A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 408

Stiege, der Gatte folgt grimmig und verstört.)
Ein Bettler (zu der Gruppe rechts): Bitt schön, ein Almosen. Ich
bin von Aspern. Mein Haus und Hof ist abgebrannt. Fünf Kinder
hab' ich zu Haus, die schlafen in einer Schupfen.
(Er wird beschenkt.)
Bradl: Hab selber nichts... Das ist schon nicht mehr zum aushalten,
mit der Bettelei..Es ist ja schon ein wahrer Geschäftssweig..
Die Hälfte sind Schwindler.
Berger
(tot abenkhekzugstieten): Oh, in Aspern da siehts gar trau-
Je
rig aus... Ich hab mir gestern angeschaut..die ganz Gegend...
Einige: Ah...In Aspern waren' S'? - Ich war auch neulich dort.
(Berger: Schutt und Asche überall, nackte Mauern und) keine ganze
Fensterscheiben und die Felder zertreten, da wachst in Jahren
kein Halm mehr... Und das interessanteste und... das ergrei-
fendste - dan sind die ausgeworfenen kleinen und grossen Erd-
hügel, wo unsre braven Soldaten drunter liegen...
Schreubler: Und die andere auch...
Weber:
Sind auch brav gewesen die andern.
Bradl: Und wären manche lieber bei uns gewesen...
Frau Föderl: Ich begreif nur nicht, dass Sie sich so was trauftes
noch anschaun gehn, Herr Berger. Dass Sie zu so was aufge-
legt sind! Wo doch Ihr armes Töchterl erst vor vierzehn Tagen
gestorben ist.
Berger: Grad darun, grad darum. Ich versicher Ihnen, Frau Föderl,
das is eher ein Trost. Schauns, ich denk mir halt immer, mein
von den unglücksehenen
armes Annerl, das ist nicht auch ein Opfer- des Kriegs es muss.
ihr schon so bestimmt gewesen sein. Denn hat sies nötig
g'habt? Aber wenn sich ein junges Mädel was in den Kopf setzt...
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