A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 115

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heimnisvollsten und zugleich stärksten aller Bande zwischen Mensch
und Mensch zu zerreissen drohte.
Ein fernes Pfeifen ertönte,klang immer näher,die Ge-
räusche des herankommenden Zugs verstärkten sich, schwarz,pfau-
kurzem
chend fuhr er ein. Ein Herr in Jagdpelt stieg aus, dann
zwei Bauern und eine alte Frau. Ein Träger kam gelaufen, nahm mit
devotem Gruss dem Herrn im Jagdpelz das Gepäck ab; ein Pfiff, der
Zug setzte sich wieder in Bewegung,fuhr ins dunkle und verschwand.
Robert stand da,sah ihn verschwinden und verstand
nicht recht. Nach einiger Zeit erst verliess er den Bahnhof äus-
seblich ruhig und,zu seiner eigenen Verwunderung,auch innerlich
nicht allzu sehr enttäuscht. - Langsam ging er nach dem Gasthof
zurück und sagte sich: Ich werde ein Telegramm vorfinden oder
es kommt eines im Laufe der nächsten Stunden. Entweder hat Paula
den Zug versäumt oder sie hat triftige Gründe,einen späteren zu
nehmen. Und wahrscheinlich wird sie erst morgen Mittag kommen, nicht
Nachts um zwei Uhr. Dies war nämlich die Stunde, in der der nächste
Zug eintreffen sollte.
Es war kein Telegramm da. Robert trat in das niedri-
ge gewölbte Gastzimmer,an dessen Fenster noch immer, von Rauchdunst
umgeben,jene einheimische bäuerische Gesellschaft zusammensass.
An einem andern Tisch, ganz allein, sass ein alter Herr, der seine
Pfeife rauchte und mit trüben Augen, offenbar ohne zu lesen,in
eine Zeitung starrte, Robert, ohne dass die Andern sich um ihm
kümmerten, setzte sich in eine Ecke, bestellte ein Abenessen, das
er sich vorzüglich schmecken liess, und überlegte. Bald kam er