A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 77

VINCENZ tritt ganz vorn auf den Balkon bin. Guten
Morgen, Hochwürden.
KAPLAN. Guten Morgen, Herr Professor.
EDUARD. Aber Hochwürden, das muß ich noch
bemerken, über den Katzenstein ins Gaisental, das ist
ein biss’l eine Kletterei, und in dem langen Rock
KAPLAN. Na, die Schwierigkeit wird sich schon
übrwinden lassen. Auf Wiedersehen, ich bin sehr bald
wieder da.
VINCENZ ist vom Balkon wieder verschwunden.
EDUARD vom Balkon aus zu Gusti. Willst du nicht mit-
halten, Gusti? Seine Hochwürden wird gewiß nichts
dagegen haben. Statt da allein zu Haus zu sitzen
GUSTI. Wieso denn? Ich fahr' ja auch in die Stadt
hinein.
EDUARD erstaunt. Wie?
GUSTI. Ja, mit dem Onkel und der Tante.
EDUARD. So, du fahrst auch hinein — da muß ich
heut schon allerlei verschlafen haben. Verläßt den Balkon.
JOSEFA und GUSTI allein auf der Szene.
GUSTI. Um den wär's wirklich schad' gewesen.
JOSEFA Blick, als wenn sich die Bemerkung Gustis auch
auf Eduard bezieben könnte.
GUSTI. Um den Leutnant, mein’ ich. Woher hast
du denn überhaupt von der Geschichte gewußt? Von
dem Duell, mein’ ich?
JOSEFA. Gestern abend, wie du schon fort warst,
ist der Herr Kaplan vorbeigekommen und hat mir alles
erzählt. Auch einen Brief von seinem Bruder hat er mir
vorgelesen, eine Art von Abschiedsbrief. Es war übrigens
nicht das erste Duell, das der Leutnant gehabt hat.
(Aber das erste ernsthaitté. Eine Liebesgeschichte wahr
t De
scheinlich. Näheres weiß ich nicht. Und der Herr
Kaplan hat auch nicht mehr gewußt. Über solche
Sachen dürfen ja Männer nicht miteinander reden
offenbare Nicht einmal ein Bruder mit dem andern.
2
Fischer-Verlag, Be.lin
Im Spiel der Sommerlüfte
63
1. Fahnenkorrektur am 22. 8. 29
Bibliographioches Institut, Leipzig