B17: Brandes, Georg 17 (2) Schnitzler an Brandes, Seite 22

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wohl schon erhalten. Die Beatrice ist im Dezember einige Male in
Breslau gespielt worden, ohne besonderes Glück. Auch war die Darstellung
recht schwach. Eine gute Aufführung müsste dem Stück wohl Erfolg bringen.
Aber das Burgtheater hat wichtigeres zu thun.-
Leben Sie wohl und seien Sie herzlich gegrüsst von Ihrem
treuen
Arthur Schnitzler
Dieser Tage erscheint eine Novelle von mir, die ich Ihnen natür-
lich schicken werde, Lieutenant Gustl,- Sie haben sie vielleicht
in der N.Fr.Pr. gelesen. Wegen dieser Novelle stehe ich - (da ich
noch Militärarzt "in der Evidenz" bin) in "ehrengerichtlicher"
Untersuchung und werde wahrscheinlich meine Charge verlieren. Wenn
Sie die Novelle noch nicht kennen und sie lesen werden – und sich
dieser Mitteilung erinnern - wird Ihnen wieder manches "öster-
reichische" klar werden. Die Sache ist für mich natürlich gleich-
giltig - da ich ja mit den Leuten nichts mehr zu tun habe und meine
charge nur im Kriegsfall von Bedeutung wäre - aber sie ist charakte-
ristisch für die man könnte sagen naive Heuchelei in Kreisen, von
denen man in gewissem Sinne immer abhängig ist; wenn sie auch keine
unmittelbare Macht über einen besitzen.
Ihr A.S.
Liebster Herr Brandes, gewiss bin ich am 16. in Wien und wäre sehr
froh, Sie widerzusehn. Ich schlage Ihnen vor, von der Bahn direct
zu mir zu fahren; Sie können dann bei mir ausruhn und wenn es Ihnen
passt, vor der Abreise mit mir und meiner Wama speisen; wollen Sie
vielleicht Richard Beer-Hofmann sehen, so wird er sehr gern zu mir
kommen. Kurz richten Sie sich alles ganz nach Ihrer Bequemlichkeit
ein, schreiben Sie mir vorher nur ein Wort, insbesondere, wann Ihr
Zug weggeht und um wieviel Uhr Sie bei mir essen wollen.
So darf ich also wohl sagen auf baldiges Wiedersehen.
Von Herzen Ihr Arthur Schnitzler.
Wien, 11.5.901.