(Mai 1915)
(Krieg)
Kriegund Kritik.
Das Verhältnis der Dichter zum Weltkrieg ist oft genug besprochen
worden.
Wie gewöhnlich aber kommen die, die der Kritik am meisten Anlass
zu Bedenken geben könnten, am besten weg, die Kritiker.
Unter den Dichtern schweigen immerhin einige, unter den Kritikern
chte
keiner.
Sie beziehen sich auf den Weltkrieg, und sie beziehen sieh auf die
Beziehung der Dichter zum Weltkrieg.
Sie passen von amtswegen sorgfältig auf, wie die Dichter sich an-
lässlich des Weltkrieges benehmen und können nicht umhin, sich zu
äussern.
Sie finden es bemerkenswert, dass manche Dichter dichten und dass
manche schweingen. Auch das Schweigen veranlasst sie nicht, selbst das
Maul zu halten, nein, sie kritisieren auch das Schweigen; sie loben es
zuweilen, wobei sie durchblicken lassen, dass der Dichter, der lange
nicht so klug und so politisch und so überlegen sei, wie der Kritiker,
am Ende nichts Besseres tun könne,
Aber auch das Privatieben des Dichters ist von ihrer Kritik nicht
gefeit. Richard Dehmel geht ins Feld, er wird photographiert, er schreibt
einen Brief an seine Kinder, der veröffentlicht wird. Man kann das mehr
oder minder geschmackvoll finden. (Ich persönlich wüsste nichts dagegen
einzuwenden.) Der Kritiker bemängelt es. Erdient in der Photographie,
in den veröffentlichten Brief eine Eitelkeit, die der Zeit, die des
Dichters nicht würdig ist. Denn der Kritiker ist nie eitel, er lässt
sich nie photographieren, und veröffentlicht stets nur Artikel, durch
die er die Sache der Menschheit fördert.
(Gut. Der Dichter schreibt einen Brief an seine Kinder. Er ist immer
(Krieg)
Kriegund Kritik.
Das Verhältnis der Dichter zum Weltkrieg ist oft genug besprochen
worden.
Wie gewöhnlich aber kommen die, die der Kritik am meisten Anlass
zu Bedenken geben könnten, am besten weg, die Kritiker.
Unter den Dichtern schweigen immerhin einige, unter den Kritikern
chte
keiner.
Sie beziehen sich auf den Weltkrieg, und sie beziehen sieh auf die
Beziehung der Dichter zum Weltkrieg.
Sie passen von amtswegen sorgfältig auf, wie die Dichter sich an-
lässlich des Weltkrieges benehmen und können nicht umhin, sich zu
äussern.
Sie finden es bemerkenswert, dass manche Dichter dichten und dass
manche schweingen. Auch das Schweigen veranlasst sie nicht, selbst das
Maul zu halten, nein, sie kritisieren auch das Schweigen; sie loben es
zuweilen, wobei sie durchblicken lassen, dass der Dichter, der lange
nicht so klug und so politisch und so überlegen sei, wie der Kritiker,
am Ende nichts Besseres tun könne,
Aber auch das Privatieben des Dichters ist von ihrer Kritik nicht
gefeit. Richard Dehmel geht ins Feld, er wird photographiert, er schreibt
einen Brief an seine Kinder, der veröffentlicht wird. Man kann das mehr
oder minder geschmackvoll finden. (Ich persönlich wüsste nichts dagegen
einzuwenden.) Der Kritiker bemängelt es. Erdient in der Photographie,
in den veröffentlichten Brief eine Eitelkeit, die der Zeit, die des
Dichters nicht würdig ist. Denn der Kritiker ist nie eitel, er lässt
sich nie photographieren, und veröffentlicht stets nur Artikel, durch
die er die Sache der Menschheit fördert.
(Gut. Der Dichter schreibt einen Brief an seine Kinder. Er ist immer