Arthur Schnitzler
Andrea — Anina.
Andrea (cudig, bestimme): Du schriebst ihm. Was?
Willst du mich hören —?
Anina:
Wollt
Andrea:
Ich's nicht, so fragt' ich nicht. Was schriebst du ihm?
Anina: Sprich mit so böser Stimme nicht, Andrea.
Du weißt, daß ich nicht lügen will, noch kann.
Andrea: Du sandtest einen Brief an Casanova??
Anina (befremdet): Du hast es — nicht gewußt, Andrea —?
Doch!
Andrea:
Ich hab's gewußt. Der Bursche, Tito heißt er,
So jung er ist, von allen Lastern bleich,
Ich sah, wie er ins Tor des Gasthofs schlich
Drin Casanova wohnt. Und gleich durchzuckt's mich
(Dies Herz hat keine Ahnung je getrogen —!)
Ein Brief von dir —! And auch den Vorwand kenn' ich:
Die Spitzen sind's! Ob jener Freund aus Brüssel,
Von dem er sprach — (mit halbem Ohre hört' ich's)
Sie wirklich zu so billigem Preise liefre?
Beim Händler hier zahlt man sie dreimal teurer.
Gleich merkt' ich, wie nach ihnen dich verlangte;
Herr Casanova, schönen Frau'n gefällig
Wie immer, trug sich dir als Mittler an —?
(Hält wie fragend inne.)
Anina: Das tat er.
Andrea:
Ja, ich hört’s.
Mit halbem Ohr.
Anina (trüb lächelnd):
Andrea: Nun mahnst du wegen solchen Tandes ihn,
Als eilt's dir gar so sehr, in einem Brief,
Der dem Verwöhnten nur als Zeichen gilt,
Daß es dich lockt, ihm schriftlich nah zu sein,
Eh du persönlich wieder ihm begegnet.
Ein Brief an Casanova! Töricht Kind!
Und gar durch Tito! Zum Gesindespott
Erniedrigst du dich so — und mich dazu.
Anina (wie oben): Was schlimmer noch.
Was gab er dir zur Antwort?
Andrea (lauernd):
Anina: Du weißt wohl, das mir Tito keine brachte.
(Auf eine ungeduldige Gebärde Andreas)
Und wird auch nicht. Denn deine Ahnung trog.
Der Brüss'ler Spitzen dacht' ich längst nicht mehr,
Und keine Frage stand in meinem Brief.
Andrea (langsam): Was denn, Anina?
Anina:
Ein Bitte nur.
Die Schwestern
Andrea: Und welche?
Daß er noch in dieser Stunde
Anina:
Die Stadt verlasse.
Casanova —?!
Andrea:
Er. (Pause.)
Anina:
Andrea: So groß war die Gefahr? — So unabwendbar?
Daß du, wenn du ihm einmal noch begegnet —
(stockend)
Sein Anblick — ein gleichgültiges Gespräch —
Denn mir entging kein Wort — und ihm verfallen —!
Und ich bin nichts, Anina?
Hör mich!
Anina:
Nichts!
Andrea:
Warum dann einen Boten ihm gesandt?
Warum nicht selbst — und flogst in seine Arme?
Warum noch hier, wie meines Danks gewärtig,
Als wärst du nicht unrettbar, ewig mir
Verloren schon, selbst wenn du Casanova
Nie wiedersähst! Als wäre Sehnsucht nicht
Um Tausendfaches schlimmer als Erfüllung,
Weil sie fortwühlend in der Seele Gründen
Den reinen Lauf ihr bis zur Quelle trübt —
Doch reist er ja nicht ab, denn deinen Brief
Hat er als Geck nach seiner Art gelesen
Und bleibt in Spa. And er hat recht. Du hast
Die Wahl. Andrea oder Casanova.
Nein, keine Wahl. Denn der, der geht, bin ich.
(Wendet sich zu gehen.)
Anina: Er ging vor dir.
Und ließ dich's wissen?
Andrea:
Anina:
Nein.
Andrea: Flaminia hat die Kunde dir gebracht?
Anina: Daß er sofort sich aus der Stadt entferne
Ich hab' es mir als Dank von ihm gefordert,
Den er nicht weigern kann.
Als Dank —? Wofür
Andrea:
Anina: Daß ich ihm angehört in dieser Nacht.
Andrea (karr, dann auf sie zu, bleibt vor ihr stehen, sie unbeweglich. Pause. Er lacht auf):
Ein übler Scherz, und steht dir übel an.
Flaminia lehrt' ihn dich. Ihr klagtest du
Ich weiß —, daß ich mit Eifersucht dich plage,
So riet sie dir ein Spiel der Rache an,
Darin nach läppischer Komödienart
Andrea — Anina.
Andrea (cudig, bestimme): Du schriebst ihm. Was?
Willst du mich hören —?
Anina:
Wollt
Andrea:
Ich's nicht, so fragt' ich nicht. Was schriebst du ihm?
Anina: Sprich mit so böser Stimme nicht, Andrea.
Du weißt, daß ich nicht lügen will, noch kann.
Andrea: Du sandtest einen Brief an Casanova??
Anina (befremdet): Du hast es — nicht gewußt, Andrea —?
Doch!
Andrea:
Ich hab's gewußt. Der Bursche, Tito heißt er,
So jung er ist, von allen Lastern bleich,
Ich sah, wie er ins Tor des Gasthofs schlich
Drin Casanova wohnt. Und gleich durchzuckt's mich
(Dies Herz hat keine Ahnung je getrogen —!)
Ein Brief von dir —! And auch den Vorwand kenn' ich:
Die Spitzen sind's! Ob jener Freund aus Brüssel,
Von dem er sprach — (mit halbem Ohre hört' ich's)
Sie wirklich zu so billigem Preise liefre?
Beim Händler hier zahlt man sie dreimal teurer.
Gleich merkt' ich, wie nach ihnen dich verlangte;
Herr Casanova, schönen Frau'n gefällig
Wie immer, trug sich dir als Mittler an —?
(Hält wie fragend inne.)
Anina: Das tat er.
Andrea:
Ja, ich hört’s.
Mit halbem Ohr.
Anina (trüb lächelnd):
Andrea: Nun mahnst du wegen solchen Tandes ihn,
Als eilt's dir gar so sehr, in einem Brief,
Der dem Verwöhnten nur als Zeichen gilt,
Daß es dich lockt, ihm schriftlich nah zu sein,
Eh du persönlich wieder ihm begegnet.
Ein Brief an Casanova! Töricht Kind!
Und gar durch Tito! Zum Gesindespott
Erniedrigst du dich so — und mich dazu.
Anina (wie oben): Was schlimmer noch.
Was gab er dir zur Antwort?
Andrea (lauernd):
Anina: Du weißt wohl, das mir Tito keine brachte.
(Auf eine ungeduldige Gebärde Andreas)
Und wird auch nicht. Denn deine Ahnung trog.
Der Brüss'ler Spitzen dacht' ich längst nicht mehr,
Und keine Frage stand in meinem Brief.
Andrea (langsam): Was denn, Anina?
Anina:
Ein Bitte nur.
Die Schwestern
Andrea: Und welche?
Daß er noch in dieser Stunde
Anina:
Die Stadt verlasse.
Casanova —?!
Andrea:
Er. (Pause.)
Anina:
Andrea: So groß war die Gefahr? — So unabwendbar?
Daß du, wenn du ihm einmal noch begegnet —
(stockend)
Sein Anblick — ein gleichgültiges Gespräch —
Denn mir entging kein Wort — und ihm verfallen —!
Und ich bin nichts, Anina?
Hör mich!
Anina:
Nichts!
Andrea:
Warum dann einen Boten ihm gesandt?
Warum nicht selbst — und flogst in seine Arme?
Warum noch hier, wie meines Danks gewärtig,
Als wärst du nicht unrettbar, ewig mir
Verloren schon, selbst wenn du Casanova
Nie wiedersähst! Als wäre Sehnsucht nicht
Um Tausendfaches schlimmer als Erfüllung,
Weil sie fortwühlend in der Seele Gründen
Den reinen Lauf ihr bis zur Quelle trübt —
Doch reist er ja nicht ab, denn deinen Brief
Hat er als Geck nach seiner Art gelesen
Und bleibt in Spa. And er hat recht. Du hast
Die Wahl. Andrea oder Casanova.
Nein, keine Wahl. Denn der, der geht, bin ich.
(Wendet sich zu gehen.)
Anina: Er ging vor dir.
Und ließ dich's wissen?
Andrea:
Anina:
Nein.
Andrea: Flaminia hat die Kunde dir gebracht?
Anina: Daß er sofort sich aus der Stadt entferne
Ich hab' es mir als Dank von ihm gefordert,
Den er nicht weigern kann.
Als Dank —? Wofür
Andrea:
Anina: Daß ich ihm angehört in dieser Nacht.
Andrea (karr, dann auf sie zu, bleibt vor ihr stehen, sie unbeweglich. Pause. Er lacht auf):
Ein übler Scherz, und steht dir übel an.
Flaminia lehrt' ihn dich. Ihr klagtest du
Ich weiß —, daß ich mit Eifersucht dich plage,
So riet sie dir ein Spiel der Rache an,
Darin nach läppischer Komödienart