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Brahin
5.12.1911.
Lieber Freund.
Sie sprachen mir anlässlich meiner Anwe-
senheit in Berlin von irgend welchen Vorstellun-
gen des „Anatol" glaub ich, die im lessingthea-
ter von der Freien Volksbühne, glaub ich, veran-
staltet worden sind. Was hat es damit für eine
Bewandtnis? Bitte sagen Sie mir gelegentlich ein
Wort darüber.
Wann erscheint die „Comtesse Mizzi“ bei
Ihnen? Steht die Besetzung schon fest? Hat Herr
Walter den Philipp bekommen?
Stimmt die Zeitungsnachricht, dass Sie
im Mai nach Wien kommen und dass im lessingthea-
ter eine Wiener Operettengesellschaft pastieren
wird? Ich habe mit Teweles über die Medardus-
Angelegenheit nicht mehr verhandelt. Es scheint
mir doch klüger den Antrag einer ständigen Büh-
ne abzuwarten, die Neue freie Volksbühne, die im
Jahre 1913 ihr eigenes Haus eröffnen soll,scheint
Absichten zu haben.
Wien, 30.12.1911.
Lieber Freund,
Ich arbeite sowohl novellistisch als drama-
die gute Comtesse wartet nun schon so lang, dass sie
tisch. Wir bleiben bis auf Weiteres in Wien, nur,
falls Sie im Jänner auf den Semmering kommen soll-
sich vor lauter Müdigkeit auch neben die Erde setzen
ten, wie sie ja beabsichtigten,wird dieses Pro-
mag. Wie sich die nach der tiefsinnig kritischen No-
gramm eine Aenderung erfahren. In Hamburg, Mün-
menclatur so angefaulte dekandente Gesellschaft neben
chen und Partenkirchen haben wir noch sehr ange-
Schönherrs knödelfressendem Riesengeschlecht behaup-
nehme Tage gehabt. Meiner Frau hat die Reise
ten wird, soll die Zukunft lehren. Ich nehme an, dass
sehr gut getan, ihr Katarrh ist ganz geschwunden.
die „Erde“ den (verdienten) Erfolg haben wird und dass
die Leute wegen der C.M. ins Theater gehen werden. So
ist allen Theilen geholfen.Uebrigens wissen Sie selbst
am besten, wie sehr ich Schönherr schätze - ihn ge-
schätzt habe lang eh er berühmt war; die „Erde“ spe-
ziell war nie mein Fall. Ein Akt aus dem Stück, nach
Wahl, wäre zu geben - und das „Knechtl“ zu erschlagen.
Hier wäre eine Aufgabe für begabte Kindermörder! -
Es freut mich, dass Sie das W.L. am 2. Feiertag gespielt
und es nicht zu bedauern gehabt haben. Wir müssen nun
ja schon knapp vor 25 halten? Den Prager Philipp wer-
Brahin
5.12.1911.
Lieber Freund.
Sie sprachen mir anlässlich meiner Anwe-
senheit in Berlin von irgend welchen Vorstellun-
gen des „Anatol" glaub ich, die im lessingthea-
ter von der Freien Volksbühne, glaub ich, veran-
staltet worden sind. Was hat es damit für eine
Bewandtnis? Bitte sagen Sie mir gelegentlich ein
Wort darüber.
Wann erscheint die „Comtesse Mizzi“ bei
Ihnen? Steht die Besetzung schon fest? Hat Herr
Walter den Philipp bekommen?
Stimmt die Zeitungsnachricht, dass Sie
im Mai nach Wien kommen und dass im lessingthea-
ter eine Wiener Operettengesellschaft pastieren
wird? Ich habe mit Teweles über die Medardus-
Angelegenheit nicht mehr verhandelt. Es scheint
mir doch klüger den Antrag einer ständigen Büh-
ne abzuwarten, die Neue freie Volksbühne, die im
Jahre 1913 ihr eigenes Haus eröffnen soll,scheint
Absichten zu haben.
Wien, 30.12.1911.
Lieber Freund,
Ich arbeite sowohl novellistisch als drama-
die gute Comtesse wartet nun schon so lang, dass sie
tisch. Wir bleiben bis auf Weiteres in Wien, nur,
falls Sie im Jänner auf den Semmering kommen soll-
sich vor lauter Müdigkeit auch neben die Erde setzen
ten, wie sie ja beabsichtigten,wird dieses Pro-
mag. Wie sich die nach der tiefsinnig kritischen No-
gramm eine Aenderung erfahren. In Hamburg, Mün-
menclatur so angefaulte dekandente Gesellschaft neben
chen und Partenkirchen haben wir noch sehr ange-
Schönherrs knödelfressendem Riesengeschlecht behaup-
nehme Tage gehabt. Meiner Frau hat die Reise
ten wird, soll die Zukunft lehren. Ich nehme an, dass
sehr gut getan, ihr Katarrh ist ganz geschwunden.
die „Erde“ den (verdienten) Erfolg haben wird und dass
die Leute wegen der C.M. ins Theater gehen werden. So
ist allen Theilen geholfen.Uebrigens wissen Sie selbst
am besten, wie sehr ich Schönherr schätze - ihn ge-
schätzt habe lang eh er berühmt war; die „Erde“ spe-
ziell war nie mein Fall. Ein Akt aus dem Stück, nach
Wahl, wäre zu geben - und das „Knechtl“ zu erschlagen.
Hier wäre eine Aufgabe für begabte Kindermörder! -
Es freut mich, dass Sie das W.L. am 2. Feiertag gespielt
und es nicht zu bedauern gehabt haben. Wir müssen nun
ja schon knapp vor 25 halten? Den Prager Philipp wer-