Arthur Schnitzler
führen, so habe ich jeden vorläufig in ein andres Zimmer geführt und die
Türe hinter ihnen zugeschlossen.
Casanova: Gar eingesperrt?
Das kann dir übel ausgehn.
Santis (zu Tito):
Tito: Eine halbe Stunde will ich sie wohl hinter Schloß und Riegel
halten. Die Fenster gehn auf einen Hof, niemand wird sie hören, wenn sie
etwa Lärm machen sollten. Indessen haben die Herrschaften Zeit, hier alles
Notwendige zu beschließen.
Teessa: Der Bursch gefällt mir. Casanova, höre,
Den nehmen wir nach Wien als Diener mit.
Casanova: Wir? Nein. Doch ich — ob just nach Wien, das wird
Sich zeigen. Möglich auch — nach Lissabon
Teresa (zu Tho): Du kommst nach Wien mit mir.
Nach Lissabon.
Casanova:
Teessa: Mach dich sofort bereit, wir fahren ab.
Tito: Ist es denn wirklich wahr? Die berühmte Tänzerin Teresa will
mich in ihre Dienste nehmen? Welches Glück!
Casanova: Fürs erste bist du Diener bei uns beiden.
Und später wählst du, wo du bleiben magst.
Teresa: Nie soll er wählen — (zu Casanova) Ewig bin ich dein.
(Stürzt in seine Arme.)
Gudar: Lang ist das Leben — kurz die Ewigkeit!
Casanova: So mach dich fertig, Bursch, in einer Stunde
Geht's auf die Reise.
Noch so lang? Warum?
Teresa:
Was kann in einer Stunde nicht geschehn?
Casanova: And wenn die Hölle selbst mein Zögern straft,
Ich reise nicht, eh' ich zu Mittag aß.
Santis: Beim Gott des Sekts, der Trüffeln und Pasteten
Er hat sich's wohl verdient. Und wir nicht minder.
Zwar sind die besten Bissen schon verspeist
Doch teilt's mit uns die göttliche Teresa,
So nennen wir's ein königliches Mahl.
Teresa: Wer kann da widerstehn? Ich speise mit...
(Mit einem Blick zu Anina und Flaminia)
Wenn diese Schönen mir zur Seite bleiben.
(Flaminia und Anina reichen ihr die Lände, die sie in ihren Händen behält.)
Und eine Stunde nur, dann — (zu Casanova) mein Geliebter,
In sausender Karosse fort nach Wien.
(Durch die Türe rechts ab, Flaminia und Anna an der Hand führend, Santis und Gudar folgen.)
Casanova — Andrea.
Casanova wollte auch folgen, wie er Andrea regungslos stehenbleiben steht, bleibt auch er an
der Türe stehen): Und Sie?
Andrea voma): Verziehn Sie nicht. Man geht zu Tische.
Die Schwestern
Casanova: Nicht ohne Sie, sonst denk' ich, daß Sie zürnen,
Und das verdürbe mir den Appetit.
Andrea: Ein guter Spaß.
Casanova (näher zu ihm): Ich bin Ihr Freund, Andrea.
Andrea: Ich aber nicht der Ihre, Casanova.
Casanova: Ein Schuldner mehr ist mir Gewinn und Ehre.
Stimmen (aus dem Park): Casanova! Casanova!
Andrea: So gehn Sie doch, man ruft Sie. Niemand mich.
Und so ist's recht. Hier ist nicht meine Welt.
Die Ihre ist's. Man ruft Sie, gehn Sie doch!
Casanova: Ob Sie mich auch zudringlich schelten mögen,
Ich lasse nimmer mit so wundem Herzen
Sie hier allein.
Andrea: Was kümmert Casanova
Andreas Herz!
Casanova: Gut; mag sich's mir verschließen.
Doch nenn' ich's Knabentrotz, wenn es verschmäht
Ersehnten Trost aus holdern Händen auch,
Als aus des unwillkommnen Freunds; — ihn dankbar
Aus der Geliebten Händen zu empfangen.
Andrea: Wie, Casanova, soll ich wirklich denken,
Daß dieses Tages schamlos grelles Licht
So wenig meiner Seele Grund erhellt
Für Ihr tiefschauend Aug’? (Seidenschaftlich, nicht bestig) Sie glauben, jemals
Vermöcht’ Andrea einem Weib, das er
Geliebt und das ihm untreu ward, versöhnt
Als Liebender zu nahn!! — Wie’s andre können,
Wie's, mir zum Staunen, Casanova kann,
Dem unter tausend Frau'n die Wahl gegönnt
Und der die allerungetreuste wählt.
Casanova (undefangen): Wen meinen Sie
Sie fragen
Ab, Teresa /
Andrea:
Casanova:
Nicht wahr?
Andrea (etwas verwirrt): Sie selbst, so schien es mir, gestand.
Casanova: Gestand. Nun ja, doch was Teresa mir
Auch zu gestehn und zu verschweigen hatte
Ich frage Sie, mein Freund, gibt's bess're Treue,
Gibt's, frag' ich klarer noch, gibt's eine andre
Auf Erden zwischen Mann und Weib, Andrea,
Als die Tresa eben mir bewies?
Sie kehrte mir zurück. Nur das ist Treue,
Die einz'ge, die mit fug so heißen darf.
führen, so habe ich jeden vorläufig in ein andres Zimmer geführt und die
Türe hinter ihnen zugeschlossen.
Casanova: Gar eingesperrt?
Das kann dir übel ausgehn.
Santis (zu Tito):
Tito: Eine halbe Stunde will ich sie wohl hinter Schloß und Riegel
halten. Die Fenster gehn auf einen Hof, niemand wird sie hören, wenn sie
etwa Lärm machen sollten. Indessen haben die Herrschaften Zeit, hier alles
Notwendige zu beschließen.
Teessa: Der Bursch gefällt mir. Casanova, höre,
Den nehmen wir nach Wien als Diener mit.
Casanova: Wir? Nein. Doch ich — ob just nach Wien, das wird
Sich zeigen. Möglich auch — nach Lissabon
Teresa (zu Tho): Du kommst nach Wien mit mir.
Nach Lissabon.
Casanova:
Teessa: Mach dich sofort bereit, wir fahren ab.
Tito: Ist es denn wirklich wahr? Die berühmte Tänzerin Teresa will
mich in ihre Dienste nehmen? Welches Glück!
Casanova: Fürs erste bist du Diener bei uns beiden.
Und später wählst du, wo du bleiben magst.
Teresa: Nie soll er wählen — (zu Casanova) Ewig bin ich dein.
(Stürzt in seine Arme.)
Gudar: Lang ist das Leben — kurz die Ewigkeit!
Casanova: So mach dich fertig, Bursch, in einer Stunde
Geht's auf die Reise.
Noch so lang? Warum?
Teresa:
Was kann in einer Stunde nicht geschehn?
Casanova: And wenn die Hölle selbst mein Zögern straft,
Ich reise nicht, eh' ich zu Mittag aß.
Santis: Beim Gott des Sekts, der Trüffeln und Pasteten
Er hat sich's wohl verdient. Und wir nicht minder.
Zwar sind die besten Bissen schon verspeist
Doch teilt's mit uns die göttliche Teresa,
So nennen wir's ein königliches Mahl.
Teresa: Wer kann da widerstehn? Ich speise mit...
(Mit einem Blick zu Anina und Flaminia)
Wenn diese Schönen mir zur Seite bleiben.
(Flaminia und Anina reichen ihr die Lände, die sie in ihren Händen behält.)
Und eine Stunde nur, dann — (zu Casanova) mein Geliebter,
In sausender Karosse fort nach Wien.
(Durch die Türe rechts ab, Flaminia und Anna an der Hand führend, Santis und Gudar folgen.)
Casanova — Andrea.
Casanova wollte auch folgen, wie er Andrea regungslos stehenbleiben steht, bleibt auch er an
der Türe stehen): Und Sie?
Andrea voma): Verziehn Sie nicht. Man geht zu Tische.
Die Schwestern
Casanova: Nicht ohne Sie, sonst denk' ich, daß Sie zürnen,
Und das verdürbe mir den Appetit.
Andrea: Ein guter Spaß.
Casanova (näher zu ihm): Ich bin Ihr Freund, Andrea.
Andrea: Ich aber nicht der Ihre, Casanova.
Casanova: Ein Schuldner mehr ist mir Gewinn und Ehre.
Stimmen (aus dem Park): Casanova! Casanova!
Andrea: So gehn Sie doch, man ruft Sie. Niemand mich.
Und so ist's recht. Hier ist nicht meine Welt.
Die Ihre ist's. Man ruft Sie, gehn Sie doch!
Casanova: Ob Sie mich auch zudringlich schelten mögen,
Ich lasse nimmer mit so wundem Herzen
Sie hier allein.
Andrea: Was kümmert Casanova
Andreas Herz!
Casanova: Gut; mag sich's mir verschließen.
Doch nenn' ich's Knabentrotz, wenn es verschmäht
Ersehnten Trost aus holdern Händen auch,
Als aus des unwillkommnen Freunds; — ihn dankbar
Aus der Geliebten Händen zu empfangen.
Andrea: Wie, Casanova, soll ich wirklich denken,
Daß dieses Tages schamlos grelles Licht
So wenig meiner Seele Grund erhellt
Für Ihr tiefschauend Aug’? (Seidenschaftlich, nicht bestig) Sie glauben, jemals
Vermöcht’ Andrea einem Weib, das er
Geliebt und das ihm untreu ward, versöhnt
Als Liebender zu nahn!! — Wie’s andre können,
Wie's, mir zum Staunen, Casanova kann,
Dem unter tausend Frau'n die Wahl gegönnt
Und der die allerungetreuste wählt.
Casanova (undefangen): Wen meinen Sie
Sie fragen
Ab, Teresa /
Andrea:
Casanova:
Nicht wahr?
Andrea (etwas verwirrt): Sie selbst, so schien es mir, gestand.
Casanova: Gestand. Nun ja, doch was Teresa mir
Auch zu gestehn und zu verschweigen hatte
Ich frage Sie, mein Freund, gibt's bess're Treue,
Gibt's, frag' ich klarer noch, gibt's eine andre
Auf Erden zwischen Mann und Weib, Andrea,
Als die Tresa eben mir bewies?
Sie kehrte mir zurück. Nur das ist Treue,
Die einz'ge, die mit fug so heißen darf.