A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 290

Darf ich mir die Frage erlauben, wie sich Ihr tapferer Herr
Kamerad befindet?
Trembly: Nicht zum besten, Herr Berger.
Berger: Schade, schade. Tut mir wirklich sehr leid. Es wird den
Herrn Major vielleicht interessieren, von einer halben Stund
ist der Marschall Lannes in der Hofburg seinen Verwundungen
erlegen.
Trembly: Man war darauf gefasst.
Berger: Das wird Sr. Majestät sehr nahe gehn. Der Marschall soll
ja ein besonderer Liebling Sr. Majestät gewesen sein.
Trembly: En war ein ausgezeichneter General.)
Berger: Ja, das war ein Tag! oder vielmehr zwei Tage, Herr Major...
werp
da werden noch die Kinder und Kindeskinder dran denken! Ich
wai davon m'enabler
kaen nämlich auch ein bissel mitreden, ich hab' zug' schaut.
es jaost
Trembly: Ja, man sagt, dass wir auf den Türmen ein sehr aufmerk-
sames Publikum gehabt haben....
Berger: Ich war auf keinem Turm, Herr Major - ich war bei einem
guten Bekannten der ein Haus auf der Mölkerbastel, der
hat mich mit aufs Dach genommen, hat mir auch sein Fernrohr
geliehn. Es gehört freilich einigewisse Uebung dazu, durch
so ein Instrument was zu sehnt. Aber einmal hab ich ganz deut-
lich eine Kavallerieattacke beobachtet (da hat
g'sehn und wirbeln - und alles war Rauch und staub...
plötzlich war wieder gar nichts da - wie wegg' wischt die ganze
Abteilung. Ich weiss nicht, warens unerige - oder waren es die
werten Einde... aber wie grossartig das ausg'schaut hat...da
haben Sie keine Ahnung, Herr Major, (vielleicht) Das heisst,
entschuldigen Herr Major....
Lannes & 31. Mai
- 193 -
1809