A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 292

rembly: Von einem Dach aus hab ich so was wirklich noch niehren gesehn. Adieu,
Herr Berger. Guten Tag, meine Damen. (Ab ins Nebenzimmer.)
erger: Ein sehr ein umgänglicher Herr, Wirklich wenn er auch ein
Franzos ist es freut mich, dass sie ihm den Schädel nicht
ganz eingeschlagen haben. Obzwar - die Folgen zeigen sich
manchmal erst später.
Frau Berger: Und der andre da drin? Gehts dem wirklich so schlecht?
Frau Klaehr: Ja, es geht zu Ende.
Frau Berger: Die bei uns einquartiert waren, die drei, von denen
ist keiner zurückgekommen/
Berger: Macht nichts, heut kriegen wir schon wieder neue. Nassauer,
heissts. Ja, man komnt nicht zur Ruhe, es ist schrecklich.
(Zu Frau Berger) Haet schon der Frau Klaehr erzählt, dass wir
grad in der/Reitschul waren bei der Anna - in der Reitschul,
haha.. das ist jetzt ein ganz ein neues Wörterbuch, Reitschul
sagt man und meint Spital, Hofstallung sagt man and meint
Gefängnis, Kapuzinerkirchen sagt man und meint Wachstuben.
Frau Berger: Ob man dafür nicht wenigstens ein andres Lekal hätt
finden können!
Frau Klaehr: Wie gehts denn der Anna? (wie hält sie denn den Dienst
wälleitet
Berger: — Wir haben grad nur einen Sipfel von ihrer weissen Hauben
Drei Tag und drei Nächt ist sie nicht aus den Klei-
und Nade¬
dern gekommen. Hat sie das nötig gehabt, frag ich.
Frau Berger: Sie haben ja da eine halbe Semmel, Frau Klaehr
haben Sie denn die gekriegt?
Frau Klachr: Leicht ists nicht gewesen. Von drei Uhr in der Früh
war die Kathi ang' stellt und mit ganz zerfetzten Kleidern ist
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