A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 20

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als die Herren insgesamt aufbrachen, um den Abend in einer Bar zu
Robs
beenden. Robert schloss sich gerne an und bald sassen sie alle in
einem niedern, menschen erfüllten, überhellen Raum an kleinen Tischen
und lauschten dem Klavierspieler, der Opernarien, Tänze, Lieder, aufs
Feinste harmonisiert, mit swanglosen Uebergängen unermüdlich vor-
trug.
Der
Robert besonders hörte mit einer Art von fachmänni-
sehen Vergnügen zu, da sein eigenes Talent demjenigen dieses Nacht-
pianisten, der tagsüber als Sparkassabeamter sein Brot verdiente,
einigermassen verwandt war. Doktor Leinbach versuchte sein persön-
liches Verhältnis zur Musik philosophisch klarzulegen. Eresprach
dieser Kunst einen sozusagen ameralischen Charakter zu, indem er
für seinen Teil unter dem Einfluss schöner Klänge sich stets geneigt
fühle sich von sämtlichen Fehlern und Sünden, begangenen und zukünf-
tigen, ein für alle Mal zu absolvieren. Robert erinnerte sich, dass
er dieses Lokal zuletzt in Albertens Gesellschaft besucht hatte;
und er fragte sich, wo sich die einstige Geliebte jetzt wohl befin-
den möge. Ob der junge Amerikaner,mit dem sie abgereist war, sie
wirklich geheiratet hatte? Er zweifelte daran. Der Mann konnte
doch ebenso gut ein Hochstapler gewesen sein und sie drüben oder
schon hier in Europa im Stich gelassen haben. Wie gewissenlos war
er doch gewesen sie nicht etwa aus Edelsinn, sondern einfach aus
verletzter Eitelkeit aufzugeben und einem willfremden Menschen zu
Le 1er
überlassen oder aussuliefern.
Inner mehr Leute drängten in den kleinen Raum und
re, blickte
swängten sich zwischen Tischen und Stühlen durch. Eine sehr grosse,
unnatürlich majere junge Dame in Begleitung von zwei Herren blieb