A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 38

GUSTI. Ja, sag' mir, bist du denn ganz verrückt?
So steh doch auf. Milder. Wenn da Leut' vorüberkommen.
EDUARD sich balb erhebend, faßt nach ihren Händen.
GUSTI. Laß meine Händ' aus, was fallt dir denn ein?
Schlag auf seine Hände. Da er sie nicht losläßt, wiederbolt sie den
Schlag.
EDUARD fällt der Länge nach bin, das Gesicht auf dem
Boden, fängt zu schluchzen an.
GUSTI. Da hört sich aber doch wirklich alles auf.
So ein großer Bub und weint. Schämst du dich denn
gar nicht? Wenn du nicht augenblicklich aufstehst und
zu weinen aufhörst
EDUARD rasch aufspringend. Wer sagt dir denn, daß
ich wein'? Ganz im Gegenteil, lachen tu ich — haha!
GUSTI. Also Komödiespielen auch noch? Das hab’
ich besonders gern. Wahrscheinlich ist dir der Romeo
2
in den Kopf gestiegen. Aber damit ist es aus, endgültig,
das sag’ ich dir.
EDUARD stebt da wie ein trotziger Schulbub. Der Herr
Doktor verbietet’s wahrscheinlich.
GUSTI sich auf dem Absatz umdrebend, will ab.
EDUARD. Also, was den Doktor anbelangt
gezwungen in Hinsicht nämlich, was ich früher gesagt
hab' — brauchst keine Angst zu haben, ich tu ihm
nichts.
GUSTI. Aber geh. Sieb wieder umwendend, künstlich lacbend.
Welche Großmut. Er tut ihm nichts. Etwas näber zu ihm.
Was bildest du dir überhaupt ein!! Man möcht’s ja
nicht glauben. Statt daß du dich geschmeichelt fühlst,
daß ein erwachsener Mensch überhaupt mit dir red’t
und so einen Buben behandelt wie seinesgleichen
EDUARD. Ich bin kein Bub, Gusti.
GUSTI. Und noch was für einer! Das ist ja auch
die einzige Entschuldigung für dein Benehmen. Und
ich sag's dir, wenn so was noch einmal vorkommt
EDUARD. Na also, was ist dann?
GUSTI. Fahr' ich stante pede hinein nach Wien zu
meiner Mutter.
Fischer-Verlag, Berlin
Im Spiel der Sommerlüfte
29
1. Fahnenkorr. am 20. 8. 29
Bibliographisches Institut, Leipaig