J. :
Halb Zwei
1 Akt
von
Arthur Schnitzler
(aus dem Nachlass)
(1891?)
(Es ist nachts, halb zwei Uhr.4 Bei ihr. Ein duftendes Zimmer, das beinahe
ganz im Dunkel liegt. Nur die Ampel, ein mildes Licht.- Auf dem Nachtkästchen
eine kleine Standuhr und eine Wachskerze in kleinem Leuchter, ziemlich tief
herabgebrannt. Daneben liegt eine angeschnittene Birne und Zigaretten.- Er
und Sie wachen eben beide nach leichtem Schlummer auf. Aber sie wissen
nicht, dass sie geschlummert haben.-
Er: (sehr sanft) Du...Kind...
Sie:
(küsst ihn)
(küsst sie wieder).... Du...Kind. nun.... nun muss ich ja doch geh'n.
Er:
(plötzlich ganz fremd, kühl) Bitte, ich halte Dich nicht.
Sie:
(sehr mild) - Ich weiss, ich weiss; ich sag dir's ja auch nur.
Er:
Nun ja, ich halte Dich ja nicht. Geh nur!
Sie:
(antwortet nich, macht aber keine Miene fortzugehen, Schweigen. Etwas
Er:
seufzend) Na ja, ich muss ja doch gehn, es hilft nichts.
Nun, bitte, bittel-
Sie:
(nahe zu ihr) Schau... du bist wieder gereizt.
Er:
(gross) Ich?
Sie:
(immer mild) Es ist halb zwei! Morgen muss ich um acht aufstehn!
Er:
Na ja, so geh nun.
Sie:
(an ihren Lippen) Glaub mir, ich möchte lieber hier bleiben...bei
Er:
dir...ah, das ist jagso gut- aber leider, lelder, leider! - (bleibt
bei ihr und drückt sie an sich)
Sie:
(ihn küssend) Ah! — (Umarmung)