A68: Aegidius, Seite 251

Ich habe Er auch eine Blume gebracht (Gibt sie ihm)
Surgling (kusst der Blume) O wenn sie immer frisch blühend blieb!
Wie dank ich dir, süßholdes lieb.
Reich etwa Hand nur - ich will sie drucken,
Am Herz sie grossen in Entzücken¬
Mädchen Wielieb ich dich doch!
Jurgling (hinter einer Stule stehen bleibend) Da ist's seträulich.
Wir lassen die andere dort beschaulich
Ins trockene Gebetbuch sese¬
Und soll die Zeit viel süßen vergehe.
Hier ist der Schatten so dunkel- und groß- (Unarmt und küsst sie)
Mein süstes lieb, ich lass' Dich nicht los¬
Bevor du den Ruß mir wiedergiebst.
Mädchen (siehtsich schau um und küsst ihn dann herzinnig)
Lüngling nur sich ich nicht, daß du mich liebst.
Matthlag. Ach Gott, nun wieder mit einem Mal soll!
Lüngling der süste Kufs verging so schnell
Mädchen. Aufs nun zu rück zu Großmutterlein
Füngling Meinsichter lieb, muß es dem sein
Mädchen. Ich will aber immer zu ihr müßenden
Itzt Und ich der Blick auf Blicke senden.
Mädchen. Bleib immer beichenes Säule stehen
(mitzärthisamblick.)
dort biß du mir noch und sich kann dich sehen.
Jüngling sicht ihr entzückt nach
Die Ersten Orgeltöne erkiegen.
Fegidiusbesteigt die Konzel und
spricht
Meine geliebten Anlächtigen!
Die erleuchtende Hilfe Gottes rufe ich an, auf das
ich Euer Herz überzeugen und all Euren Glauben zum
Wahren und Guten hinleiten möge. Amen.
Über ein Wort will ich heute reden, das viele
im Munde führen, viele hören und wenige verstehn¬
Liebe, andächtige Zuhörer! Ihr alle kennet das
Wert Freiheit, Ihr habt es selbst oft gehört und
selbst oft ausgesprochen, und ist ein Unsinniger
unter Euch, so hat er zur selben Zeit wohl auch gedacht
dass Freiheit nichts anderes heiße als Frei seint
Doch nur ein Unsinniger, ein Thor hat solches ge¬
dacht. Es ist nicht so, meine Lieben, und heute wohl
ich Euch durch stille, leidenschaftslose Betrachtung
des irdischen Seins erweisen, was der menschliche