B60: Lindau, Paul, Seite 6

Kleid. Istnau
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lung täglich.
wollen. Ich füge gleich hinzu, dass ich in allen deutschen Lan-
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den nicht eine einzige Künstlerin kenne, der ich es zutraue,
dass sie Ihre Beatrice so spielen kann, wie sie gespielt werden
müsste. Wenn die Hohenfels dreissig Jahre jünger ware, die hätte
sie spielen können. Aber zur Beatrice gehört nicht nur eine un-
gewöhnliche Kunst der Darstellung, um dies so reizvolle Gemisch
der heterogensten weiblichen Empfindungen glaubhaft zu machen,
da ist die lachende, unerfahrene holde Jugend ein unerlassliches
Erfordernis. Beatrice darf nicht älter wirken als eine sechzehn-
jährige Italienerin, sonst geht Ihre so dichterische Weinheit
verloren. Die Jugend erklärt und verschönt bei ihr alles. Wo
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aber werden wir eine Künstlerin in den jüngsten Jahren finden,
die die zur Bewältigung der eben so entzückenden wie schwieri-
gen Aufgabe gebotene technische Bühnenfertigkeit besitzt? Ich
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halte die Darstellung der Beatrice im Sinne des Dichters gerade-
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zu für unmöglich. Der Dichter ist mir darum nicht minder sym-
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pathisch geblieben, und ich denke dabei an das schöne Goethesche
Wort: "Den lieb' ich, der Unmögliches begehrt“. Ich fürchte also,
Ihr Stück wird durch die Buhnendarstellung auf das Niveau eines
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gewöhnlichen Theaterstückes herabgezogen werden, und daran möch-
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te ich mich um keinen Preis beteiligen. Wenn es so auf der Bühne
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drein xxxe ach Tiw nach
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erscheint, wird es auch nach dem gewöhnlichen Massstabe
teilt werden; dann wird die sehr heikle Scene zum Schlusse
dritten Aktes- die Schein- und Realvergiftung- unter die
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ständen eine Ihren Absichten gerade entgegengesetzte Auf-
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finden; und wenn diese Scene versagt,
ist der Theaterfolg in
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ganzen Abends aufs schwerste gefährdet.
Mol 13
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Das ist meine Auffassung. Ich habe Ihr Stück nicht
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tisiren, ich habe nur auf die Frage wegen der Auffuhrung
Berlinger Theater zu antworten, und da muss ich Ihnen ehe
erklären: Wir können das Stück nicht so herausbringen,
es mit meinem künstlerischen Gewissen vereinbaren kann.
deshalb muss ich auf die Aufführung verzichten. Ganz neb
will ich noch bemerken, dass bei uns ganz sicher auch di
surbehörde vom bewussten "sittenpolizeilichen" Standpunkt
unbarmherzig eingreifen würde. Für die fröhliche Sinnlie
der wordeissance haben unsere Herren Censoren in der Amt
Abteilung 1. wie ich glaube, ungenügendes Verständnis.
den leichtgeschürzten Damen Isabella und Lucretia würden
ihrer ganzen Existenz voraussichtlich schwer bedroht wer-
und zahlreiche Stellen würden dem Rotstift des Censors
len. Aber das wären Nebenbedenken, mein Hauptbedencken ist.