A62: Medizinische Schriften, Seite 16

Med.vrit. 32
Verwei len im Organismus zum Bewusstsein sei-
ner ganzen Macht erstarkt, die Zuversicht
nicht mehr am Platze ist, mit welcher wir
seinen ersten Angriffen im Vertrauen auf un
sere mächtigen Heilmittel Jod und Quecksil-
ber entgegentreten. - Die sogenannte Präven-
tivbehandlung scheint nach den bisherigen Er-
fahrungen abgetan; - jedoch die Präventivbe-
handlung in einem anderen Wortsinne:diejeni-
ge, welche den schweren Spätformen zuvorzukom-
men sucht, ist gewiss noch nicht so weit stu-
diert, dass man ohmeweiters den Gedanken an
die Möglichkeit einer absoluten Heilung der
Syphilis von der Hand weisen dürfte. Hier,
so scheint es, blühen einem therapeutischen
Genie der Zukunft die schönsten Lorbeeren!
Mit den gewöhnlichen diätetischen Rat-
schlägen, von der Umsicht des kundigen Arztes
zusam mengestellt, klingt das Buch, welches wir
in den vorangehenden Zeilen der Aufmerksam-
keit des medizinischen Publikums empfohlen,
aus.
Es ist ein Werk, dem allerdings die
grossen Züge mangeln;kein bahnbrechender,wem
auch gewiss ein gediegener und denkender For
sch er ist es, der uns durch seine Disziplin
geleitet; ein Gelehrter, der uns nicht mit-
reisst, der uns abermit Bedacht und sicher
führt. Man wird sich gewiss nicht ohne Nutzen
von ihm den Weg weisen lassen,welchen er so
gut zu beleuchten versteht - ohne dabei zu
Dr Arthur Schnitzler.
blenden.
(Untern. kl.Rundschau,1887,1.Jahrg.,Nr.30.)