B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 388

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Wien, 29.8.1905.
Lieber Freund, ich danke Ihnen für Ihren Brief, der so
vieles enthält was mir zu lesen höchst erfraulich war
und sage Ihnen gleich, dass ich Ihren Insichten und
vorschlägen keineswegs ohne Verständnis gegenüberstehe.
Es ist nur so schwer, sich bestimmt zu äussern, eh der
3.Akt vollendet daliegt. Was thun, wenn er mir durchaus
nicht gelingen will,- wenn er so wird, dass Ihnen das
Stück an Ende seine Reize zu verlieren scheint? - (Ich
hoffe ja, es wird nicht so schlimm. Gleich bemerken
will ich jedenfalls, dass, wie nun der 3.Akt es erfordert,
auch der 2. in seiner jetzigen Form nicht ganz abge-
schlossen ist, sondern dass eine kurze ziemlich starke
Szene (Verwandlung, Donauauen,Morgengrauen) folgt,mit
der der Akt endet.) -
Ihnen wie Sie so freundlich sind zu wünschen, beide
Stücke zu übeklassen, kann ich mich, nach allen was
Reinhardt von mir nun endlich erwarten darf, nicht ent-
schliessen, und so gedenke ich ihn denn die Komödie zu
(29.8.05.)
übersenden, unter der Bedingung, dass die Sorma die
Hauptrolle spielt. Jedenfalls bitte ich Sie, mir vor-
läufig zu sagen, u.zw.recht bald, wie Sie sich die Be-
setzung der Hauptrollen im Marienstück dächten. Oberst-
Bassermann erscheint mir unerlässlich. Triesch Marie.-
Wer die Katharina? (die im 3.Akt noch eine gute Szene
hat) Nicht die Schiff. Und Irene?- Vater Reicher, Arzt-
Sauer,- Adjunkt Rittner, Marr?- Max Ritner? - Albrecht
Marr?-
Was Lossing anbelangt, so haben Sie mich nicht vollkom-
men überzeugt. Hier Zeit der lebendigen Stunden hatte
sein Blinddarm noch nicht zu klagen.-
Die 3000 wer den mir natürlich eintretenden Falls
sehr erwünscht sein, und so möchte ich denn, wenn auch
noch nicht mit der Kraft eines Vertragsworts (in Hin-
blick auf die Unabgeschlossenheit des 3.Akts), meine
Neigung aussprechen, Ihnen, lieber Freund, das Drana zu
überlassen, unter kunnn den von Ihnen selbst angebote: