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Waisser Hirsch, 14.3.1908.
Lieber Freund, ich sende Ihnen einen herzlichen Gruss
aus der alten Lahmannburg,wo ich meine vom öden
Winter ramponirten Nerven etwas in Ordnung zu bringen
suchte. Die niederösterreichischen Möglichkeiten
schianen mir zu unbestimmt - trotz des verlockenden
Kellners aus dem eckokelhaften Imperial - und zu Ex-
perimenten reichte auch die Zeit nicht, ich muss Mitt-
woch wieder zu Haus sein. Brauch ich Ihnen zu sagen,
wie leid es mir aber ist, um das Zusammensein mit Ih-
nen Beiden gekommen zu sein? Es hätte mich so sehr ge-
freut, Sie nach der schweren Zeit jetzt wiederzusehen!
Was macht der „Ruf“ und die andern schönen
Pläne? Der Abschluss mit Wien ist uns noch immer nicht
geglückt, hoffentlich wird's noch. Haben Sie die Pres-
se über „Lebendige St." gelesen? Sie war,was man sagt,
recht freundlich, das Publikum auch - aber diese un-
freundliche Saison und die Launigkeit gegenüber „Ein-
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14.3.08
aktern", die in den reaktionären Zeitläuften wieder
aufkam (sie hat auch dem Salten sehr geschadet) lies
es zu keinem ganzen Gedeihen kommen. Ich hatte sonst
Vorsorge getroffen, auch über die Scheidestunde der
Triesch hinaus, die Stücke zu halten, abgesehen von der
Möglichkeit, dass die T. selber zu einigen Vorstellun-
gen zurückkam.
Alles Gute für alles Schnitzlerische
von Ihrem
O.B.
Waisser Hirsch, 14.3.1908.
Lieber Freund, ich sende Ihnen einen herzlichen Gruss
aus der alten Lahmannburg,wo ich meine vom öden
Winter ramponirten Nerven etwas in Ordnung zu bringen
suchte. Die niederösterreichischen Möglichkeiten
schianen mir zu unbestimmt - trotz des verlockenden
Kellners aus dem eckokelhaften Imperial - und zu Ex-
perimenten reichte auch die Zeit nicht, ich muss Mitt-
woch wieder zu Haus sein. Brauch ich Ihnen zu sagen,
wie leid es mir aber ist, um das Zusammensein mit Ih-
nen Beiden gekommen zu sein? Es hätte mich so sehr ge-
freut, Sie nach der schweren Zeit jetzt wiederzusehen!
Was macht der „Ruf“ und die andern schönen
Pläne? Der Abschluss mit Wien ist uns noch immer nicht
geglückt, hoffentlich wird's noch. Haben Sie die Pres-
se über „Lebendige St." gelesen? Sie war,was man sagt,
recht freundlich, das Publikum auch - aber diese un-
freundliche Saison und die Launigkeit gegenüber „Ein-
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aktern", die in den reaktionären Zeitläuften wieder
aufkam (sie hat auch dem Salten sehr geschadet) lies
es zu keinem ganzen Gedeihen kommen. Ich hatte sonst
Vorsorge getroffen, auch über die Scheidestunde der
Triesch hinaus, die Stücke zu halten, abgesehen von der
Möglichkeit, dass die T. selber zu einigen Vorstellun-
gen zurückkam.
Alles Gute für alles Schnitzlerische
von Ihrem
O.B.