B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 351

G. A. M.
(5.10.01.)
ler die etwas burleske Frau mit dem Dolch, dann die
schweren Lebendigen Stunden, hierauf die leichte Litera-
tur, zum Schluss die einigermassen eigenartigen letzten
Masken. - In unserm Contract wäre zu bemerken, dass der
Cyclus als abendfüllendes Stück in Hinsicht auf die
Tantiemene zu betrachten ist, ferner dass meine Tantie-
menrechte (104) natürlich ungeschmälert bleiben, wenn
aus irgend einem Grund bei den späteren Aufführungen
eins von den 5 Stücken entfallen würde (da ja der
abendfüllende Charakter trotzdem gewahrt bliebe.) Eine
Trennung resp. Einzelaufführungen können nur nach vor-
heriger zustimmung meinerseits stat tfinden. Ich halte
nun doch einen Gesammttitel für recht wünschenswerth
und möchte daftir „Lebendige Stunden“ vorschlagen, den
Titel des mittleren Einakters, der die Grundidee des
ganzen Cyclus am meisten auszudrücken scheint.
Was den Schluss der Frau mit dem Dolch anbelangt, so
werden Sie aus den gedruckten Exemplaren entnehmen, dass
(5.10.01.)
ich versucht habe, nicht durch mehr worte (was ich für
durchaus verfehlt hielte) sondern durch szenische, resp.
schauspielerische Bemerkungen den Sinn zu verdeut-
lichen. Auf die Contrefiguren müssten wir natürlich
verzichten. Doch kann das Umkleiden in wenigen Sekun-
den geschehn, indem Pauline einem langen Mantel auf-
tritt (eine Stelle ist leicht einzufügen, dass sie zu
einem Diner geladen sei, statt dass sie nach Hause
muss. Auch Leonhard könnte in einen langen Ueberzie-
her auftreten.-
-Ich lege heute noch einen Zettel mit dem Bese/tzungs-
vorschlag bei und hoffe sehr bald Nachricht zu erhal-
ten, resp. den Vertragmit Termin, den Sie wohl nicht wei-
ter als bis zum 1.Dezember hinausschieben wollen? -
-Leben Sie wohl und lassen Sie uns hoffen, dass wir bei-
de diesmal gut fahren werden.
Herzlichst Ihr
A.S.