A199: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 4

Neue Freie Presse.
Mai 1913
Personen
und zwar der Kommandant Kapitänleutnant frei, umbständig und durch den Glanz äußern
v. Zastrow und zwei Obermatrosen, sind ertrunken.
nicht zu gewinnen, jede Unabhängigkeit zu achten
Stapellauf eines spanischen Schlachtschiffes.
und den Mann, der die Klarheit und ruhige Sicherheit
des Urteils mit ausgezeichneten Eigenschaften des
El Ferrol, 7. Mai.
Heute wurde das Panzerschiff „Alfons XIII.“ glücklich
vereint. Wir fühlen uns mit ihm und seinem Lebenswerk
vom Stapel gelassen.
reng verbunden. Die Redaktion.”
Mit Recht wird in dem obigen Glückwunsch der
„Alfous XIII.“ verdrängt 15.700 Tonnen und soll acht
Redaktion der Wohltätigkeitssinn Rudolf Moses hervor¬
30·5=Zentümeter=Geschütze führen.
gehoben. Er übt die Wohltätigkeit im größten und vor¬
nehmsten Stil zum Teil in der Oeffentlichkeit und zu
Der französische Gesetzentwurf zur Regelung des
einem vielleicht ebenso großen Teil im stillen. Die be¬
Luftverkehrs.
deutendes seiner Stiftungen ist die Emilie=Rudolf Mosse=
Erklärungen des französischen Ministers für öffentliche
Stiftung in der Berliner Vorstadt Wilmersdorf, ein Er¬
Arbeiten.
ziehungsdaus, in dem hundert Kinder verarmter Familien
Paris, 7. Mai. Der Minister für öffentliche Arbeiten
vom 6. bis 16. Lebensjahre aufgenommen, verpflegt und
erklärte einem Berichterstatter, daß der von ihm angekündigte
erzogen werden. In seiner Vaterstadt Grätz, deren Ehren¬
Gesetzentwurf zur Regelung des Luft
verkehrs den Zweck habe, für die Sicherheit der
bürger er ist, hat er ein Krankenhaus und ein Altenheim
Lufischiffahrt und des Publikums zu sorgen, da=
errichtet. Aus Anlaß seines siebzigsten Geburtstages wird
Privateigentum zu schützen und die Bedingungen
Rudolf Rosse morgen der Stadt Berlin eine Million
des Verkehrs und der Landung festzustellen. Das Gesetz sei
Mark übergeben, aus deren Zinsen jährlich 40 bis
sehr liberal, so verbiete es keineswegs grundsätzlich den Flug
50 bedürftige Familien oder Personen mit Beträgen von
über Städte und größere Ortschaften. Man werde vielleicht
900 bis 1000 Mark unterstützt werden sollen. An die
später eine Mindesthöhe für die Flüge anordnen
Angestellten des Berliner Tageblatt“ werd
müssen. Im allgemeinen behandle die geplante Vorlage die 300.000 Mark verteilt werden.
Luftfahrzeuge so, wie gegenwärtig die Automobile behandelt
morgen
Votre Monde
werden.
bedeutende Vermögen, das Mosse sich erarbeitet
Die von einem deutschen Rechtsgelehrten erhobene
hat, er
gericht ihm diese großartige Wohltätigkeitsaktion.
Forderung, daß die Lustfahrzeuge gewissermaßen den Schiffen
Rudol
Rosse, der aus kleinbürgerlichen Verhältnissen
zeichgestellt würden, sei seiner Ansicht nach unberechtigt, denn
hervon
ungen ist, ist heute einer der Reichsten in Deutsch¬
eine Eigentümlichkeit des Schiffes bestehe darin, daß es keine
ist unter den Berliner Steuerzahlern der höchst¬
Grenzen überschreite. Die Behandlung der aus dem Auslande
besteu.
er besitzt ein Rittergut bei Berlin und sein
kommenden Fahrzeuge werde vorläufig auf dem Verwaltungs=
wege geregelt werden. Die Regierung werde sich so die volle
auf dem Leipzigerplatz ist eines der vornehmsten
Privathäusern der Reichshauptstadt. Dieses
Freiheit für die Verhandlungen wahren, die über diesen
Palais
derst seine Gemäldegalerie, die anzusammeln ihr
Gegenstand unter den Mächten geführt werden würden. In
Frankreich gebe es bereits über 1800 Fahrzeuge.
liebsten Lebensaufgaben gewesen ist. Sie enthält
namet
ich moderne Kunstwerke von größtem Wert, und
Rudolf Moses siebzigster Geburtstag.
et man unter anderm eines der schönsten Bilden
Israels gemalt hat, und eines der Meisterwerke
Von unserem Korrespondenten.
risten Ludwig v. Hoffmann. Eine überlebens¬
Berlin, 7. Mai.
truppe des Bildhauers Lederer, welche die Mutter
osse, der Verleger des Berliner Tage¬
ersinnbildlicht, ist kürzlich von Rudol
n, und der Chef der
worden, der zur Aufstellung des Bildwerkes
den Annoncenfirma feiert am 8.
einen eigenen stimmungsvollen Raum in seiner Galerie
sten Geburtstag. Es wird ihm an diesem
thauen lassen. Das Palais auf dem Leipzigerplatz
Tage ein Album überreicht werden, in welchem die
eine Stätte liebenswürdiger Gastlichkeit. Die gesell¬
Bildnisse aller hervorragenden Persönlichkeiten, zu denen
gen Veranstaltungen im Hause Mosse gehören zu
Rudolf Mosse in Beziehung getreten ist, mit handschrift¬
###zendsten und beliebtesten der Berliner Saison,
lichen Widmungen versehen, vereinigt sind. Unter diesen
um in irgendeinem anderen Hause finden sich so
Widmungen befindet sich diejenige eines Wiener Freundes,
interessante Persönlichkeiten aus allen Kreisen des
die zugleich die treffendste Charakteristik des Geseietten
Lebens zusammen. Daß hier eine zugleich vor¬
liefert. Die Widmung erinnert an den aus der öster¬
nehme
Monsieur
und behagliche Geselligkeit gepflegt wird, ist nicht
reichischen Geschichte bekannten Beinamen Rudolf der
weniger als dem Hausherrn der Hausfrau zu danken,
Stifter“ und fährt fort: „Dieser Beiname scheint mir der
Emilie Mosse, die auch in der Wohltätigkeit
schönste zu sein, den ein Mensch erwerben kann. Stiften
die in
terin und Mitarbeiterin ihres Mannes ist und
und Schaffen, Leben und Arbeit um sich verbreiten, diese
männlichste aller Begabungen hat auch Rudolf der
einiger Zeit den Wilhelms=Orden erhalten hat,
eine xxx
höchsten Auszeichnungen, die in Deutschland
der Gränder der groß=
Berlinen
Zeitusa. de
einer Lame zuteil werden können.
G.C.F.P.
Onationen aus den
In le
feiers. Das entspricht, wie im Berliner Tageblatt mit Rechts=
geschaffen, hat sie durch eigene
racht. Er ist der Typus des Self=
hervorgehoben wird, durchaus seinem Wesen. Er liebt es
nicht, sich in den Vordergrund zu stellen und in die große
kleinen. Verhältnissen hervor¬
Oeffentlichkeit hinauszutreten, und er ist trotz der be¬
würde als Sohn eines Arztes im Jahre
deutenden Erfolge, die er im Leben errungen hat, ein
in der Provinz Posen geboren. Seine
schlichter Mann geblieben.
fierte er in der Buchhandlung des Louis
G.F.P.
Die Tragödie der Brüder Grimus v. Grimburg.
des Begründers des „Posener Tage=
ausgelernt hatte, ging er nach Berlin
Der Revolverschuß in der Irrenzelle.
de la
hindern in der Verlagsbuchhandlung
Wien, 7. Mai.
Das Lebensdrema der Brüder Dr. Wilhelm und
Im Jahre 1867 betrat er den
Unternehmers und begründete seine
G.F.P
Anton Grimus v. Grimburg hat in den weitesten
tion. „Zu jener Zeit,“ so schreibt die Zeit¬
de cette
Kreisen unserer Stadt Aufsehen und tiefstes Mitgefühl
schrift Der moderne Buchdrucker“, der diese Daten ent¬ hervorgerusen.
nommen sind, „war das Anzeigewesen in Deutschland noch
Die genaueren Meldungen über die Bluttat in der
sehr wenig entwickelt. Zu der wachsenden Verbreitung der
Zelle des geisteskranken Anton v. Grimburg in der
und dem intensiveren Lesebedürfnis des Bolkes
Ikrenanstalt Quarto bei Genua besagen, daß nicht
Pflege des Annoncenwesens in keinem richtigen
Wilhelm v. Grimburg von seinem kranken Bruder
am verstand noch nicht die Möglichkeiten, Täter, der Geisteskranke Anton aber das
erschossen worden sei, sondern daß Wilhelm der
für die
geschäftliche Propaganda verborgen
Der direkte Verkehr des Publikums
Opfer gewesen ist. Wilhelm v. Grimburg, der seinen
gen war noch recht umständlich und kost=
unglücklichen Bruder in der Irrenanstalt besuchte, um ihn
eine ganz richtige und weitsichtige
von dort nach Wien zu bringen, hat nach den vorliegen¬
den Telegrammen augenscheinlich nicht die Absicht gehabt
eine gewisse Zentralisierung.
den Kranken zu töten, sondern es handelte sich, wenigstens
Grundlage für die spätere
nach seinen glaubwürdigen und psychologisch nicht kurz¬
dieses Zweiges der Tagespresse
weg von der Hand zu weisenden Aussagen, um einen
verhängnisvollen Zufall, um das unvor¬
die Hauptschöpfung Moses.
ergesehene Losgehen der todbringenden Wasse.
Rit gewesen und hat vom liberalen
Es ist kein zureichender Grund vorhanden, an der
Erscheinungen des öffentlichen
antwortung Wilhelm v. Grimburgs zu zweifeln, um
an, wenn es nötig war, mit
mehr als man weiß, mit welch zärtlicher Liebe er an
Daß er seinem Blatte
in geisteskranken Bruder hing, für den er gesorgt hat,
ist eines der schönsten
er seine freie Zeit widmete und pekuniäre
Erstützung angedeihen ließ.
Das Vorspiel zu
sem blutigen Familiendrema läßt erkennen, wie
er Wilhelm das Leben seines Bruders war,
d selbst wenn seine Verantwortung nicht vorliegen
könnte man nur an einen verzweifelten Akt
leids mit dem gelstig dahinsiechenden Bruder oder
an eine Tat der Notwehr gegenüber eine
htsanfall des Kranken denken, unter leinen Um=
den aber an ein irgendwelchen unedlen Motiv
prungenes Verbrechen.
Die Geschichte der Brüder Grimburg,
soll und liest sich wie ein quälendes
nger.
gesvoller Mensch,