5,1
24.
Berlin, 5.1.1898.
Lieber Herr Schnitzler,
das ist nicht schön, dass Sie mich „lieber Herr Direc-
tor" anreden, ich nenne Sie ja auch nicht: lieber Herr
Doctor medicinae; aber sonst hat mich Ihr Brief er-
freut und ich sehe mit Ungeduld Ihrer Sendung entge-
gen und werde mich in den besten Stuhl in der besten
Laune setzen, um sie zu geniessen. Von den Titeln ge-
fallen mir die beiden verworfenen besser als „In der
Familie", den finde ich nichtssagend. „Das Vermächtnis“
oder ein dem ähnlicher Begriff,falls ein anderes Wort
dafür gefunden wird, wurde mir ganz wohl gefallen.
Ueber „Kaiser und hexe“ bin ich leider noch
immer meiner Meinung und fürchte,Sie sind meineidig!
Nicht nur vom Theater aus gesehen, auch literarisch
leuchtet es mir wenig ein, und selbst den etwas gebrech-
lichen „Fächer" ziehe ich vor.
In der Burckhardtfrage habe ich kein Wis-
sen; und nach Wien komme ich jetzt lieber nicht, sonst
24.
Berlin, 5.1.1898.
Lieber Herr Schnitzler,
das ist nicht schön, dass Sie mich „lieber Herr Direc-
tor" anreden, ich nenne Sie ja auch nicht: lieber Herr
Doctor medicinae; aber sonst hat mich Ihr Brief er-
freut und ich sehe mit Ungeduld Ihrer Sendung entge-
gen und werde mich in den besten Stuhl in der besten
Laune setzen, um sie zu geniessen. Von den Titeln ge-
fallen mir die beiden verworfenen besser als „In der
Familie", den finde ich nichtssagend. „Das Vermächtnis“
oder ein dem ähnlicher Begriff,falls ein anderes Wort
dafür gefunden wird, wurde mir ganz wohl gefallen.
Ueber „Kaiser und hexe“ bin ich leider noch
immer meiner Meinung und fürchte,Sie sind meineidig!
Nicht nur vom Theater aus gesehen, auch literarisch
leuchtet es mir wenig ein, und selbst den etwas gebrech-
lichen „Fächer" ziehe ich vor.
In der Burckhardtfrage habe ich kein Wis-
sen; und nach Wien komme ich jetzt lieber nicht, sonst