B16: Brahm, Otto 2 Arthur Schnitzler an Brahm, Abschrift (Fortsetzung) , Seite 35

1,1,19.
14.8.09,
vielleicht von Szene 4 oder 5 die Associationskette
statt ins Freie und Neue nach Scene 1 od.2 od.3 zurück-
liefe. Auf der Beachtung solcher scheinbarer Kleinig-
keiten beruht ein nicht geringer Theil aller Theater-
wirkung, was ich Ihnen gern in einem längern und licht-
vollen mündlichen Vortrag allem Lächeln zu Trotz aus-
einandersetzen zu können mir einbilde. Eine andere Art
von Theaterwirkung liesse sich erreichen, wenn man alle
5 Weibsen van Einer Komödiantin darstellen liesse;
die Freude an der Verwandlungskunst dieser Einen wür-
de in diesem Fall das Vergnügen am Wechsel der Gestal-
ten zu ersetzen oder, wenn diese Eine ein Genie wäre,
zu überbieten vermögen. Aber ich glaube, es wird Ihnen
leichter sein, zu Triesch, Wüst, Orloff, Herterich eine
fünfte zu finden, al/s aus einer dieser vier, selbst
aus dem enormen Talent der Triesch ein Genie zu machen.
Reicher-Max gewis s das beste. Ich dachte sonderbarer
Weise gar nicht an diese Möglichkeit. Es freut mich
14.8.09.
sehr, dass Sie, sich mit der Anatol-Idee so herzlich be-
freundet haben. Das ganze lässt sich gewiss gerade in
der Aufeinanderfolge hübsch inscenieren und Scene für
Scene fein aufeinander abstimmen.
„Gefährin" natürlich mit besonderem Vergnügen einver¬
standen. Sauer wäre ausserordentlich. Und sie die
Triesch, nicht wahr? Der andre Stieler? Auch die drei
Perzent lasen keinerlei Einwand zu, und das Hannele ist
(und wäre auch mit 9 Perzent) eine Gefährtin, die ich
beträchlich höher schätze als die so benannte. Sehr
lustig stelle ich mir den Abend ja nicht vor, aber für
Lustigkeit haben Sie, ja heuer genügend gesorgt (womit
Sie hinwiederum mein sinistres Schweigen über das Kon¬
zert als gebrochen erachten mögen.)
Sie werden diesem Briefe vielleicht gar nicht anlesen,
dass ich gestern von einer Doppelbergtour oder Berg-
doppeltour auf Schneeberg und Hohe Wand mit einem or¬
dentlichen Hexenschuss zurückgekehrt bin. Hiemit hab