B128: Reigen (Verschiedene Korrespondenzen. Harz, S. Fischer), Seite 24

es schon einmal bei kritischen Geistern (auch
höherer Ært) vorzukommen pflegt, hält sich die allzu
freundliche Rezensentin für die Ueberschätzung die-
ses einen unter meinen Büchern durch gründliche Ver-
kennung.ja Ablehnung meiner gesamten bisherigen Pro-
duktion so schadlos wie nur möglich. Welche Leicht-
fertigkeit gehört doch dazu in meinem Gesamtwerk
bis sur „Therese“ (das doch immerhin unter andern
die "Liebelei, "Beatrice", den "Grünen Kakadu", den
"Profes or Bernhardi", den "Einsamen Weg“,den “Wgs
ins Freie,“ den "Gang zum Weiher“, den “Jungen Medar-
dus" und noch ein paar Dutzend andere Stücke und
Novellen enthält) nichts zu bemerken, als "die
schmerzlich-heitere Welt meiner Wiener Aristokraten
mit ihren lebensverliebten Nichtigkeiten und lässigen
Besorgnissen. Und das heillose Geschwätz,
xxx" als hätte erst das Wissen darum, dass auch in
Oesterreich die Welt aus tausend Wunden blutet und
die Liebenswürdigkeit der Sonnbeschienenen sich
verkriechen muss in Scheu vor andrängendem Elend
und bitterster Not mich gepackt", "umdräut von den
furchtbaren Wolken der Zeit"stürzte ich tief in mich
zusammen und"finde dort unten im Dunkel der heiligsten
Schmerzen.des lautersten Menschenwehs die Kraft zu
sagen, wie ich leide um alle Kreatur“. Und “im Schiff-
bruch seiner gleissenden Welt denkt er zuerst an die
Andern und dieses über sich selbst Hinauswachsen,die-
ses Heimverlangen nach den Andern zur Not der tief
enthofften Leidenswege der Mühseligen und Beladenen
mag ihn von sich ganz zu sich erlösen.
Wie gut gemeint und welch blühender Unsinn.
Diktatur der Phasse und des Cliches, der sich weder
Schreibende noch Lesende, weder Freund noch Feind zu
entziehen vermögen.
herzlichst grüssend
Fischer,Verld
Berlin.