A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 3

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den besten und reinsten Gewinn seines Daseins, sondern auch im all-
gemeineren Sinne als das einzige von natürlich gesicherter Bestän-
digkeit zu erkennen; sicherer als das zu den Eltern, die man all zu
früh in Alter und Tod entschwinden sieht, fester als das zu den Kin-
dern, die man, wie Robert freilich für seine Person niemals erfahren
hatte, wenn nicht an andere Menschen, so doch an ihre eigene Jugend
zu verlieren bestimmt ist; vor allem aber blieb es jederzeit frei
von jenen Trübungen,die unerwartet aus dunklen Seelengründen auf-
steigend, wolkenhaft über die Beziehungen zwischen Mann und Weib
herauf zuziehen pflegen.
So nahm Robert des Bruders Brief, der gerade heute, am
Tag seiner Abreise,anlangte,wie ein günstiges Vorzeichen entgegen,
und fühlte sich in seinen Hoffnungen für die Zukunft, in die er
nach einer unruhvollen Zeit wie in eine neue Epoche seines Daseins
treten sollte,wunderbar gestärkt.
Die Sonne stand schon ziemlich hoch, als Robert fertig
gepackt hatte und sein Zimmer verliess. Es war die Stunde,da die
meisten Gästesich im Bad oder auf Spaziergängen befanden,und es
gerade im näheren Umkreis des Hotels am sillsten war. Robert trat
auf den breiten steinernen,weit ins Wasser laufenden Landungssteg,
an den gelehnt der kleine helle Dampfer seine Mittagsrast hielt,
blickte zu den wenigen, fast unbeweglichen,weissen, gelben und röt-
lichen Sege In hin, die im Kanal erglänsten,und liess seine Augen end-
lich nordwärts gleiten, wo die Enge, allmählich sich verbreiternd,
das offens Meer ahnen liess. Er nahm den Hut ab, um sich die Sonne
gerade auf den Scheitel brennen zu lassen, atmete tief mit geöffneten
Lippen, um den Salzgeschmack auf der Zunge zu spüren, und freute sich