B17: Brandes, Georg 17 (2) Schnitzler an Brandes, Seite 11

V. P. I.
Was ich zunächst schreiben möchte, ist eine Komödie, sehr
gesund, sehr frech, und wo einer siegt. Denn bis jetzt sind meine
Leute immer recht schäbig zu Grund gegangen – und selten war es ein
schöner Kampf.-
Für heute, mein verehrter Herr Brandes, sah ich Ihnen einen
herzlichen Gruss, vielen innigen Dank und bin Ihr getreu ergebener
Arthur Schnitzler
de la riviere
Ischl, Rudolfshöhe
hier fällt mir ein Zeitungsblatt in die Hand, dass von Ihrem
Verehrtester Herr Brandes,
Befinden schreibt, und aus dem ich nicht klug werde. Sie wissen, wie
sehr wir Sie lieben (ich spreche noch im Namen einiger anderer Menschen)
und ein Wort, das Sie mir schrieben, oder, wenn Sie wirklich noch lei-
dend sind, mir schreiben liessen, brächte viel Beruhigung. Ist es viel
verlangt, wenn ich Sie herzlich bitte, diese Zeilen nicht ganz ohne
Ich bin eben im letzten Drittel Ihres Shakespeare; langsam
Antwort zu lassen?
und mit einer tiefen Freude an dem wunderbaren Entwicklungsgang, den
Sie erzählen und einer gleichen Freude an dem unvergleichlichen Er-
zählmer, lese ich dieses schöne Buch. Was ich immer so sehr an Ihnen
bewundere, hier ist es wieder: wenn Sie ein Werk erklären, steigt der
Mensch auf, der es geschaffen; wenn Sie einen Menschen schildern, sine
ganze Zeit, und so kommt aus allem, was Sie geben, der Schein und das
Tönen des Lebens über die, welche es fassen können. Vor ein paar Mona¬
ten haben Sie mich gefragt, wie mir Ihr Shakespeare gefiele - so darf
ich Ihnen das also sagen, ohne zudringlich zu scheinen.-
Ich hoffe sehr, gutes von Ihnen zu hören, und bald. Meine
innigsten Wünsche sind um Sie,
Ihr dankbarrer
Arthur Schnitzler.
de l'auteur, et de