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gründenden Wie der Gestaltung. Nur bezüglich das Stilshabe ich allerdings
einer Bewertung stattgegeben und da Freilich zu Ihren Ungunsten. Aber das
konnte Ihnen, wie schon mein erster Brief bemerkte, nicht neu und unerwar-
tet sein, denn ich wiederholte damit nur eine schon früher ausgesprochene
Meinung
Von einem "Ausspielen" des einen Dichters gegen den andern, wie
Sie das diesmal zu nennen belieben, ist doch wirklich die Rede nicht. Aber
wer erkennen will, muß vergleichen; jegliches menschliche Wissen basiert
auf irgend einer komparativen Methode. Dürfte die Wissenschaft solche Re-
lationen nicht mehr wagen, so müßte sie auf objektiv wissenschaftliche
(was natürlich mit einem Körnchen Salz zu nehmen ist) Betrachtung lebendi-
ger Gegenwartskunst völlig verzichten und diese zur Gänze jener Journaille
überlassen, über die ich letzthin zu Ihrem Mißfallen so wegterfend sprach.
Wohl stellen Sie mit Recht dem zeitungsverachtenden Gelehrten die der le-
dernen Gelehrsamkeit spottenden Tagesschreiber entgegen, ich fürchte nur,
dieser Gegensatz siedelt dort, wo auch der überwiegend größte Teil Ihres
Werks siedelt: in der guten Vorkriegszeit... Denn daß heute "höchst an-
ständige, kluge und gebildete Menschen" unter den Tageskritikern des Bu-
ches (nicht des Theaters!) in der Mehrzahl - was sage ich, auch nur in
größerer Zahl zu finden seien, leugne ich rundweg und würde Ihnen schwer
fallen, zu beweisen. Was übrigens kein Vorwurf gegen die Journalisten als
Schriftsteller, sondern vielmehr gegen die Geringschätzung der literari-
schen Lebenswerte von Seiten der Zeitungsunternehmer sein soll. Bei allen
Göttern beschwören aber möchte ich Sie, mich nicht zu jenen albernen Leu-
ten zu zählen, die den Gelehrten und die Wissenschaft mit allen Tugenden
begnadet meinen, hingegen alle Sünde und Schande bei den Unzünftigen su-
chen und finden. Fast stelle ich mich lieber ins andere Lager. So war est
denn auch nicht so gemeint, daß die edle Lust des Erkennens nur in lang-
weiligen Fachzeitschriften (etwa weil sie keine andern Lüste zu befriedi-
gen vermöge...) zu Hause sei, und wir vereinigen uns in der Ueberzeugung,
daß Geistes- und Charaktereigenschaften nicht nach Berufen getrennt --
sondern in einiger Qualität allerorten sehr rar sind.
Schließlich muß ich entgegen Ihren zum Voraus geäußerten leisen
Zweifeln doch bemerken, daß bei den Lesern der In Rede stehenden Zeit-
schrift, die wirklich nur strenge und engste Fachgenossen sind, tatsäch-
lich die Kenntnis meiner Arbeiten über Sie und also auch meine bezügliche
Stellung zu Ihrem Werk als bekannt vorausgesetzt werden durfte; und eben
gründenden Wie der Gestaltung. Nur bezüglich das Stilshabe ich allerdings
einer Bewertung stattgegeben und da Freilich zu Ihren Ungunsten. Aber das
konnte Ihnen, wie schon mein erster Brief bemerkte, nicht neu und unerwar-
tet sein, denn ich wiederholte damit nur eine schon früher ausgesprochene
Meinung
Von einem "Ausspielen" des einen Dichters gegen den andern, wie
Sie das diesmal zu nennen belieben, ist doch wirklich die Rede nicht. Aber
wer erkennen will, muß vergleichen; jegliches menschliche Wissen basiert
auf irgend einer komparativen Methode. Dürfte die Wissenschaft solche Re-
lationen nicht mehr wagen, so müßte sie auf objektiv wissenschaftliche
(was natürlich mit einem Körnchen Salz zu nehmen ist) Betrachtung lebendi-
ger Gegenwartskunst völlig verzichten und diese zur Gänze jener Journaille
überlassen, über die ich letzthin zu Ihrem Mißfallen so wegterfend sprach.
Wohl stellen Sie mit Recht dem zeitungsverachtenden Gelehrten die der le-
dernen Gelehrsamkeit spottenden Tagesschreiber entgegen, ich fürchte nur,
dieser Gegensatz siedelt dort, wo auch der überwiegend größte Teil Ihres
Werks siedelt: in der guten Vorkriegszeit... Denn daß heute "höchst an-
ständige, kluge und gebildete Menschen" unter den Tageskritikern des Bu-
ches (nicht des Theaters!) in der Mehrzahl - was sage ich, auch nur in
größerer Zahl zu finden seien, leugne ich rundweg und würde Ihnen schwer
fallen, zu beweisen. Was übrigens kein Vorwurf gegen die Journalisten als
Schriftsteller, sondern vielmehr gegen die Geringschätzung der literari-
schen Lebenswerte von Seiten der Zeitungsunternehmer sein soll. Bei allen
Göttern beschwören aber möchte ich Sie, mich nicht zu jenen albernen Leu-
ten zu zählen, die den Gelehrten und die Wissenschaft mit allen Tugenden
begnadet meinen, hingegen alle Sünde und Schande bei den Unzünftigen su-
chen und finden. Fast stelle ich mich lieber ins andere Lager. So war est
denn auch nicht so gemeint, daß die edle Lust des Erkennens nur in lang-
weiligen Fachzeitschriften (etwa weil sie keine andern Lüste zu befriedi-
gen vermöge...) zu Hause sei, und wir vereinigen uns in der Ueberzeugung,
daß Geistes- und Charaktereigenschaften nicht nach Berufen getrennt --
sondern in einiger Qualität allerorten sehr rar sind.
Schließlich muß ich entgegen Ihren zum Voraus geäußerten leisen
Zweifeln doch bemerken, daß bei den Lesern der In Rede stehenden Zeit-
schrift, die wirklich nur strenge und engste Fachgenossen sind, tatsäch-
lich die Kenntnis meiner Arbeiten über Sie und also auch meine bezügliche
Stellung zu Ihrem Werk als bekannt vorausgesetzt werden durfte; und eben