Sonnabend, 12. November 1910.
Plegsummen.
Der Moabiter Aufruhr vor Gericht
Einer Zuschrift des Berliner Vertreters de
Rheinisch=Westfälischen Zeitung an
sein Blatt entnehmen wir folgende Stelle: „Ber¬
lin selbst ist in zwei Lager geteilt. Während das
gesamte Bürgertum ausnahmslos wünscht, daß
eine gerechte, aber strenge Bestrafung der Auf¬
rührer die Residenz für die nächste Zukunft von
ähnlichen Auftritten schützen werde, ist der
kleinere Teil, nämlich die Sozialdemokratie,
immer noch der Hoffnung, daß durch Drohung
der Staat sich so weit einschüchtern lassen werde,
nicht mit der ganzen Strenge des Gesetzes geg
die Angeklagten vorzugehen. Man fängt nämli¬
an, ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Nicht
etwa aus Mitleid mit den Verführten, und weiß
man sein Unrecht einsicht, sondern, weil man
aus der Verurteilung und den damit verknüp
ten Folgen eine ungünstige Wendung für de
weiteren Agitationsfeldzug der roten Interna
tionale befürchtet. So ist man bei den „Ge
nossen" jetzt etwas zaghaft geworden, denn der
rote Faden, der sich von dem so selbstbewuß
den Saal eintretenden Landtagsabgeordn
Ströbel hin zu den Schächern auf dem Armen
sünderbänkchen zieht, kann selbst dem politisch
Blinden kaum noch verborgen bleiben. Leute
i 'f - 'f.
heilig=ernster Stunde, indem er seine Hand auf
die Fahne legt, dem obersten Kriegsherrn den
Fahneneid, das heißt den Eid unverbrüchlicher
Treue. Im Felde eine Fahne verlieren oder
sich nehmen lassen von Feindeshand, galt und
gilt als größte Schande. Andererseits gelten die
im Feldzuge eroberten Fahnen als die schönste
Siegestrophäe; selbst bei einem Friedensschluf
werden sie nicht ausgeliefert. Die Fahne ist dem
Soldaten die stete Mahnerin zu ernstester Pflicht
erfüllung. Soll nun mit einem Male dies heilig
Zeichen keine Bedeutung mehr haben, weil Nörg
ler, die keinen Sinn fürs Vaterland haben,
Fahnen und Feldzeichen abschaffen möchten
Welch eine Geschichte des glänzendsten Ruhmes
künden die Hunderte der alten, ehrwürdiger
Feldzeichen, die in manchem Schlachtendonner
ihren Truppen voranflatterten! Wie reich ist
der Kranz der Erinnerungen, die sich an die
Fahnen knüpfen! Und wieviel Heldenmut
Todesverachtung, Tapferkeit künden die eroberten
Fahnen! Die Hunderte von Fahnen in unserer
Kirchen, Zeughäusern, Museen sind ehrwürdige
gen großer Zeiten. Soll das alles nun nicht
or wahr sein? Man würde ein herrliches
Stück Geschichte begraben, wenn den Nörgler
zuliebe in Zukunft die Fahnen abgeschafft wür
den. Wohl haben die jüngsten Fahnen jetzt n
keine „Tradition“, aber sie bekommen eine. Ar
die ältesten Fahnen haben, als sie verlieher
wurden, noch keine tradition gehabt. Ge¬
man weiß, aus welchem Grunde die Abscha
vom Schlage der Ströbel, Hoffmann, Ledebour
der Fahnen gefordert wird. Es ist nichts w
und Stadthagen gehören zu jenen großen Uebel¬
als der Haß gegen das Heer, das den Staat ha
tätern, die man leider laufen lassen muß, wäh
groß machen helfen und sein festestes Vollwer
rend die Kleinen dafür büßen müssen. Wer Win
gegen äußere und innere Feinde ist.“
säet, wird Sturm ernten. Und als Sämänner
haben die Genannten es an der aufhetzenden
Unter der Ueberschrift „Die Fleischnot
Tätigkeit in Berlin nicht fehlen lassen. Da
wächst und die Reichsregierung schweig
eigenartige Bild, das sich heute in Moabit ent
behandelt die Frankfurter Zeitun
rollte, ist nach jeder Richtung hin charakteristisch
Standpunkt der Reichsregierung und des
Schon die ganze Zusammensetzung der aufgebote
schen Landwirtschaftsministers zu der T
nen Zeugen und der Angeklagen zeigt uns
und kommt dann auf die der badisch
daß diesmal Bürgertum und Rechtsstaat ziemlich
gierung erteilte Genehmigung zur kontin
geschlossen der roten Internationale und dem sich
tierten Einfuhr von französischem Sch
an ihre Schöße hängenden Janhagel gegenüber¬
zu sprechen: „Man wird die Wirkt
stehen. Aus der Art der Verhandlungen, die sich
nahme gewiß nicht überschätzen.
voraussichtlich über Wochen erstrecken dürften
sie an den Kern der Fleischnotfrage über
und dem Endresultat werden wir ersehen, o
nicht rührt, also nichts mit dem Problem
der Staat von heute die nötige Energie besitzt
hat, ob und wie die deutsche Landwirt
um so einzugreifen, daß seine Maßnahmen nicht
einer ausreichenden Viehversorg
gung
nur der Stunde gerecht werden, sondern aus
schen Bedarfs instandgesetzt we-
erden k
längere Zeit hinaus vorbeugend wirken.
einer Abkehr von der großagrarische
treidebauenden Großgrundbesitz auf
Die Hamburger Nachrichten begrüßen
vienzüchtenden Bauern stützenden Wir
es mit ganz besonderer Freude, daß der Kron¬
politik, die die erste Vorbedingung
prinz seine Reise nach Ostasien von Ceylon
sind wir noch lange nicht;
aus auf einem wirklich modernen starken Kriegs¬
diert wird, ist lediglich eine
zur Milderung der augenblicklich
schiff antritt: „Vor allem begrüßen wir die Reis¬
des deutschen Kronprinzen mit dem Kreuzer
auch, ob die Zulassung
„Gneisenau". Voraussetzung ist allerdings, daß
Schlachtvieh nach Baden und
die Reise auch nach dieser Seite hin verständig
diese augenblickliche Not schnell u
dern wird, muß man ohne übertreiben
ausgenutzt wird, und das ist leicht genug. Wer
die Verhältnisse im Ausland kennt, weiß, wi-
nungen abwarten. Man weiß, daß a
lange man dort von einem einzigen Besuche eines
reich zurzeit hohe Viehpreise h
steht der neueröffneten Zufuhrmöglich
deutschen Kriegsschiffes zehrt, und wie nach
eit ein
haltend günstig der Einfluß auf die Hebung des
weilen wohl noch ohne Verbindungen
unerfal
gegenüber.
nationalen Sinnes und auch auf die Einigkeit
den, dan
scht, falls etw
der Auslandsdeutschen ist. Freilich, Komman¬
ge
sollte.
danten und Offiziere, Deckoffizier
täusch-
par die asse
„Sachen" ganz und gar ni¬
du der wichtigen
sere müssen
be, die solche
Auslandsreisen an sie stellen,
ein gewiß nicht allzu reichlich bemessenen
ankommt.
an Aufmer###
Quantum französischen Schlachtviehs in einzelne
badischen und elsässischen Schlachthäusern zu
samkeit haben manchmal Mißstimmunge
dem Deutschtum schweren Schaden
lassen wird, so ist das nur eine höchst unyt
stiftet, die
kommene Abschlagszahlung auf das, was zur
brachten. Die Kronprinzenreise liefert eine
Linderung der Not in Wirklichkeit hätte geschehen
seltene Gelegenheit, den Deutschen in Indien —
müssen. Und die Bedeutung dieser Maßnahm
und diese haben wegen des englischen Druckes
liegt vor allem auf dem prinzipiellen Gebiet
es nötiger als z. B. in Ostasien — nationales
denn sie erbringt wieder einmal den Beweis: e
Selbstbewußtsein einzuflößen. Dazu kommt, daß
ist einfach nicht wahr, daß die hermetische Ab¬
die „Gneisenau“ ein moderner, starker Panzer¬
sperrung, wie sie bisher gehandhabt wurde, nö
kreuzer ist, der sich neben den Schiffen anderer
wendig ist, um den heimischen Viehbestand v
Nationalen, soweit sie auf den Ozeanen umher¬
Seuchen zu schützen. In demselben Augenbli
schwimmen, ohne Scheu sehen lassen kann. Auch
indem die Regierung der Pfalz die Zufuhr au
das ist ein wichtiges Moment. Gerade die in
den preußischen Provinzen nur noch mit Ge
den englischen Kolonien ansässigen Deutschen
sundheitsscheinen zulassen kann, um die Ueber
wissen davon zu erzählen, wie die Engländer es
ihnen zu fühlen geben, wenn ein veralteter deut¬
scher Kreuzer oder ein uraltes Panzerschiff wie
demselben Augenblick kann man unter ent¬
früher die „Deutschland“, die nach dreißigjähriger
sprechenden Vorsichtsmaßnahmen französische
Dienstzeit „zum Kreuzer befördert wurde“, in
Schlachtvieh zulassen, ohne eine Gefährdung zu
den Hafen kommt. Dann lieber gar nichts! so
befürchten. Mit welchem Recht verweigert m
lautet einstimmig das Urteil der Deutschen
die Zulassung von holländischem Schlachtvie
Solch alte Kasten und minderwertigen Typen
Mit welchem Recht verweigert man die Erri
zum Zeigen der deutschen Flagge auszuschicken
tung von Schlachthäusern an der Grenze, i
erhöht weder das Ansehen des Reichs noch das
denen das fremde Vieh geschlachtet werden
der Deutschen im Auslande. Selbstverständlich
könnte, ohne mit dem heimischen überhaupt i
gibt es auch Ausnahme und Fälle, wo auch
Berührung zu kommen. Mit welchem Recht ver
Kanonenboote und alte Schiffe besser sind als
weigert man die Zulassung von gefrorenen
nichts, aber für solche Gegenden, wie sie hier in
argentinischen Fleisch, das in England in ung
Rede stehen, sollte man tatsächlich immer gute
heuren Mangen importiert wird, und das jetzt
Schiffe schicken oder, gar keine. Manche An
auch in Oesterreich mit Erfolg eingeführt we
zeichen lassen neuerdings darauf schließen, das
den darf? Und vor allem — wie will die Reichs
nach langer Pause die außerheimische Tätigkeit
regierung es rechtfertigen, daß sie monatelan
unserer Flotte wieder im Wachsen ist. Möge
überhaupt nichts getan hat, um die Not zu lin
die Kronprinzenreise auch nach dieser Seite hin
dern, und daß auch jetzt wahrscheinlich gar nicht
ein gutes Omen sein!“
geschehen wäre, wenn nicht einige Landesregie
rungen ohne Furcht vor preußischen Einschücht
Dasselbe Blatt greift die sozialdemo
rungen, denen Bayern bisher gewichen ist,
kratischen Blätter an, die unsere ruhmreich=
Initiative ergriffen hätten? Was jetzt geschi¬
Armee unaufhörlich zum Gegenstand von An
hätte in viel größerem Umfange schon vor M
griffen machen: „Neuerdings wird gegen die
naten geschehen können, ohne die berechtigten
Fahnen und Feldzeichen Sturm gelaufen. Sie
Ansprüche der Landwirtschaft auf den Seuchen
hätten nur in früheren Jahrhunderten
schutz zu gefährden. Und also hätte es geschehet
„Richtungszeichen“ Bedeutung und Wert geha
müssen! Es ist die schwerste Anklage gegen d
heute sei das ganz „veraltet“; sie seien im Frie¬
Reichsregierung, daß sie monatelang Hunger
den wie im Kriege zwecklos. Daher seien die
preise geduldet hat, ohne auch nur die bescheid
„alten Fahnen“ und Feldzeichen in die Rumpel¬
nen Mittel anzuwenden, die sie doch jetzt selb
kammer zu bringen. Neue Fahnen seien aber
als möglich anerkennen mußte.
unter keinen Umständen mehr anzuschaffen, denn
sie hätten keine Credition. Sogar „Sparsam
Die Rede des englischen Ministerpräsi
keitsrücksichten“ müssen herhalten, um diese For
denten Asquith bei der Feier der Amtsein¬
derung zu begründen, ja, man schrickt selbst vor
setzung des neuen Lord=Mayors in der Guildhall
Spott und Beleidigungen nicht zu
„zurück und be
zeichnet die Fahnen als „Lappen“
über die wichtigsten politischen Fragen, ins
sondere über Persien und die Rüstungsfro
Gegen dieses Treiben wendet sich das Organ
bringt der Täglichen Rundschau
des Kyffhäuser=Bundes der deutschen Landes¬
Neues: „Die Worte sind bekanntlich für
kriegerverbände, die Kyffhäuser=Korre¬
Diplomaten oft nur dazu da, um die wahr
spondenz mit folgenden Ausführungen:
Gedanken mit ihnen zu verhüllen. Das zeigt s
„Jeden echt deutschen Mann, insbesondere di
hier besonders in der Behandlung der persisch
alten und jungen Soldaten, müssen solche Ver¬
Frage. Asquith betont zwar, daß es England
unglimpfungen aufs tiefste empören. Jeder
Absicht sei, jede Art von Feindseligkeit ge¬
Soldat weiß, daß die Fahne sein heiligstes, kost
persische Regierung zu vermeiden, hebt ab
barstes Gut ist, das mit Blut und Leben ver¬
andererseits das britische Recht hervor,
teidigt und geschützt werden muß. Die Fahne
Maßregeln zu ergreifen, wie sie für den
ist das Sinnbild militärischer Ehre und Treue.
An weibevoller Stätte schwört der Soldat in der britischen Interessen notwendig sind. Hier is
Plegsummen.
Der Moabiter Aufruhr vor Gericht
Einer Zuschrift des Berliner Vertreters de
Rheinisch=Westfälischen Zeitung an
sein Blatt entnehmen wir folgende Stelle: „Ber¬
lin selbst ist in zwei Lager geteilt. Während das
gesamte Bürgertum ausnahmslos wünscht, daß
eine gerechte, aber strenge Bestrafung der Auf¬
rührer die Residenz für die nächste Zukunft von
ähnlichen Auftritten schützen werde, ist der
kleinere Teil, nämlich die Sozialdemokratie,
immer noch der Hoffnung, daß durch Drohung
der Staat sich so weit einschüchtern lassen werde,
nicht mit der ganzen Strenge des Gesetzes geg
die Angeklagten vorzugehen. Man fängt nämli¬
an, ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Nicht
etwa aus Mitleid mit den Verführten, und weiß
man sein Unrecht einsicht, sondern, weil man
aus der Verurteilung und den damit verknüp
ten Folgen eine ungünstige Wendung für de
weiteren Agitationsfeldzug der roten Interna
tionale befürchtet. So ist man bei den „Ge
nossen" jetzt etwas zaghaft geworden, denn der
rote Faden, der sich von dem so selbstbewuß
den Saal eintretenden Landtagsabgeordn
Ströbel hin zu den Schächern auf dem Armen
sünderbänkchen zieht, kann selbst dem politisch
Blinden kaum noch verborgen bleiben. Leute
i 'f - 'f.
heilig=ernster Stunde, indem er seine Hand auf
die Fahne legt, dem obersten Kriegsherrn den
Fahneneid, das heißt den Eid unverbrüchlicher
Treue. Im Felde eine Fahne verlieren oder
sich nehmen lassen von Feindeshand, galt und
gilt als größte Schande. Andererseits gelten die
im Feldzuge eroberten Fahnen als die schönste
Siegestrophäe; selbst bei einem Friedensschluf
werden sie nicht ausgeliefert. Die Fahne ist dem
Soldaten die stete Mahnerin zu ernstester Pflicht
erfüllung. Soll nun mit einem Male dies heilig
Zeichen keine Bedeutung mehr haben, weil Nörg
ler, die keinen Sinn fürs Vaterland haben,
Fahnen und Feldzeichen abschaffen möchten
Welch eine Geschichte des glänzendsten Ruhmes
künden die Hunderte der alten, ehrwürdiger
Feldzeichen, die in manchem Schlachtendonner
ihren Truppen voranflatterten! Wie reich ist
der Kranz der Erinnerungen, die sich an die
Fahnen knüpfen! Und wieviel Heldenmut
Todesverachtung, Tapferkeit künden die eroberten
Fahnen! Die Hunderte von Fahnen in unserer
Kirchen, Zeughäusern, Museen sind ehrwürdige
gen großer Zeiten. Soll das alles nun nicht
or wahr sein? Man würde ein herrliches
Stück Geschichte begraben, wenn den Nörgler
zuliebe in Zukunft die Fahnen abgeschafft wür
den. Wohl haben die jüngsten Fahnen jetzt n
keine „Tradition“, aber sie bekommen eine. Ar
die ältesten Fahnen haben, als sie verlieher
wurden, noch keine tradition gehabt. Ge¬
man weiß, aus welchem Grunde die Abscha
vom Schlage der Ströbel, Hoffmann, Ledebour
der Fahnen gefordert wird. Es ist nichts w
und Stadthagen gehören zu jenen großen Uebel¬
als der Haß gegen das Heer, das den Staat ha
tätern, die man leider laufen lassen muß, wäh
groß machen helfen und sein festestes Vollwer
rend die Kleinen dafür büßen müssen. Wer Win
gegen äußere und innere Feinde ist.“
säet, wird Sturm ernten. Und als Sämänner
haben die Genannten es an der aufhetzenden
Unter der Ueberschrift „Die Fleischnot
Tätigkeit in Berlin nicht fehlen lassen. Da
wächst und die Reichsregierung schweig
eigenartige Bild, das sich heute in Moabit ent
behandelt die Frankfurter Zeitun
rollte, ist nach jeder Richtung hin charakteristisch
Standpunkt der Reichsregierung und des
Schon die ganze Zusammensetzung der aufgebote
schen Landwirtschaftsministers zu der T
nen Zeugen und der Angeklagen zeigt uns
und kommt dann auf die der badisch
daß diesmal Bürgertum und Rechtsstaat ziemlich
gierung erteilte Genehmigung zur kontin
geschlossen der roten Internationale und dem sich
tierten Einfuhr von französischem Sch
an ihre Schöße hängenden Janhagel gegenüber¬
zu sprechen: „Man wird die Wirkt
stehen. Aus der Art der Verhandlungen, die sich
nahme gewiß nicht überschätzen.
voraussichtlich über Wochen erstrecken dürften
sie an den Kern der Fleischnotfrage über
und dem Endresultat werden wir ersehen, o
nicht rührt, also nichts mit dem Problem
der Staat von heute die nötige Energie besitzt
hat, ob und wie die deutsche Landwirt
um so einzugreifen, daß seine Maßnahmen nicht
einer ausreichenden Viehversorg
gung
nur der Stunde gerecht werden, sondern aus
schen Bedarfs instandgesetzt we-
erden k
längere Zeit hinaus vorbeugend wirken.
einer Abkehr von der großagrarische
treidebauenden Großgrundbesitz auf
Die Hamburger Nachrichten begrüßen
vienzüchtenden Bauern stützenden Wir
es mit ganz besonderer Freude, daß der Kron¬
politik, die die erste Vorbedingung
prinz seine Reise nach Ostasien von Ceylon
sind wir noch lange nicht;
aus auf einem wirklich modernen starken Kriegs¬
diert wird, ist lediglich eine
zur Milderung der augenblicklich
schiff antritt: „Vor allem begrüßen wir die Reis¬
des deutschen Kronprinzen mit dem Kreuzer
auch, ob die Zulassung
„Gneisenau". Voraussetzung ist allerdings, daß
Schlachtvieh nach Baden und
die Reise auch nach dieser Seite hin verständig
diese augenblickliche Not schnell u
dern wird, muß man ohne übertreiben
ausgenutzt wird, und das ist leicht genug. Wer
die Verhältnisse im Ausland kennt, weiß, wi-
nungen abwarten. Man weiß, daß a
lange man dort von einem einzigen Besuche eines
reich zurzeit hohe Viehpreise h
steht der neueröffneten Zufuhrmöglich
deutschen Kriegsschiffes zehrt, und wie nach
eit ein
haltend günstig der Einfluß auf die Hebung des
weilen wohl noch ohne Verbindungen
unerfal
gegenüber.
nationalen Sinnes und auch auf die Einigkeit
den, dan
scht, falls etw
der Auslandsdeutschen ist. Freilich, Komman¬
ge
sollte.
danten und Offiziere, Deckoffizier
täusch-
par die asse
„Sachen" ganz und gar ni¬
du der wichtigen
sere müssen
be, die solche
Auslandsreisen an sie stellen,
ein gewiß nicht allzu reichlich bemessenen
ankommt.
an Aufmer###
Quantum französischen Schlachtviehs in einzelne
badischen und elsässischen Schlachthäusern zu
samkeit haben manchmal Mißstimmunge
dem Deutschtum schweren Schaden
lassen wird, so ist das nur eine höchst unyt
stiftet, die
kommene Abschlagszahlung auf das, was zur
brachten. Die Kronprinzenreise liefert eine
Linderung der Not in Wirklichkeit hätte geschehen
seltene Gelegenheit, den Deutschen in Indien —
müssen. Und die Bedeutung dieser Maßnahm
und diese haben wegen des englischen Druckes
liegt vor allem auf dem prinzipiellen Gebiet
es nötiger als z. B. in Ostasien — nationales
denn sie erbringt wieder einmal den Beweis: e
Selbstbewußtsein einzuflößen. Dazu kommt, daß
ist einfach nicht wahr, daß die hermetische Ab¬
die „Gneisenau“ ein moderner, starker Panzer¬
sperrung, wie sie bisher gehandhabt wurde, nö
kreuzer ist, der sich neben den Schiffen anderer
wendig ist, um den heimischen Viehbestand v
Nationalen, soweit sie auf den Ozeanen umher¬
Seuchen zu schützen. In demselben Augenbli
schwimmen, ohne Scheu sehen lassen kann. Auch
indem die Regierung der Pfalz die Zufuhr au
das ist ein wichtiges Moment. Gerade die in
den preußischen Provinzen nur noch mit Ge
den englischen Kolonien ansässigen Deutschen
sundheitsscheinen zulassen kann, um die Ueber
wissen davon zu erzählen, wie die Engländer es
ihnen zu fühlen geben, wenn ein veralteter deut¬
scher Kreuzer oder ein uraltes Panzerschiff wie
demselben Augenblick kann man unter ent¬
früher die „Deutschland“, die nach dreißigjähriger
sprechenden Vorsichtsmaßnahmen französische
Dienstzeit „zum Kreuzer befördert wurde“, in
Schlachtvieh zulassen, ohne eine Gefährdung zu
den Hafen kommt. Dann lieber gar nichts! so
befürchten. Mit welchem Recht verweigert m
lautet einstimmig das Urteil der Deutschen
die Zulassung von holländischem Schlachtvie
Solch alte Kasten und minderwertigen Typen
Mit welchem Recht verweigert man die Erri
zum Zeigen der deutschen Flagge auszuschicken
tung von Schlachthäusern an der Grenze, i
erhöht weder das Ansehen des Reichs noch das
denen das fremde Vieh geschlachtet werden
der Deutschen im Auslande. Selbstverständlich
könnte, ohne mit dem heimischen überhaupt i
gibt es auch Ausnahme und Fälle, wo auch
Berührung zu kommen. Mit welchem Recht ver
Kanonenboote und alte Schiffe besser sind als
weigert man die Zulassung von gefrorenen
nichts, aber für solche Gegenden, wie sie hier in
argentinischen Fleisch, das in England in ung
Rede stehen, sollte man tatsächlich immer gute
heuren Mangen importiert wird, und das jetzt
Schiffe schicken oder, gar keine. Manche An
auch in Oesterreich mit Erfolg eingeführt we
zeichen lassen neuerdings darauf schließen, das
den darf? Und vor allem — wie will die Reichs
nach langer Pause die außerheimische Tätigkeit
regierung es rechtfertigen, daß sie monatelan
unserer Flotte wieder im Wachsen ist. Möge
überhaupt nichts getan hat, um die Not zu lin
die Kronprinzenreise auch nach dieser Seite hin
dern, und daß auch jetzt wahrscheinlich gar nicht
ein gutes Omen sein!“
geschehen wäre, wenn nicht einige Landesregie
rungen ohne Furcht vor preußischen Einschücht
Dasselbe Blatt greift die sozialdemo
rungen, denen Bayern bisher gewichen ist,
kratischen Blätter an, die unsere ruhmreich=
Initiative ergriffen hätten? Was jetzt geschi¬
Armee unaufhörlich zum Gegenstand von An
hätte in viel größerem Umfange schon vor M
griffen machen: „Neuerdings wird gegen die
naten geschehen können, ohne die berechtigten
Fahnen und Feldzeichen Sturm gelaufen. Sie
Ansprüche der Landwirtschaft auf den Seuchen
hätten nur in früheren Jahrhunderten
schutz zu gefährden. Und also hätte es geschehet
„Richtungszeichen“ Bedeutung und Wert geha
müssen! Es ist die schwerste Anklage gegen d
heute sei das ganz „veraltet“; sie seien im Frie¬
Reichsregierung, daß sie monatelang Hunger
den wie im Kriege zwecklos. Daher seien die
preise geduldet hat, ohne auch nur die bescheid
„alten Fahnen“ und Feldzeichen in die Rumpel¬
nen Mittel anzuwenden, die sie doch jetzt selb
kammer zu bringen. Neue Fahnen seien aber
als möglich anerkennen mußte.
unter keinen Umständen mehr anzuschaffen, denn
sie hätten keine Credition. Sogar „Sparsam
Die Rede des englischen Ministerpräsi
keitsrücksichten“ müssen herhalten, um diese For
denten Asquith bei der Feier der Amtsein¬
derung zu begründen, ja, man schrickt selbst vor
setzung des neuen Lord=Mayors in der Guildhall
Spott und Beleidigungen nicht zu
„zurück und be
zeichnet die Fahnen als „Lappen“
über die wichtigsten politischen Fragen, ins
sondere über Persien und die Rüstungsfro
Gegen dieses Treiben wendet sich das Organ
bringt der Täglichen Rundschau
des Kyffhäuser=Bundes der deutschen Landes¬
Neues: „Die Worte sind bekanntlich für
kriegerverbände, die Kyffhäuser=Korre¬
Diplomaten oft nur dazu da, um die wahr
spondenz mit folgenden Ausführungen:
Gedanken mit ihnen zu verhüllen. Das zeigt s
„Jeden echt deutschen Mann, insbesondere di
hier besonders in der Behandlung der persisch
alten und jungen Soldaten, müssen solche Ver¬
Frage. Asquith betont zwar, daß es England
unglimpfungen aufs tiefste empören. Jeder
Absicht sei, jede Art von Feindseligkeit ge¬
Soldat weiß, daß die Fahne sein heiligstes, kost
persische Regierung zu vermeiden, hebt ab
barstes Gut ist, das mit Blut und Leben ver¬
andererseits das britische Recht hervor,
teidigt und geschützt werden muß. Die Fahne
Maßregeln zu ergreifen, wie sie für den
ist das Sinnbild militärischer Ehre und Treue.
An weibevoller Stätte schwört der Soldat in der britischen Interessen notwendig sind. Hier is