A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 38

Rabenau: Saublatt (Will es ihm entreissen)
Leibolt: Lass doch, es ist ja eine Wiener Zeitung. Sie berichtet
nur, was in den Pariser Journalen zu lesen steht. - Oder meinst
Du etwa ich versteh französisch.
Baumann: Die Schwindler! Die Schwadroneure!
Rabenau: Die Hunde.
Kribbling: Schweigt. So durftet Ihr früher reden und es war dumm
und begonnen
genug! Nun aber ist der Krieg erklärt, das ist just ebenso,
wie wenn zwei auf der Mensur sich gegenüberstehn, da wird nicht
mehr geschimpft, da wird gefochten. Und den ehrlichen Feind
bringt man in aller Höflichkeit um.
Rabenau: Napoleon ein ehrlicher Feind!..Die Franzosen eherliche
Feindel...
Leibolt: Ehrlich oder nicht... soll doch ganz nette Kerle unter
ihnen geben - nicht Roserl? Wie wars vor vier Jahren? Bei Euch
im Haus war ja einer einquartiert.
Roserl: Was weiss ich? Damals war ich sechzehn und hab ihn, weiss
Gott, nicht einmal angesehn.
Rabenau: Donnerwetter, so weiss sie gar nicht,ob der Vater ihres
Kindes einen Schnurrbart gehabt hat oder nicht.
(Gelächter)
Roserl: Glaubt ihm nicht...
Schellbacher (sehr feiner, etwas süsslicher junger Mensch): Wir
wollen was singen, meine Herren. Ein schönes Lied, wie es sich
schickt zum Abschied von unsern Damen. Ich habe hier ein wun-
derliebliches Poem mitgebracht, das keinen Geringern zum Ver-
fasser hat, als unsern edeln vaterländischen Dichter, den
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