22/XI. 1883.
Moderne Jugend
Die folgenden Tagebuchblätter übergab mir mein
Freund Alfred am Vorabende seiner Hochzeit; mich
dünkt immer, wenn ich sie durchlese, als enthielten
sie nicht einfach die Geschichte eines jungen Man-
nes, sondern vielmehr ein absichtlich so gezeichnet
Bild des Strebens und Leidens unserer modernen Ju-
gend. Ja, manchmal ist mir, als wären sie beinahe
zu typisch, um interessant zu sein. Hunderten von
uns ist es nicht anders ergangen als meinem Freunde,
und Mancher, der diese zerstreuten Notizen einer
flüchtigen Durchsicht wert hält, wird wol Fragemnte
seines eigenen Entwicklungsganges darin wiederfin-
den; er wird vielleicht den Eindruck erhalten, als
sehaute ihm aus einem zersprungenen Spiegel sein ei-
genes Bild entgegen.
Eben ist Cyprian von mir gegangen. Sein Tun und
Reden scheint mir bisweilen nicht minder altmodisch
als sein Name. Er ist ein so guter Junge - ich
könnte ihn beinahe beneiden; denkt so vortrefflich