A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 62

Dann mein Frau vor fünfundfünfzig. Dann meine zweite, das war
aber schon eher eine Gemahlin, vor vierzig. Dann fünf Söhne
und drei Töchter und so ungefähr dreissig xxx) Das
letzte Enkelkind, das war die Mutter von der Kleinen. Ist auch
schon sieben Jahr her. Na, und seitdem is Ruh.
Wachshuber (gibt der Kleinen ein Zuckerl): Da hast was, Kleine.
Sie darf schon, was, Herr Urgrossvater?
Frau Föderl: Haben's vielleicht die zwei jungen Leut gekannt?
Der uralte Herr: Was denn für junge Leut?
Frau Föderl: Die heut begraben werden. Die Agathe Klaehr von der
Buchhändlerswitwe in der Teinfaltstrasse und den Franzosen,
Graf soll er g'wesen sein.
Wachshuber: Prinz, wenns gefällig is, Prinz.
Schreubler: Aber keine Spur! Auch kein Graf nicht einmal!
Der uralte Herr: Junge Leut? Wie alt sind sie denn g'wesen?
Wachshuber: Das Mädel war siebzehn. Und der Prinz, wie alt wird denn
der g' wesen sein..Na, sag ma halt zweiundzwanzig.
Der uralte Herr: Siebzehn und zweiundzwanzig...Na, rechne einmal
zusammen, Greterl.
Das kleine Mädchen: Neununddreissig.
Der uralte Herr: Neununddreissig! - Und ich bin dreiundneunzig...Das
ist ein Nummero, was? (Seezt sich auf einen Grabstein) Was
hat ihnen denn g'fehlt?
Frau Grinzinger: Nicht hat ihnen g'fehlt. Ins Wasser sind sie ge-
gangen.
Leopoldine (weint).
Der uralte Herr: Warum sind sie denn ins Wasser gegangen?
Frau Grinzinger: Ja, Umgebracht haben sie sich halt.
— 57 -