard
(und Paula) zusammen; seit vorgestern ist auch
Paul Goldmann da, und wir sind in einem angeneh-
men Hotel, am Meer, hinter den Häusern gleich
ein wunderschöner Wald mit Buchen und Tannen,
im Wald kleine halbversteckte Teiche, und wenn
man eine halbe Stunde weiter geht, das freundliche
Thal mit lieben kleinen Häusern und Ortschaften
(wo wir aber noch nie gewesen sind). Heute Vor-
mittag sind wir nach einer kleinen schwedischen
Insel hinübergesegelt, wo nicht viele Menschen
wohnen, sind in dem netten Haus des Leuchtturm-
wächters gewesen, und wie wir von der niedern
Thüre herunterstiegen, fanden wir im Wohnzimmer
ein leises Harmonium, eine freundliche Hausfrau
und im Vorzimmer sass die vierzahnjährige Tochter
des Hauses, regungslos in einer Ecke des Divans
sah uns mit prachtvollen braunen Augen an,strick-
te und hatte nur einen Schuh an, Dafür war der
andere Strumpf an den Zehen zerrissen. Das war
die junge Dame von Hven. Im Zurückfahren gab
es so hohe Wellen, dass man die Ostsee als Meer
erkennen durfte ; bisher war sie immer so still
daes man sich an einem See hätte glauben können.
Paula ist sogar seekrank gewesen.- Wir werden
hier wohl alle bis etwa zum 20. August bleiben.
Nachmittag pflege ich zu arbeiten. Vorher bin
ich wenig dazugekommen; nur ein paar Regentage
oder -stunden auf der Nordkaptour bin ich in
meiner Cajüte gesessen und habe am zweiten Akt
allerlei versucht. Immerhin scheints mir, als wenn
ich theilweise in den Intentionen Ihres Briefe,
den ich in Trondjhem bei meiner Rückkehr gefun-
den habe, verfahren wäre; denn vor allem hatte
ich das Bedürfnis die Scene zwischen Ihm und
Ihr mit mehr Leben anzufüllen. Ich weiss noch
nicht, ob mir das und manches andere, das ich am