A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 38

V.J....c. v. M.
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ausschlafen konnte. Er ging rasch, sicher, trällerte vor sich
hin, endlich sang er sogar mit einer schönen dunklen Stimme, die
ihm fremd vorkam. Nun ja, dachte er, vielleicht ist es gar nicht
meine Stimme, vielleicht bin ich es gar nicht selber, vieleicht
Frauen
träum ich,-vielleicht ist es mein letzter Traum,- der auf dem
Sterbebett. Er erinnerte sich eines Einfalles, den Leinbach vor
vielen Jahren in grösserer Gesellschaft, auch Otto war dabei ge-
wesen,ganz ernsthaft, ja mit einer gewissen Wichtigkeit,vorge-
bracht hatte. Er behauptete nämlich einen Beweis gefunden zu ha-
ben, dass es eigentlich keinen Tod auf der Welt gebe. Es sei ja
in die
zweifellos, erklärte er, dass nicht nur bei Ertrinkenden, we es
längst erwiesen sei, sondern, dass bei allen Sterbenden im letz-
ten Augenblick das ganze Leben mit einer ungeheueren, für uns
Andere gar nicht zu fassenden Geschwindigkeit noch einmal vorbei-
zöge. Da nun aber dieses erinnerte Leben natürlich auch einen
Letzten Augenblick habe, innerhalb dessen wieder das gleiche
vorgehe, und dieser letzte Augenblick wieder einen letzten, und so
wie
weiter, so bedeute das Sterben im Grunde nichts anderes, als die
nirte der mathematischen Famel je inendlichen Reute
Ewigkeit in Form eines Kattenbruchs. Robert erinnerte sich noch,
aforel
dies
zurückgewiesen
wie erbittert Otto ein seitänicht
hatte; Robert aber, freilich ohne sich für Leinbachs Auffassung
einzusetzen, hatte nicht vermocht sie völlig unsinnig zu finden.
Wenn jene Erklärung stimmte, so wusste man freilich nie,zum wie-
vielten Mal man irgend eine Sache durchlebte, andererseits war
es aber gleichgültig, da man ja alles unendliche Male durchleben