Nr. 24168.
Wien, Freitag
Neue Freie Presse
25. Dezember 1931
Lobes zu enthalten hat. Er könnte sich leicht der Fahrlässig-
37
Timon. Ich werde mich hüten...
keit schuldig machen. Dein lauterer Charakter jedoch
Simonides. Wir Geschäftsleute leihn Geld, damit
Kairon.... ihm eine Aufgabe zu geben?
Timon. Ich bin hergekommen um Geld.
es arbeitet, für dich und für mich. Was ist Reichtum?
Timon.... ihm das Bild eines Krieges verführerisch
Kairon. Dein lauterer Charakter. Und die Kunst
Dauernde Bewegung, Veränderung, aus Ueberflüssigkeiten
zu malen.
Timon. Es handelt sich um zwanzig Talente.
Bedürfnisse machen und sie buchen. Etwas fließt dauernd
Kairon. Aber es könnte einmal auch ohne dich darauf
Kairon. Was hast du alles für die öffentliche Kunst kommen, daß der Frieden auf die Dauer keine Aufgabe ist
durch die Finger, der Kopf läuft dauernd hinterher.
getan-
Timon. Meine neue Schafzucht..
Timon. Auch dieses Geld will ich nur für die Oeffent¬
Timon. Eine Aufgabe, an der es zugrunde gehn
Simonides. Wird dein Kopf bei den Schafen sein
würde.
lichkeit.
Nein, bei Homer, du hast es selbst gesagt. Aber Homer zahlt
Kairon. Ich überlege, ob dir noch eine Wahl bleibt
Kairon (nickt). Du mußt immer alles in der Oeffent¬
keine Zinsen.
als selbst zugrund zu gehen, oder..
lichkeit tun, als ob ein Mensch wie du diese Bestätigung
Timon. Laß mir meinen Homer.
Timon (ruhig). Meine Wahl ist groß. Aber ich muß
noch brauchte.
Simonides. Du bist eben kein Geschäftsmann.
weiter, verzeih.
Timon. Ich will mein Odeum fertig bauen.
Timon. Irgendwie finde ich mich zurecht
Kairon. Du bist kein Aristokrat.
Kairon. Wieviel fehlt dir dazu?
Simonides (lächelt). Ober ein ganz gefährlicher,
Timon. Ich danke dir, Kairon. (Rasch ab.)
Timon. Alles
wie so oft die mit der Literatur und Wohltätigkeit. Viel¬
Kairon (vorsichtig). Alles?
Szene 5. Bei Simonides.
leicht hast du die Schiffe versichert und verschweigst et
Timon (lächelt). Ich sitze vor dir als Bettler
mir nur?
Timon (rasch herein).
Kairon (lacht). Der eine öffentliche Stiftung
Timon. Warum sollte ich es verschweigen?
Simonides. (beim Essen). Endlich kann ich dich auch
machen will.
Simonides. Damit ich dir Geld leihe.
einmal bewirten.
Timon. Ich bettle selbstverständlich nicht für mich,
Timon (erste Angst). Ich versteh dich nicht.
Timon. Nur auf einen Augenblick
sondern für alle. Welche Sorgen könnte man um sich selbst
Simonides. Wenn du die Schiffe versichert hast,
Simonides. Ein Glas Wein. (Schenkt ein.)
haben?
kannst du dir ja mit diesem Geld die Schafe kaufen, auch das
Timon. Es ist nicht so einfach.
Kairon. Mit zwanzig Talenten wird ein Mensch als
Gelände, und ich brauche dir nichts zu leihn.
Simonides. Ich habe schon gehört. (Trinkt.)
in Saus und Braus.
Timon. Ich habe sie ja nicht versichert.
Phönizischer.
Timon. Vielleicht. Ich jedenfalls will sie...
Simonides. Würdest du dann nicht mein Geld wer
Timon. Was hast du gehört?
Kairon. Verbaun?
weiß wofür gebrauchen? Das mußt du zugeben.
Simonides. Sie bauen immer noch nicht?
Timon. Verbaun.
Timon (bedrückt). Als deine Wechselbank in
Timon. Ich brauche Geld, Simonides.
Kairon. Wiewohl du für deinen persönlichen Ge¬
Schwierigkeiten war, habe ich dir ausgeholfen ohne ein Wort
Simonides (nickt). Fürs Odeum.
brauch also
Simonides. Wieviel Schiffe sagtest du?
Timon. Das Odeum wird warten müssen.
Timon (lacht). Nichts.
Timon. Vier, Simonides.
Simonides. Du schädigst deinen Ruf.
Kairon (starrt ihn an).
Simonides (erregt). Vier Schiffe, und du hast sie
Timon. Kein Mensch gibt mir Geld dafür.
Timon. Du kannst es dir nicht vorstellen? Plötzlich
nicht versichert?
Simonides. Tagelang einen angefangenen Bau
sagt dir jemand: du hast keine hundert Drachmen mehr.
Timon (stärker). Wie oft fragst du mich noch?
herumstehen lassen, in einer neugierigen Stadt wie Athen.
Kairon. Wie soll ich mir das vorstellen, ich bitte dich
Simonides (verzweifelt). Für vier Schiffe Ver¬
Timon. Wenn ich daran vorübergehn muß, schnür
Timon. Ich konnte es mir gleich vorstellen.
sicherungsgeld hättest du dir tausend Schafe kaufen können
es mir den Hals zusammen.
Ich will mir eine kleinen
Kairon. Du dürftest einen guten Verwalter haben
mehr Schafe, als du je gehabt hast.
Schafzucht kaufen.
Timon. Den treuesten Menschen der Welt
Timon (verzweifelt). Ich brauche ja keine tausend
Simonides (verblüfft). Eine kleine Schafzucht?
Kairon. Man sieht's. — In welcher Lage sich Athen
Schafe
Timon. Wieviel kannst du für mich erübrigen?
befindet, ist dir bekannt.
Simonides (schreit). Um so besser, dann hättest du
Simonides. Vor allem trink den Phönizischen.
Timon (sofort). Niemals nähme ich das Geld vom
dir eben etwas anderes gekauft.
Warum eine kleine Schafzucht?
Staat, nur von dir persönlich.
Timon. Zwanzig Schafe, eine ganz kleine Zucht.
Timon. Ich muß von vorn anfangen. Ich hatte mir
Kairon. Leider gibt nicht jeder Athener so gern wir=
Simonides. Kannst du denn im Kleinen leben?
das anders vorgestellt, kein Geld zu haben
du und ich. Wir Aristokraten leben nicht von der Bauern
Denk an deinen Palast.
Simonides (vorsichtig). Kein Geld sagt wenig. Wir
arbeit, wie Lykos, auch nicht vom Geldgeschäft, wir Simo
Timon. Ich will gar nicht mehr reich sein.
Geschäftsleute haben oft kein Geld, aber wir haben Reserven
nides. Wir leben für eine Idee. Ein heute daniederliegendes
Simonides. Aber ob du auch etwas anderes kannst?
Manchmal sind die Reserven größer als das Geld, das wir
Athen wartet auf uns, um wieder groß zu werden. Du bist
je hatten.
Timon. Es kommt auf das an, was in mir ist.
ein Aristokrat, also muß dir bei diesem Gedanken das Her
Timon. Du glaubst es mir nicht?
Simonides. Du bist eine verkrochene Schnecke, aber
im Halse schlagen.
Simonides. Sprich dich nur aus
soviel wissen wir von dir, daß du nicht im Kleinen leben
Timon. Auch wenn mir ein Krieg sinnlos und aus-
Timon. Es berührt mich weiter nicht, mit meinem
kannst. Orgien, wie Lykos sagt. Aber im Kleinen, du ver-
sichtslos erscheint?
eigentlichen Leben hat das nichts zu tun. Ich bleibe ich, auch
stehst..
Kairon. Ein Aristokrat fragt nicht nach dem Sinn
wenn ich dabei zwei Schafe zu bewachen hätte wie ein
Ich frage auch nicht nach dem Sinn deines Odeums. Aus¬
Timon (springt aus).
homerischer Hirt.
sichtslos aber war unsere Schlacht bei Salamis gegen die
Simonides. Ich muß dich vor Enttäuschungen be-
Simonides (vorsichtig). Zweihundert 7
wahren.
achtmal so große Flotte der Perser. Wir haben gesiegt. Denn
Timon. Mit den Schiffen ist auch diese Möglichkeit
es kommt auf den Glauben an und nicht aus den Sinn. Ich
Timon (Ausbruch). Willst du mir also etwas leihn?
gesunken. Heute bin ich ein Bettler.
glaube an eine Auferstehung des alten attischen Reiches. Für
Simonides. Bei wem waren deine Schiffe ver
Daß ich dir noch zuhöre, beweist, wie weit ich gekommen bin
diesen Glauben bin ich bereit, mein Geld zu opfern. Was ist
sichert
Simonides. Von Schafen versteh ich nichts, muß
Reichtum? Eine Macht, die es mir ermöglicht, meinen
Timon (schüttelt den Kopf). Ein homerischer Bettler
ich hinzufügen. Ich treibe keine Landwirtschaft. Bei Schafen
Glauben körperlich in die Welt zu setzen, damit er ihre Herr¬
der ungerufen erscheint
tappe ich im Dunkeln.
schaft antritt. Die heutige magedonische Konstellation und die
Simonides. Du hast die Schiffe nicht versichert?
Timon (erschöpft). Wieviel sagtest du?
geniale Erfindung des Alkibiades bestätigen mir, daß der
Timon. Ich kenne nur eine einzige Versicherung: bei
Simonides. Lykos zum Beispiel ist Landwirt. Du
ruhmvolle Augenblick gekommen ist. Er wird übrigens auch
den attischen Göttern.
mußt zu Lykos gehn, er kann dich auch beim Einkauf
dir aus deinen Schwierigkeiten helfen.
Simonides. Ich wäre zu Gynikakolos gegangen..
beraten.
Timon. Ich verlange keine Hilfe
Koste einen Tropfen.
Timon. Ich danke dir.
Kairon. Nenn es, wie du willst. Ich stelle mir vor,
Timon (trinkt). Morgen früh fahre ich aufs Land,
Simonides. Und noch etwas: Von den attischen
daß du für diese neuen Waffen zeichnest, aber du zahlst nicht,
ich will mir die Tiere und ein billiges Grundstück ansehn.
Göttern bekämst du keine Handvoll Wolle, wenn es wahr
ich zahle
Simonides. Du hast auch kein Gelände mehr?
sein sollte, daß du die Schiffe nicht versichert hast. Ich emp¬
Timon (sieht ihn an).
Timon. Keine zwanzig Drachmen
fehle jedermann Gynikakolos. Meine Erfahrungen mit ihm
Kairon. Der Ruhm, gezahlt zu haben, gehört natür-
Simonides. In diesem Umfang weiß man das noch
sind günstig.
lich dir: in voller Oeffentlichkeit.
gar nicht.
Timon (auf). Ich danke dir. Aber ich habe dem Volk
Timon (plötzlich). Aber ich habe ja keine Zeit.
Timon. Du siehst, es drückt mich nicht.
Simonides. Mich drückt, daß du die Schiffe nicht
ein Odeum und nicht einen Krieg versprochen.
(Stürmt ab.)
Kairon (stärker). Fürs Volk ist es doch. Man muß
versichert hast.
Simonides (ihm nach). Deinen Wein hast du nicht
es ihm nur beibringen.
Timon. Leih mir also für zwanzig Schafe.
ausgetrunken, Timon.
wurde. Sie war ganz anders als die reizend anmutige,
tasche irgendwohin gehen, um zu fühlen, daß sie wie andere
durchaus und naw ihrem Triebleben hingegebene Kron¬
Kinder ist.
Meli.
prinzessin von Sachsen, die ich kaum zwei Jahre zuvor in
Aber nach ein paar Wochen ist auch das Spielen auf¬
Genf wiederholt zur Heimkehr bewogen hatte, die sich aber,
gegeben. Meli bekam davon Rückenschmerzen. Sie ist zu
Von Selma Lagerlös.
entzückend leichtsinnig und lächelnd, fallen ließ. Luise von
klein, sie muß bis zum nächsten Jahr warten.
Koburg war keineswegs in die Liebe verliebt, sondern mit
Jeder, der sie auf der Straße sieht, kann nicht umhin,
Was für ein Leben wird das werden, denkt man, für
der Intensität ihrer herben Persönlichkeit nur in diesen einen
zu denken: Wie unglücklich sie ist! Ein armes, backliges
eine, die so schwach und verkrüppelt ist. Wie unglücklich
Mann.
Kind, wie unglücklich sie ist! Sie ist nicht älter als sieben
sie ist!
fortgesetzt
Die Gespräche wurden jeden Vormittag
Jahre, und schon hat sie das lange Gesicht und die langen
Aber Melis Mutter merkt, daß das Kind bekümmert
Mattachich wohnte, wie ich, im Grand Hotel und kam
dünnen Hände. Wenn sie auf die Straße hinaus soll, zieht
aussieht, als sie davon spricht, daß das Spielen aufhören
müßte. „Aber das macht gar nichts, denn Meli hat zu Hause
morgens in mein Zimmer zum Frühstück. Jedesmal brachte
ihr die Mutter einen langen Mantel an, mit einem großen
ihm der Bote aus dem Hotel Mirabeau einen Brief de
so viel zu tun. Nicht wahr, Meli?"
Kragen, der in tiefen Falten über den Rücken fällt.
Prinzessin, einen großen, sechzehn bis zwanzig Seiten langen
„Ja“, sagt das Kind und nimmt seine Mutter bei der
Sie ist klein und zart, niemand würde glauben, daß sie
Brief. Jedesmal gab ihm Mattachich einen schon fertig
älter als fünf Jahre ist. Auch hat man sie bis jetzt immer
Hand und eilt heimwärts, um all die vergessenen Pflichten
bereitgehaltenen ebenso umfangreichen Brief für die Prin¬
zu erfüllen, die ihrer harren. Und die Mutter geht mit, sieht
für zu klein gehalten, um in die Schule zu gehen, aber nun,
zessin mit. Und doch waren die beiden den vorigen Tag bis
sich aber um und wirft den Vorübergehenden einen Blick zu,
zum Herbst, soll sie anfangen.
zum späten Abend beisammen gewesen.
der gewiß keinen Kummer ausdrückt, viel eher bewundernden
„Ach! Amelie, wie lustig das für dich sein wird, in di¬
Noch immer wußte niemand, an welchem Ort sich die
Stolz.
Schule zu kommen und Kameradinnen zu haben, mit denen
zwei versteckt hielten. Aber die Gespräche mit der Prinzessin
Das ist ein Blick, der einem zu denken gibt. Melis Vater
du spielen kannst. Das ist etwas anderes, als immer daheim
die in Wien zum Abdruck gebracht wurden, fanden in der
arbeitet bei einem Tischler, Melis Mutter ist ein armes Ding
bei Mutter zu hocken
ganzen Weltpresse lauten Widerhall. Erschien ein solches
die Tochter eines Grubenarbeiters. Als sie heiratete, war sie
Sie erhebt ihr kleines, durchsichtiges Gesichtchen und
Gespräch mit seinen Zeugenaussagen und Enthüllungen de
frisch, tüchtig, laut und vielleicht ein bißchen derb, ein bischen
lächelt hoffnungsvoll. Aber Kameradinnen, Schule und
Morgens in Wien, dann riefen abends auf den Boulevard¬
gewöhnlich, ja genau wie jede andere. Aber jetzt ist sie sehr
Spielen — das sind sicherlich nur tote Worte für sie. Dieses
die Camelots die Pariser Abendzeitungen aus und brüllten
verändert, ihre Stimme ist weicher geworden, und die Züge
kleine, empfindliche Wesen ist natürlich gezwungen, ein ganz
„L'affaire du Princesse de Coburg!“
werden weiblicher mit jedem Jahr. Macht das Meli?...
anderes Leben zu führen als ein gewöhnliches Kind
Bald kam ein Tag, da brachte die Pariser Presse eine
Melis Eltern haben sich ein kleines Häuschen ein paar
Und richtig, kaum daß sie mit dem Schulbesuch ange=
Wiener Meldung. Mattachich wurde vom Militärgericht für
Minuten vor der Stadt gebaut, auf dem freien, offenen Felde
fangen, hat sie auch schon wieder aufgehört. Ihre Mutter
unschuldig und rehabilitiert erklärt! Der kaiserliche Ho
dort draußen. Ihr glaubt nicht, was das für ein Platz ist!
flüstert leise, daß Meli es nicht vertrug. Sie wurde so müde
hatte ferner die geistige Gesundheit der Prinzessin offiziell
Die Stadt ist eine alte Bergwerksstadt, und vor den
daß sie den ganzen Nachmittag liegen mußte
anerkannt und ihr die persönliche Freiheit unbedingt zu
Toren standen in früheren Zeiten eine ganze Menge Schmelz¬
So gratuliert man ihr, daß sie daheim bei Mutter
gesichert!
hütten zum Rösten des Erzes. Die Hütten sind nun ver¬
bleiben darf, so wie man ihr früher gratuliert hat, von dor
Das Ziel war erreicht.
schwunden, aber die Natur hat sich gleichsam von ihnen noch
fortzukommen. „Ja, jetzt wirst du bei Mutter lesen lernen
Ein paar Tage nachher saß ich mit Mattachich, der jetzt
nicht erholen können. Sie ist wie tot, und niemand hat sie
Meli, und du mußt dir einen Hahn anschaffen, der bei jeden
wieder unter Menschen ging im Café de la Paix. Da näherte
wieder auferstehen lassen.
neuen Buchstaben, den du lernst, kräht.
sich uns mit raschem Schritt ein Herr, der Attaché der da¬
Melis Vater hat ein paar Quadratmeter vor seiner Hütte
„Nein, Meli soll noch nicht lesen lernen“, sagt ihre
maligen k. u. k. österreichisch=ungarischen Botschaft. Ein
mit einem Drahtzaun eingefriedet. Es ist vielleicht geplant,
Mutter. „Sie soll nun zuerst Klavierspielen lernen.
Graf Palffy, glaub' ich. „Servus, Mattachich“, rief er freudig
„Soll Meli spielen?“
daß da ein Garten werden soll. Aber vorderhand ist alles mit
und streckte ihm über den Tisch die Hand entgegen, „Servus
ziemlich großen grauen Felsblöcken bedeckt, und dazwischen
„Ja. Meli spielt so gerne. Und jetzt geht sie zu einer
wie geht's dir?“ Er lachte.
Lehrerin, die sie unterrichten will. Das macht Meli nich
liegen kleine kantige Schlackenstücke. Es ist dort wie über¬
Mattachich regte sich nicht, seine Mienen blieben un=
all in dieser Gegend der Stadt. Man sieht keine Erde, und es
müde, allein mit der Lehrerin in einem hübschen Zimmer zu
beweglich. Er blickte dem ehemaligen Freund traurig in die
sitzen und zu spielen. Aber in der Schule, da war so viel
wächst kein Hälmchen.
Augen und burg dabei die Hände unterm Tisch
Lärm."
Es ist ein sonniger Sommertag, und die kleine Bucklige
„Kennst' mich jetzt wieder, Palffy?“ sagte er leise.
Und dann flüstert die Mutter wieder, daß Meli irgend¬ ist in ihrem Garten, der nur aus grauen Felsblöcken und
Dann drehte er den Kopf zur Seite und schaute weg
eine Arbeit außer Hause haben muß, sie muß mit einer Schul- vielfärbigen Schlachen besteht.
Sie ist allein, denn ihre
Wien, Freitag
Neue Freie Presse
25. Dezember 1931
Lobes zu enthalten hat. Er könnte sich leicht der Fahrlässig-
37
Timon. Ich werde mich hüten...
keit schuldig machen. Dein lauterer Charakter jedoch
Simonides. Wir Geschäftsleute leihn Geld, damit
Kairon.... ihm eine Aufgabe zu geben?
Timon. Ich bin hergekommen um Geld.
es arbeitet, für dich und für mich. Was ist Reichtum?
Timon.... ihm das Bild eines Krieges verführerisch
Kairon. Dein lauterer Charakter. Und die Kunst
Dauernde Bewegung, Veränderung, aus Ueberflüssigkeiten
zu malen.
Timon. Es handelt sich um zwanzig Talente.
Bedürfnisse machen und sie buchen. Etwas fließt dauernd
Kairon. Aber es könnte einmal auch ohne dich darauf
Kairon. Was hast du alles für die öffentliche Kunst kommen, daß der Frieden auf die Dauer keine Aufgabe ist
durch die Finger, der Kopf läuft dauernd hinterher.
getan-
Timon. Meine neue Schafzucht..
Timon. Auch dieses Geld will ich nur für die Oeffent¬
Timon. Eine Aufgabe, an der es zugrunde gehn
Simonides. Wird dein Kopf bei den Schafen sein
würde.
lichkeit.
Nein, bei Homer, du hast es selbst gesagt. Aber Homer zahlt
Kairon. Ich überlege, ob dir noch eine Wahl bleibt
Kairon (nickt). Du mußt immer alles in der Oeffent¬
keine Zinsen.
als selbst zugrund zu gehen, oder..
lichkeit tun, als ob ein Mensch wie du diese Bestätigung
Timon. Laß mir meinen Homer.
Timon (ruhig). Meine Wahl ist groß. Aber ich muß
noch brauchte.
Simonides. Du bist eben kein Geschäftsmann.
weiter, verzeih.
Timon. Ich will mein Odeum fertig bauen.
Timon. Irgendwie finde ich mich zurecht
Kairon. Du bist kein Aristokrat.
Kairon. Wieviel fehlt dir dazu?
Simonides (lächelt). Ober ein ganz gefährlicher,
Timon. Ich danke dir, Kairon. (Rasch ab.)
Timon. Alles
wie so oft die mit der Literatur und Wohltätigkeit. Viel¬
Kairon (vorsichtig). Alles?
Szene 5. Bei Simonides.
leicht hast du die Schiffe versichert und verschweigst et
Timon (lächelt). Ich sitze vor dir als Bettler
mir nur?
Timon (rasch herein).
Kairon (lacht). Der eine öffentliche Stiftung
Timon. Warum sollte ich es verschweigen?
Simonides. (beim Essen). Endlich kann ich dich auch
machen will.
Simonides. Damit ich dir Geld leihe.
einmal bewirten.
Timon. Ich bettle selbstverständlich nicht für mich,
Timon (erste Angst). Ich versteh dich nicht.
Timon. Nur auf einen Augenblick
sondern für alle. Welche Sorgen könnte man um sich selbst
Simonides. Wenn du die Schiffe versichert hast,
Simonides. Ein Glas Wein. (Schenkt ein.)
haben?
kannst du dir ja mit diesem Geld die Schafe kaufen, auch das
Timon. Es ist nicht so einfach.
Kairon. Mit zwanzig Talenten wird ein Mensch als
Gelände, und ich brauche dir nichts zu leihn.
Simonides. Ich habe schon gehört. (Trinkt.)
in Saus und Braus.
Timon. Ich habe sie ja nicht versichert.
Phönizischer.
Timon. Vielleicht. Ich jedenfalls will sie...
Simonides. Würdest du dann nicht mein Geld wer
Timon. Was hast du gehört?
Kairon. Verbaun?
weiß wofür gebrauchen? Das mußt du zugeben.
Simonides. Sie bauen immer noch nicht?
Timon. Verbaun.
Timon (bedrückt). Als deine Wechselbank in
Timon. Ich brauche Geld, Simonides.
Kairon. Wiewohl du für deinen persönlichen Ge¬
Schwierigkeiten war, habe ich dir ausgeholfen ohne ein Wort
Simonides (nickt). Fürs Odeum.
brauch also
Simonides. Wieviel Schiffe sagtest du?
Timon. Das Odeum wird warten müssen.
Timon (lacht). Nichts.
Timon. Vier, Simonides.
Simonides. Du schädigst deinen Ruf.
Kairon (starrt ihn an).
Simonides (erregt). Vier Schiffe, und du hast sie
Timon. Kein Mensch gibt mir Geld dafür.
Timon. Du kannst es dir nicht vorstellen? Plötzlich
nicht versichert?
Simonides. Tagelang einen angefangenen Bau
sagt dir jemand: du hast keine hundert Drachmen mehr.
Timon (stärker). Wie oft fragst du mich noch?
herumstehen lassen, in einer neugierigen Stadt wie Athen.
Kairon. Wie soll ich mir das vorstellen, ich bitte dich
Simonides (verzweifelt). Für vier Schiffe Ver¬
Timon. Wenn ich daran vorübergehn muß, schnür
Timon. Ich konnte es mir gleich vorstellen.
sicherungsgeld hättest du dir tausend Schafe kaufen können
es mir den Hals zusammen.
Ich will mir eine kleinen
Kairon. Du dürftest einen guten Verwalter haben
mehr Schafe, als du je gehabt hast.
Schafzucht kaufen.
Timon. Den treuesten Menschen der Welt
Timon (verzweifelt). Ich brauche ja keine tausend
Simonides (verblüfft). Eine kleine Schafzucht?
Kairon. Man sieht's. — In welcher Lage sich Athen
Schafe
Timon. Wieviel kannst du für mich erübrigen?
befindet, ist dir bekannt.
Simonides (schreit). Um so besser, dann hättest du
Simonides. Vor allem trink den Phönizischen.
Timon (sofort). Niemals nähme ich das Geld vom
dir eben etwas anderes gekauft.
Warum eine kleine Schafzucht?
Staat, nur von dir persönlich.
Timon. Zwanzig Schafe, eine ganz kleine Zucht.
Timon. Ich muß von vorn anfangen. Ich hatte mir
Kairon. Leider gibt nicht jeder Athener so gern wir=
Simonides. Kannst du denn im Kleinen leben?
das anders vorgestellt, kein Geld zu haben
du und ich. Wir Aristokraten leben nicht von der Bauern
Denk an deinen Palast.
Simonides (vorsichtig). Kein Geld sagt wenig. Wir
arbeit, wie Lykos, auch nicht vom Geldgeschäft, wir Simo
Timon. Ich will gar nicht mehr reich sein.
Geschäftsleute haben oft kein Geld, aber wir haben Reserven
nides. Wir leben für eine Idee. Ein heute daniederliegendes
Simonides. Aber ob du auch etwas anderes kannst?
Manchmal sind die Reserven größer als das Geld, das wir
Athen wartet auf uns, um wieder groß zu werden. Du bist
je hatten.
Timon. Es kommt auf das an, was in mir ist.
ein Aristokrat, also muß dir bei diesem Gedanken das Her
Timon. Du glaubst es mir nicht?
Simonides. Du bist eine verkrochene Schnecke, aber
im Halse schlagen.
Simonides. Sprich dich nur aus
soviel wissen wir von dir, daß du nicht im Kleinen leben
Timon. Auch wenn mir ein Krieg sinnlos und aus-
Timon. Es berührt mich weiter nicht, mit meinem
kannst. Orgien, wie Lykos sagt. Aber im Kleinen, du ver-
sichtslos erscheint?
eigentlichen Leben hat das nichts zu tun. Ich bleibe ich, auch
stehst..
Kairon. Ein Aristokrat fragt nicht nach dem Sinn
wenn ich dabei zwei Schafe zu bewachen hätte wie ein
Ich frage auch nicht nach dem Sinn deines Odeums. Aus¬
Timon (springt aus).
homerischer Hirt.
sichtslos aber war unsere Schlacht bei Salamis gegen die
Simonides. Ich muß dich vor Enttäuschungen be-
Simonides (vorsichtig). Zweihundert 7
wahren.
achtmal so große Flotte der Perser. Wir haben gesiegt. Denn
Timon. Mit den Schiffen ist auch diese Möglichkeit
es kommt auf den Glauben an und nicht aus den Sinn. Ich
Timon (Ausbruch). Willst du mir also etwas leihn?
gesunken. Heute bin ich ein Bettler.
glaube an eine Auferstehung des alten attischen Reiches. Für
Simonides. Bei wem waren deine Schiffe ver
Daß ich dir noch zuhöre, beweist, wie weit ich gekommen bin
diesen Glauben bin ich bereit, mein Geld zu opfern. Was ist
sichert
Simonides. Von Schafen versteh ich nichts, muß
Reichtum? Eine Macht, die es mir ermöglicht, meinen
Timon (schüttelt den Kopf). Ein homerischer Bettler
ich hinzufügen. Ich treibe keine Landwirtschaft. Bei Schafen
Glauben körperlich in die Welt zu setzen, damit er ihre Herr¬
der ungerufen erscheint
tappe ich im Dunkeln.
schaft antritt. Die heutige magedonische Konstellation und die
Simonides. Du hast die Schiffe nicht versichert?
Timon (erschöpft). Wieviel sagtest du?
geniale Erfindung des Alkibiades bestätigen mir, daß der
Timon. Ich kenne nur eine einzige Versicherung: bei
Simonides. Lykos zum Beispiel ist Landwirt. Du
ruhmvolle Augenblick gekommen ist. Er wird übrigens auch
den attischen Göttern.
mußt zu Lykos gehn, er kann dich auch beim Einkauf
dir aus deinen Schwierigkeiten helfen.
Simonides. Ich wäre zu Gynikakolos gegangen..
beraten.
Timon. Ich verlange keine Hilfe
Koste einen Tropfen.
Timon. Ich danke dir.
Kairon. Nenn es, wie du willst. Ich stelle mir vor,
Timon (trinkt). Morgen früh fahre ich aufs Land,
Simonides. Und noch etwas: Von den attischen
daß du für diese neuen Waffen zeichnest, aber du zahlst nicht,
ich will mir die Tiere und ein billiges Grundstück ansehn.
Göttern bekämst du keine Handvoll Wolle, wenn es wahr
ich zahle
Simonides. Du hast auch kein Gelände mehr?
sein sollte, daß du die Schiffe nicht versichert hast. Ich emp¬
Timon (sieht ihn an).
Timon. Keine zwanzig Drachmen
fehle jedermann Gynikakolos. Meine Erfahrungen mit ihm
Kairon. Der Ruhm, gezahlt zu haben, gehört natür-
Simonides. In diesem Umfang weiß man das noch
sind günstig.
lich dir: in voller Oeffentlichkeit.
gar nicht.
Timon (auf). Ich danke dir. Aber ich habe dem Volk
Timon (plötzlich). Aber ich habe ja keine Zeit.
Timon. Du siehst, es drückt mich nicht.
Simonides. Mich drückt, daß du die Schiffe nicht
ein Odeum und nicht einen Krieg versprochen.
(Stürmt ab.)
Kairon (stärker). Fürs Volk ist es doch. Man muß
versichert hast.
Simonides (ihm nach). Deinen Wein hast du nicht
es ihm nur beibringen.
Timon. Leih mir also für zwanzig Schafe.
ausgetrunken, Timon.
wurde. Sie war ganz anders als die reizend anmutige,
tasche irgendwohin gehen, um zu fühlen, daß sie wie andere
durchaus und naw ihrem Triebleben hingegebene Kron¬
Kinder ist.
Meli.
prinzessin von Sachsen, die ich kaum zwei Jahre zuvor in
Aber nach ein paar Wochen ist auch das Spielen auf¬
Genf wiederholt zur Heimkehr bewogen hatte, die sich aber,
gegeben. Meli bekam davon Rückenschmerzen. Sie ist zu
Von Selma Lagerlös.
entzückend leichtsinnig und lächelnd, fallen ließ. Luise von
klein, sie muß bis zum nächsten Jahr warten.
Koburg war keineswegs in die Liebe verliebt, sondern mit
Jeder, der sie auf der Straße sieht, kann nicht umhin,
Was für ein Leben wird das werden, denkt man, für
der Intensität ihrer herben Persönlichkeit nur in diesen einen
zu denken: Wie unglücklich sie ist! Ein armes, backliges
eine, die so schwach und verkrüppelt ist. Wie unglücklich
Mann.
Kind, wie unglücklich sie ist! Sie ist nicht älter als sieben
sie ist!
fortgesetzt
Die Gespräche wurden jeden Vormittag
Jahre, und schon hat sie das lange Gesicht und die langen
Aber Melis Mutter merkt, daß das Kind bekümmert
Mattachich wohnte, wie ich, im Grand Hotel und kam
dünnen Hände. Wenn sie auf die Straße hinaus soll, zieht
aussieht, als sie davon spricht, daß das Spielen aufhören
müßte. „Aber das macht gar nichts, denn Meli hat zu Hause
morgens in mein Zimmer zum Frühstück. Jedesmal brachte
ihr die Mutter einen langen Mantel an, mit einem großen
ihm der Bote aus dem Hotel Mirabeau einen Brief de
so viel zu tun. Nicht wahr, Meli?"
Kragen, der in tiefen Falten über den Rücken fällt.
Prinzessin, einen großen, sechzehn bis zwanzig Seiten langen
„Ja“, sagt das Kind und nimmt seine Mutter bei der
Sie ist klein und zart, niemand würde glauben, daß sie
Brief. Jedesmal gab ihm Mattachich einen schon fertig
älter als fünf Jahre ist. Auch hat man sie bis jetzt immer
Hand und eilt heimwärts, um all die vergessenen Pflichten
bereitgehaltenen ebenso umfangreichen Brief für die Prin¬
zu erfüllen, die ihrer harren. Und die Mutter geht mit, sieht
für zu klein gehalten, um in die Schule zu gehen, aber nun,
zessin mit. Und doch waren die beiden den vorigen Tag bis
sich aber um und wirft den Vorübergehenden einen Blick zu,
zum Herbst, soll sie anfangen.
zum späten Abend beisammen gewesen.
der gewiß keinen Kummer ausdrückt, viel eher bewundernden
„Ach! Amelie, wie lustig das für dich sein wird, in di¬
Noch immer wußte niemand, an welchem Ort sich die
Stolz.
Schule zu kommen und Kameradinnen zu haben, mit denen
zwei versteckt hielten. Aber die Gespräche mit der Prinzessin
Das ist ein Blick, der einem zu denken gibt. Melis Vater
du spielen kannst. Das ist etwas anderes, als immer daheim
die in Wien zum Abdruck gebracht wurden, fanden in der
arbeitet bei einem Tischler, Melis Mutter ist ein armes Ding
bei Mutter zu hocken
ganzen Weltpresse lauten Widerhall. Erschien ein solches
die Tochter eines Grubenarbeiters. Als sie heiratete, war sie
Sie erhebt ihr kleines, durchsichtiges Gesichtchen und
Gespräch mit seinen Zeugenaussagen und Enthüllungen de
frisch, tüchtig, laut und vielleicht ein bißchen derb, ein bischen
lächelt hoffnungsvoll. Aber Kameradinnen, Schule und
Morgens in Wien, dann riefen abends auf den Boulevard¬
gewöhnlich, ja genau wie jede andere. Aber jetzt ist sie sehr
Spielen — das sind sicherlich nur tote Worte für sie. Dieses
die Camelots die Pariser Abendzeitungen aus und brüllten
verändert, ihre Stimme ist weicher geworden, und die Züge
kleine, empfindliche Wesen ist natürlich gezwungen, ein ganz
„L'affaire du Princesse de Coburg!“
werden weiblicher mit jedem Jahr. Macht das Meli?...
anderes Leben zu führen als ein gewöhnliches Kind
Bald kam ein Tag, da brachte die Pariser Presse eine
Melis Eltern haben sich ein kleines Häuschen ein paar
Und richtig, kaum daß sie mit dem Schulbesuch ange=
Wiener Meldung. Mattachich wurde vom Militärgericht für
Minuten vor der Stadt gebaut, auf dem freien, offenen Felde
fangen, hat sie auch schon wieder aufgehört. Ihre Mutter
unschuldig und rehabilitiert erklärt! Der kaiserliche Ho
dort draußen. Ihr glaubt nicht, was das für ein Platz ist!
flüstert leise, daß Meli es nicht vertrug. Sie wurde so müde
hatte ferner die geistige Gesundheit der Prinzessin offiziell
Die Stadt ist eine alte Bergwerksstadt, und vor den
daß sie den ganzen Nachmittag liegen mußte
anerkannt und ihr die persönliche Freiheit unbedingt zu
Toren standen in früheren Zeiten eine ganze Menge Schmelz¬
So gratuliert man ihr, daß sie daheim bei Mutter
gesichert!
hütten zum Rösten des Erzes. Die Hütten sind nun ver¬
bleiben darf, so wie man ihr früher gratuliert hat, von dor
Das Ziel war erreicht.
schwunden, aber die Natur hat sich gleichsam von ihnen noch
fortzukommen. „Ja, jetzt wirst du bei Mutter lesen lernen
Ein paar Tage nachher saß ich mit Mattachich, der jetzt
nicht erholen können. Sie ist wie tot, und niemand hat sie
Meli, und du mußt dir einen Hahn anschaffen, der bei jeden
wieder unter Menschen ging im Café de la Paix. Da näherte
wieder auferstehen lassen.
neuen Buchstaben, den du lernst, kräht.
sich uns mit raschem Schritt ein Herr, der Attaché der da¬
Melis Vater hat ein paar Quadratmeter vor seiner Hütte
„Nein, Meli soll noch nicht lesen lernen“, sagt ihre
maligen k. u. k. österreichisch=ungarischen Botschaft. Ein
mit einem Drahtzaun eingefriedet. Es ist vielleicht geplant,
Mutter. „Sie soll nun zuerst Klavierspielen lernen.
Graf Palffy, glaub' ich. „Servus, Mattachich“, rief er freudig
„Soll Meli spielen?“
daß da ein Garten werden soll. Aber vorderhand ist alles mit
und streckte ihm über den Tisch die Hand entgegen, „Servus
ziemlich großen grauen Felsblöcken bedeckt, und dazwischen
„Ja. Meli spielt so gerne. Und jetzt geht sie zu einer
wie geht's dir?“ Er lachte.
Lehrerin, die sie unterrichten will. Das macht Meli nich
liegen kleine kantige Schlackenstücke. Es ist dort wie über¬
Mattachich regte sich nicht, seine Mienen blieben un=
all in dieser Gegend der Stadt. Man sieht keine Erde, und es
müde, allein mit der Lehrerin in einem hübschen Zimmer zu
beweglich. Er blickte dem ehemaligen Freund traurig in die
sitzen und zu spielen. Aber in der Schule, da war so viel
wächst kein Hälmchen.
Augen und burg dabei die Hände unterm Tisch
Lärm."
Es ist ein sonniger Sommertag, und die kleine Bucklige
„Kennst' mich jetzt wieder, Palffy?“ sagte er leise.
Und dann flüstert die Mutter wieder, daß Meli irgend¬ ist in ihrem Garten, der nur aus grauen Felsblöcken und
Dann drehte er den Kopf zur Seite und schaute weg
eine Arbeit außer Hause haben muß, sie muß mit einer Schul- vielfärbigen Schlachen besteht.
Sie ist allein, denn ihre