A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 26

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Reisen kommt man begreiflicherweise wenig dazu. Manchmal hat es
mir wohl gefehlt.“ - „Uns auch“, meinte Marianne lächelnd. Es war
Robert's Gewohnheit gewesen sich nach den Mahlzeiten, die Zigarre
zwischen den Lippen, an den Flügel zu setzen und sich, wie Marianne
es nannte, musikalischen Kaffee-und Havannah-Phantasien hinzugeben.
So erhob er sich auch jetzt, begab sich ins Nebenzimmer ans Klavier
und spielte allerlei Ernstes und Heiteres, Klassisches und Banales
nach-und durcheinander, ähnlich wie es gestern der Pianist in der
Bar getan. Plötzlich liess er die Hände auf den Tasten ruhen,wandte
sich nach Marianne um, die in der Divanecke, mit einer Stickerei be-
schäftigt, seinem Spiele gefolgt war,und sagte: "Nun ist's genug.
Es geht ohnehin nicht recht.“ Und da seine Einwendung erhob, fuhr
er fort: "Auch ist es höchste Zeit, dass ich mich wieder auf die
Wanderschaft mache. Ich bin nämlich auf Wohnungssuche." - "Ob du
nicht lieber noch eine Weile warten solltest?“ sagte Marianne. "Da
du schon einmal im Hotel abgestiegen bist... Es könnte sich ja doch
fügen, dass du bald eine geräumigere Wohnung benötigst." Robert,sol-
cher Anspielungen von Mariannens Seite nicht ungewohnt, schüttelte den
Kopf: "Dazu ist es nun doch allmählich zu spät geworden".- "Warum?
erwiederte sie lebhaft. “Es kommt ja doch noch. Eines schönen Ta-
ges wirst du uns mit deiner Heiratsanzeige überraschen." - Denkt
Ralf
sie an eine bestimmte Person, fragte er sich. An Fräulein Kost-
am Ende?- Ich habe doch kaum drei Mal mit ihr gesprochen. Sollte
man trotzdem hier schon unterrichtet sein? Dann fiel ihm ein, dass an
verschiedenen Orten der Schweiz Bekannte ihn mit Alberta gesehen
hatten, zu der seine Beziehungen auch für Bruder und Schwägerin
kein Geheimnis gewesen waren. Marianne hatte sich sogar manchmal,