A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 13

VINCENZ. Wie oft hab’ ich dir schon gesagt, Gusti,
du sollst mich nicht Meister nennen.
GUSTI. Wenn du aber einer bist. Zu Felix. Kennen
Sie überhaupt seine Sachen, Doktor?
FELIX. Na hören Sie, Fräulein Gusti! Die beiden
Zentauren im Volksgarten, die sind doch von Ihnen,
Herr Professor? Die lieb' ich ganz besonders.
GUSTI. Die kennt jeder. Den Fries müßten Sie
sehen, den er fürs Kasseler Theater macht, der Herr
Professor. Ist dir jetzt leichter, wenn ich Professor sag
statt Meister?
VINCENZ. Der war ja überhaupt noch nicht
fertig, wie du neulich mit der Josefa drin warst.
JOSEFFA rasch unterbrechend zu Gusti. Hast du eige
schon deine Milch getrunken, Gusti?
GUSTI wie ertappt Uijeh!
JOSEFA. Also schau, du hast deiner Mutter ver¬
sprochen: eineinhalb Liter täglich. Ruft binein: Kathi!
GUSTI zu Felix: Sehen Sie, Doktor, die gibt Obacht
auf mich. Ob Ihnen das je einfallen möcht', daß ich
meine Milch noch nicht eingenommen hab’! Und Sie
sind doch ein Doktor.
VINCENZ zitiert. Eingenommen! Wie von einer
Medizin redst du.
FELIX. Sie haben mir doch gesagt, Gusti, daß Sie
schon vor dem Weggehen um einhalb sechs Uhr früh
Ihre Milch getrunken haben.
GUSTI. Das hab' ich Ihnen doch sagen müssen. Zum
Kaplan. Sonst hätt' er mich auf dem ganzen Weg sekiert.
VINCENZ. Sekieren, das ist auch eine Art von
Obachtgeben.
FELIX. Es ist direkt unlogisch von Ihnen, Fräu-
lein Gusti, wenn Sie einerseits
GUSTI sich wie ermattet niedersetzend. Also wenn Sie
so anfangen, Doktor, mit einerseits und andererseits,
dann bin ich überhaupt schon erschlagen.
VINCENZ. Ob’s nun die Milch ist oder die gute
Luft oder sonst was, du bist förmlich aufgeblüht in den
vier Wochen.
Fischer-Verlag, Berlin
Spiel der Sommerlüfte
1. Fahnenkorr. am 19. 8. 29
Mographisches Institut, Leipak